Polarisierte Wolfs-Debatte Verein unterstellt Schermbecker Schafhaltern Riss-Fakes

Verein unterstellt Schermbecker Schafhaltern Riss-Fakes
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14 Schafe wurden seit dem 19. Juli laut der AG Wolf des Gahlener Bürgerforums in Schermbeck attackiert. Meistens mit tödlichem Ausgang. Noch ist nicht bewiesen, dass es sich dabei um Wölfe als Verursacher handelte. Aber das Muster, dass die Risse zu dieser Zeit wieder deutlich in die Höhe schnellen, hat sich in den vergangenen Jahren beim Schermbecker Wolfsrudel erfahrungsgemäß immer wieder bestätigt.

„In der Natur der Sache“, so LANUV-Sprecher Wilhelm Deitermann, liege es, dass bei Rudelbildung nun mehr Fleischbedarf entstehe. Heißt: Eventuelle Nachkommen der Wölfe müssen mit Nahrung versorgt werden.

„Scharfkantiger Schnitt“

Der Verein Wolfsschutz Deutschland, der sich bereits in den vergangenen Jahren immer wieder gegen den Abschuss von Wölfin Gloria ausgesprochen hatte, äußert nun auf seiner Homepage einen Verdacht. Dabei stützen sie sich auf ein Foto, das von der AG Wolf des Bürgerforums Gahlen nach den Rissen vom 19. Juli (ein totes, zwei verletzte Schafe) veröffentlicht wurde und auf dem ein getötetes Schaf zu sehen ist, bei dem eine Keule fehlte. „Schaut man sich den scharfkantigen Schnitt der Wunde an, so liegt die Vermutung nahe, dass die Keule auch herausgeschnitten sein könnte. Wölfe sind kaum mit dem Messer unterwegs“, so der Verein.

Der Verein stellt die provokante Frage: „Waren hier etwa in Wirklichkeit zweibeinige Räuber unterwegs oder sind die Schafe durch Krankheit gestorben?“ Und spricht von möglichen „Riss-Fakes“ und einer „Märchenstunde“ im Territorium Schermbeck.

„Kein Nachweis“

Was ist von diesem Verdacht zu halten? LANUV-Sprecher Wilhelm Deitermann will dies nicht bewerten. Seitens des Halters sei der Riss verspätet gemeldet worden und eine amtliche Rissprotokollierung nicht erwünscht gewesen. „Von unserer Seite gab es damit keinen Nachweis auf eine Wolfsbeteiligung. Punkt!“

In der Vergangenheit hatten Schafhalter in Schermbeck Risse teilweise nicht gemeldet oder protokollieren lassen, weil ihnen der Aufwand im Vergleich zur gezahlten Entschädigung finanziell und zeitlich unverhältnismäßig erschien.

Dafür hat Deitermann Verständnis, wirbt aber deutlich dafür, dass alle Hinweise auf Wölfe im Gebiet dem LANUV gemeldet werden - unabhängig von der Frage der Entschädigung. Alles könne für das wissenschaftliche Monitoring wichtig sein. Es gehe darum, „so viel Wissen wie möglich zusammenzutragen.“

Wilhelm Deitermann, Sprecher des LANUV
Wilhelm Deitermann ist Sprecher des LANUV. © Claudia Brinkmann (A)

„Spendenbettelverein“

Ein Vertreter der AG Wolf des Gahlener Bürgerforums, der namentlich nicht genannt werden möchte, hat zu Wolfsschutz Deutschland eine klare Meinung: „Ich persönlich halte von denen gar nichts.“ Er bezeichnet die Organisation als „Spendenbettelverein“. Zu dem Verdacht der vorgetäuschten Risse sagt der AG-Wolf-Vertreter: „Wie die Leute auf so schräge Ideen kommen, müssen die Leute für sich selbst entscheiden.“

Er sei kein Wolfsgegner, betont der Schermbecker, aber es müsse ein vernünftiges Wolfs-Management her. Mit dem betroffenen Tierhalter steht der Mitarbeiter von AG Wolf in direktem Kontakt und informierte ihn auch über den Verdacht des Vereins. Der Schafhalter habe dies direkt als „Fake-News“ bezeichnet.

Geschockt nach der Attacke

Der Tierhalter sei nach der Attacke auf seine Tiere geschockt gewesen und habe sich zunächst um die beiden verletzten Schafe gekümmert. „Ich kann das nachvollziehen“, so der AG-Wolf-Vertreter. Dem Halter sei es zudem nicht um die finanzielle Entschädigung gegangen.

„Auf der anderen Seite wäre eine Meldung bei so einem Zaun schon gut gewesen“, um der Öffentlichkeit zu zeigen: „Wir können bauen, was wir wollen.“ Zu der Umzäunung der Schafe, die ebenfalls von Wolfsschutz Deutschland kritisiert worden war, sagt der Vertreter des Bürgerforums: „Das sind meiner Meinung nach die besten Zäune, die es gibt.“