Vor einigen Jahren ist der Wolf in die Region zurückgekehrt. Schäfer und Weidetierhalter beklagen seitdem immer wieder Wolfsrisse. In der Nacht von Sonntag auf Montag (12./13.3.) haben ein oder mehrere Wölfe auf einer Wiese in Voerde vier Schafe getötet. „Es wird Zeit zu handeln“, sagen deshalb die Bundestagsabgeordnete Sabine Weiss (CDU) und die Landtagsabgeordnete Charlotte Quik (CDU) aus Wesel.
Beide setzen sich schon seit Jahren für bessere Rahmenbedingungen für ein konsequentes Wolfs-Management ein. „Biodiversität und die ökologisch wichtige Rolle des Wolfes dürfen nicht über das Wohl und die Sicherheit von Bürgerinnen und Bürgern gestellt werden“, so Weiss und Quik.
„Als wir uns im Juni 2020 mit Schäfern, Landwirten und anderen Betroffenen bei Schäfer Maik Dünow getroffen haben, hieß es, keine Schutzmaßnahme greife, und sei sie noch so kostspielig. Das war keine Übertreibung“, beklagt Sabine Weiss. Der Wolf habe gelernt, Zäune zu überwinden, auch elektrische, sei bei seinen Beutezügen immer näher an Höfe oder Wohnbebauung herangekommen und durchstreife jetzt sogar die Städte.
„Wer jetzt noch auf ein friedliches Zusammenleben von Mensch und auffälligen Wölfen hier am Niederrhein setzt, handelt verantwortungslos“, konstatieren Sabine Weiss und Charlotte Quik.
„Entnahme erleichtern“
„Der Wolf genießt einen hohen Schutzstatus in der Flora-Fauna-Habitat-Gesetzgebung der Europäischen Union. Keiner will das Raubtier wieder ausrotten.“ Aber in den Habitat-Richtlinien heiße es auch, dass die Mitgliedstaaten Maßnahmen ergreifen könnten, wenn es im Interesse der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit liege oder wenn schwere Schäden etwa am Vieh zu erwarten seien.
„Da es den politischen Willen gibt, die Sicherheit des Menschen als höchstes Ziel anzuerkennen, müssen wir Rahmenbedingungen für ein Wolfs-Management gestalten, die dieses Ziel konsequent ermöglicht. Dazu gehören auch eine Anpassung des Schutzstatus auf EU-Ebene sowie Bewertung des Erhaltungszustandes auf Bundesebene, um die rechtssichere Entnahme vor Ort zu erleichtern“, so Weiss und Quik.
„Möglichkeiten nutzen“
Kritik an den beiden CDU-Abgeordneten äußerte nun der SPD-Landtagsabgeordnete René Schneider aus dem Kreis Wesel. Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion zeigte sich verwundert über ihre Äußerungen. „Wenn Zeit zum Handeln ist, frage ich mich, warum die CDU-geführte Landesregierung nichts tut“ sagt er.
„Das Zählen von Attacken und Wölfen allein reicht längst nicht mehr aus. Die Wirksamkeit des Weidetierschutzes muss verbessert und die Möglichkeiten der Wolfsverordnung auch genutzt werden“, teilt er mit. „Der Umweltminister kann eine Vergrämung anordnen, also das Verscheuchen von Wölfen, die Siedlungen zu nahe kommen. Und seine Möglichkeiten reichen bis zur Entnahme von Wölfen“, so Schneider.
„Mit Faust auf den Tisch hauen“
Die neuerliche Einlassung seiner CDU-Kollegin Charlotte Quik hält er deshalb für wenig zielführend. „Zu Hause im Wahlkreis zeigt sie immer mit dem Finger auf andere, statt in Düsseldorf mal mit der Faust auf den Tisch zu hauen“, so der umweltpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, der erst am vergangenen Mittwoch (15.3.) Umweltminister Oliver Krischer zu den aktuellen Vorfällen im Ausschuss befragen konnte.
„Seine Signale stehen jedoch ganz klar auf Abwarten“, berichtet der Umweltpolitiker. Nach Krischers Worten habe sich die Situation vor Ort entspannt, weil die Risszahlen seit Langem rückläufig seien. „Konkret habe ich den Minister gefragt, ob er über eine Vergrämung des Wolfes nachdenke. Selbst dazu wollte er sich nicht festlegen“, so Schneider weiter.
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