Für die Verkehrsteilnehmer in Schermbeck ist der aktuell laufende Verkehrsversuch eine große Herausforderung. Gewohnte Wege können sie aufgrund der Sperrungen der Mittelstraße, Landwehr und Kapellenweg nicht mehr fahren. Wer von Süden in Richtung Norden will, kann den Ort zwar über die Marellenkämpe kleinräumig umfahren. Wer dagegen von Norden nach Süden will, muss den großen Umweg über die B58 nehmen. Doch nicht alle halten sich daran.
Einige Autofahrer nutzen stattdessen als Nord-/Südverbindung die Kastanienstraße zwischen „Schlenke“ und Ahornstraße im Ortskern. Die ist allerdings eine Spielstraße – und nur für den Anwohnerverkehr gedacht.
Die Anwohnerin Sylvia Sohn-Baak und ihren Mann Hendrik Sohn stört das. „Ich bin entsetzt über den Durchgangsverkehr, der sich seit dem Verkehrsversuch durch unsere kleine Straße schlängelt“, sagt die Anwohnerin.
Beide sorgen sich um die Kinder, die auf der Straße spielen oder zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule gehen und fahren. „Gleichzeitig fahren Autos rücksichtslos und mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit durch unsere Straße“, so Sohn-Baak. Auch Transporter würden die Straße nutzen, um zu ihren Betrieben zu kommen.
„Das kann nicht sein“, meint die Anwohnerin. „Es können nicht drei Nord-Süd-Achsen zu Lasten einer Spielstraße gesperrt werden. Wo bleibt da die Verhältnismäßigkeit?“

Bei einem Besuch vor Ort zeigt sich, dass mehr Pkw und Transporter durch die Straße fahren, als für ein Wohngebiet erwartbar wären. Auffallend zudem: Viele fahren schneller als die erlaubte Schrittgeschwindigkeit.
Der Verwaltung sei das Problem mit der Kastanienstraße bekannt, sagte Bürgermeister Mike Rexforth auf Anfrage dieser Redaktion. Gerade temporär – im Berufsverkehr morgens und nachmittags – sei dort ein höheres Verkehrsaufkommen zu beobachten.
Über Hinweise von Anwohnern über Probleme während des Versuches – egal auf welcher Straße – sei die Verwaltung dankbar. „Wir nehmen diese Hinweise mit in den „Arbeitskreis Verkehrsversuch“. Der bewertet dann die Situation, ob man dort zu einer anderen Lösung kommen kann.“
Umsetzen, aber beobachten
Einen Vorschlag hätte sie, sagt Sylvia Sohn-Baak, wie der Verkehr in Schermbeck besser geleitet werden könnte. „Es wäre sehr einfach gewesen, den Verkehr zu entzerren, in dem man die Mittelstraße in Nord-Süd-Richtung und den Kapellenweg in Süd-Nordrichtung zu jeweils einer Einbahnstraße gemacht hätte.“
Rexforth zu diesem Vorschlag: „Wir müssen den politischen Beschluss umsetzen.“ Auf der anderen Seite beobachte man den Verkehrsversuch laufend. Verwaltung und Politik hatten sich im Vorfeld des Versuches ganz bewusst die Möglichkeit offengelassen, gegebenenfalls nachsteuern zu können.
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