„Eine klassische Hausfinanzierung über 250.000 Euro kostet nicht mehr 208 Euro monatliche Zinskosten, sondern 833 Euro.“ Das sagte Rainer Schwarz, Vorstand der Volksbank Schermbeck, am Mittwoch (25. Januar). Dieses Beispiel zeigt die Zins- und Finanzentwicklung der vergangenen Monate eindrucksvoll.
Der Volksbank-Vorstand in Schermbeck informierte im Gespräch über das vergangene Geschäftsjahr. Die wichtige Frage war: Was bedeutet das für die Menschen in Schermbeck?
Schwarz holte weit aus. Er sprach vom Kölner Dom, der aufgrund der Energiekrise nachts unsichtbar geworden ist. „Alles eine Folge des Ukraine-Krieges und der darauf folgenden Energiekrise.“ Dazu trifft die Inflation die Wirtschaft und die Privathaushalte.
Im Ergebnis bedeute das, dass die Privathaushalte – auch in Schermbeck – unter Druck geraten durch steigende Wohnkosten, so Schwarz. Zins-Anleger würden durch die Inflation unter Druck geraten. Aktien-Anleger durch steigende Zinsen. Bauwillige durch noch hohe Immobilienpreise und stark gestiegene Finanzierungskosten. „Der Mittelstand ächzt unter steigenden Kosten der Produktionsgüter, dem politisch gewollten Umbau der Energieversorgung und dem Fachkräftemangel.“
In diesem komplexen Umfeld bewege sich aktuell das Land. Unter diesen Gegebenheiten sei auch das Geschäftsjahr 2022 der Volksbank Schermbeck zu betrachten, sagte Vorstand Norbert Scholtholt. Unter unter diesen Gegebenheiten sei es allerdings auch gut gewesen.
Kundenvolumen gesteigert
Die Volksbank in Schermbeck konnte das betreute Kundenvolumen um 4,1 Prozent steigern. „In Summe sind das 1,4 Milliarden Euro an Kundenkrediten und angelegten Kundengeldern, die durch die Profis der Volksbank Schermbeck beraten und betreut werden“, so Scholtholt.
Auch das Aktivvolumen konnte die Volksbank Schermbeck steigern – um 7,3 Prozent. „Dahinter stecken 104,6 Millionen Euro neuer Kredite, mit denen wir 267 unserer Mitglieder und Kunden versorgt haben.“ Scholtholt allerdings einordnend weiter: „Diese Steigerung von 7,3 Prozent sieht natürlich sehr gut aus. Allerdings müssen wir feststellen, dass dies im Großen und Ganzen das Geschäft des ersten Halbjahres 2022 war. Nach den Zinsanstiegen und der hohen Inflation überwog dann in der zweiten Jahreshälfte eher die Skepsis und Zurückhaltung. Somit rechnen wir für 2023 mit einem deutlich verhalteneren Kreditwachstum.“
Berichten konnte Scholtholt zudem, dass „der Zins zurück ist“. Das Passivvolumen der Volksbank in Schermbeck ist um 1,9 Prozent gestiegen. „Kündigungsgelder, Sparbriefe und auch Kombinationen von Investmentanlagen und Sparbriefen sorgten hier für ein solides Wachstum.“

Eine Rekordsumme von mehr als 21 Millionen Euro erzielte die Bank im Bausparneugeschäft. „Hier erkennen wir die Sorge unserer bauwilligen Kunden vor weiteren Zinsanstiegen für Baukredite“, so Scholtholt.
Das gute Ergebnis sei „auf den ersten Blick also gut und zufriedenstellend“. Intensiv beschäftigt hat den Vorstand aber der massive Zinsanstieg der vergangenen Monate. Der habe direkte Auswirkungen auf die Zinsergebnisse und auf die Kurse der Wertpapiere der Volksbank in Schermbeck. Durch verpflichtende Anleihen in Wertpapiere zur Liquiditätssteuerung sei das Jahresergebnis zum großen Teil verplant.
Scholtholt erklärt: „Diese Beträge müssen wir also aus dem Betriebsergebnis abziehen, leider aber nicht aus der zu zahlenden Steuerlast. Wenn dann der Fiskus zugegriffen hat, ist ein weiterer großer Teil unseres Ergebnisses dahin. Hier trifft es uns also doppelt.“ Der Steueraufwand für die Volksbank beträgt rund 2,3 Millionen Euro. Rund die Hälfte davon ist Gewerbesteuer.
„Attraktive Dividende“
„Nach Abzug des Bewertungsergebnisses für unsere eigenen Wertpapiere sowie der Zahlung der Steuer verbleibt dann deutlich weniger“, sagte Scholtholt. „Damit ist die gesetzlich geforderte Eigenkapitalbildung schwierig.“ Die Volksbank Schermbeck werde nichtsdestotrotz seinen Mitgliedern weiter eine „attraktive Dividende“ zahlen können, so der Vorstand.
Die soll sich zwischen 3 und 4 Prozent einpendeln, erklärte Scholtholt. Rainer Schwarz ordnete ein: „In Schermbeck kann man sich bis zu 6000 Euro beteiligen. Bei vier Prozent sind das 240 Euro Dividende. In anderen Orten bekommt man 10 Prozent Dividende, aber kann sich nur bis zu 500 Euro beteiligen.“
Eine Personalie verkündete zuletzt noch Stefan Korte: Der Vorstand wird Thomas Aehling zum 1. Februar zum Prokuristen in der Volksbank Schermbeck bestellen. Aehling leitet seit Herbst die Kreditabteilung.