Die Umfrageergebnisse zum Verkehrskonzept für Schermbeck sind online. Die Planungsbüros „Runge IVP“ und „Junker + Kruse“ haben die verschiedenen Antworten und Anregungen ausgewertet. Insgesamt haben sich 1.296 Personen an der Umfrage beteiligt. Die Schermbecker sprachen sich dabei vor allem für ein Szenario für die Mittelstraße aus.
Vor allem im Fuß- und Radverkehr (70 und 83 Prozent) sahen sie Potenzial, um den Verkehr zu verlagern. Der Busverkehr dagegen sei keine Alternative, sagten 83 Prozent.
Das Planungsbüro erkannte bei der Vorstellung des Verkehrskonzeptes im November 2022, dass die Schermbecker zu oft aufs Auto greifen. Pro 1.000 Einwohner gibt es in Schermbeck 713 Autos. Bei der Umfrage wurde deshalb gezielt danach gefragt, was die Schermbecker zum Umstieg auf andere Verkehrsmittel bewegen könnte.
Besonders bessere Radwege stellen ein Motiv für 47 Prozent der Teilnehmenden dar, auf das Auto zu verzichten. 35 Prozent würde ein besseres ÖPNV-Angebot bewegen. Ein Fünftel der Beteiligten hält es für „prinzipiell nicht möglich“, aufs Auto zu verzichten.
Verkehrsführung Mittelstraße
Es ist vielleicht das zentralste Thema des Verkehrskonzeptes für Schermbeck: Wie soll zukünftig der Verkehr durch die Mittelstraße aussehen? Die Planungsbüros hatten drei Szenarien erarbeitet:
- Szenario 1 - Öffnung der Marellenkämpe: 72 Prozent der Beteiligten befürworteten die Öffnung der Marellenkämpe, 24 Prozent lehnten sie ab. Von den 123 Beteiligten aus dem Quartier Marellenkämpe waren allerdings 60 Prozent gegen eine Öffnung, 15 Prozent waren dafür.
- Szenario 2a - Nord-Süd-Netztrennung für den Kfz-Verkehr: Szenario 2a würde der Vermeidung von Durchgangsverkehr und der Verlagerung von Kfz-Verkehr aus dem Zentrum in die umliegenden Straßen dienen. Die Netztrennung besteht in der Abbindung kurzer Straßenabschnitte, etwa in der Mittelstraße, der Landwehr und dem Kapellenweg. Bei dieser Frage waren die Meinungen relativ gleichmäßig verteilt: 36 Prozent befürworteten die Netztrennung, 32 Prozent waren dagegen. 29 Prozent sprachen sich für eine Einrichtung auf Probe aus.
- Szenario 2b - Nord-Süd-Netztrennung, gleichzeitige Öffnung von Ost-West-Verbindungen: Szenario 2b beinhaltet die in 2a beschriebene Netztrennung bei gleichzeitiger Öffnung von Ost-West-Verbindungen (Marellenkämpe, Eschenstraße, Pastoratsweg). Hierdurch soll neben der Verlagerung des Kfz-Verkehrs aus der Mittelstraße eine insgesamt „gerechtere“ Verteilung erreicht werden. Bei dieser Frage sind die Meinungen ebenfalls geteilt: 51 Prozent waren für und 41 Prozent gegen die Öffnung im Zusammenhang mit einer Netztrennung.
Das Szenario 1 landete für die Schermbecker dementsprechend auf Platz eins. Auf Platz zwei folgt Szenario 2b und auf Platz drei Szenario 2a.
Verkehrsführung Mittelstraße
Für die Mittelstraße wünschen sich die Schermbecker eine Einbahnstraßenregelung. Die Beibehaltung des Status quo erhielt kaum Zustimmung (12 Prozent). Insgesamt 63 Prozent sprachen sich für eine eingeschränkte Durchfahrbarkeit aus, 35 Prozent für eine Einbahnstraßenregelung (Szenario 1) und 27 Prozent für eine vollständige Sperrung für den Kfz-Verkehr bei gleichzeitiger Einrichtung einer Fahrradstraße.
Fußverkehr
Das Planungsbüro schlug unter anderem verschiedene Maßnahmen für den Fußverkehr vor. 92 Prozent der Teilnehmenden wünschten sich einen verkehrssicheren Ausbau der Gehwege, für 69 Prozent war dies „wichtig“. Bei den übrigen Maßnahmen wie „Aufwertung der Fußwegeachse Prozessionsweg“ „Aufwertung der Fußwegeachse entlang des Mühlenbachs“ oder „Ausbau der Gehwege entlang der Schienebergstege“ waren nur gut die Hälfte der Meinung, dass diese Maßnahmen wichtig und gut geeignet sind, den Fußgängerverkehr in Schermbeck zu verbessern.
Radverkehr
Die vorgeschlagenen Maßnahmen für den Radverkehr fanden dabei überwiegend positive Rückmeldungen. Die Maßnahmen „Schutzstreifen L607 Erler Straße/Mittelstraße“, „Ausbau von Radachsen abseits von Verkehrsstraßen“, „Fahrradachse Schermbeck Ortskern - Gahlen“ und „Konzept für Radabstellanlagen im Zentrum“ beurteilten die überwiegende Mehrheit als positiv und wirkungsvoll (61 bis 75 Prozent).

ÖPNV
Die für den ÖPNV vorgeschlagenen Maßnahmen wurden von der überwiegenden Mehrheit als grundsätzlich positiv beurteilt. Die Einrichtung der Schnellbuslinie X05 (Wesel-Schermbeck-Dorsten) hat von den Teilnehmenden großen Zuspruch erhalten. 72 Prozent sahen sie als „wichtig“ an, 90 Prozent als „positiv“.
Der Umbau der Haltestelle am Rathaus zu einem zentralen Busbahnhof würde allerdings für 51 Prozent der Schermbecker den ÖPNV in Schermbeck nicht oder nur unwesentlich verbessern. Geteilter Meinung waren die Schermbeck ebenso bei der Maßnahme „Etablierung eines Bürgerbusses“.
Kfz-Verkehr
Die vorgeschlagenen Maßnahmen, um den Kfz-Verkehr in Schermbeck zu verringern, beurteilte die überwiegende Mehrheit als grundsätzlich positiv (52 bis 63 Prozent „wichtig“, 76 bis 86 Prozent positiv). Darunter fallen beispielsweise ein restriktives Parkraumkonzept im Zentrum sowie Kfz-Straßensperrungen, die das Autofahren im Ortskern erschweren. Vor allem ein schulisches Mobilitätsmanagement, wie beispielsweise einen Schulwegeplan oder Aufklärungsprogramme, würden die Schermbecker begrüßen.
Im nächsten Schritt erfolgt eine Beratung zum Thema in der 15. Sitzung des Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschusses am 7. Februar 2023. Das Ergebnis der Umfrage ist auf der Homepage der Gemeinde Schermbeck oder zu den Öffnungszeiten des Rathauses im Offenlageraum, Zimmer 322, einsehbar.
Verkehrskonzept Ortskern: Schermbecker wollen Verkehrsführung verändern
Verkehrskonzept Schermbeck: Hört auf zu reden, sondern handelt endlich!
Verkehrskonzept Schermbeck: „Das Optimum, was bislang dargestellt wurde"