Einer Turmhügelburg (Motte) ist der Spielplatz im nun abgeschlossenen Baugebiet Borgskamp nachempfunden, der von Vertretern der Schermbecker Boden GmbH am Freitag offiziell der Gemeinde übergeben wurde.

© Berthold Fehmer

Spielplatz mit 1000-jähriger Geschichte übergeben

rnBorgskamp

Es dürfte der geschichtsträchtigste Spielplatz in der Region sein, der Freitag offiziell der Gemeinde am Borgskamp übergeben wurde. Auch eine Ausstellung erinnert nun an den Fund der Motte.

Schermbeck

, 11.09.2020, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eine Motte? Dass dies nicht nur ein Insekt, sondern eine Turmhügelburg sein kann, wussten vor 2014 nur wenige Schermbecker. Dann wurde bei Arbeiten im neuen Baugebiet Borgskamp Spuren einer solchen Burg gefunden. Volksbankvorstand Rainer Schwarz von der Schermbecker Boden GmbH, die Entwicklung, Erschließung und Vermarktung übernommen hatte, erinnerte sich am Freitag an „schlaflose Nächte“.

Friedrich Häfemeier von der Nispa nannte den Fund ein „Abenteuer“. Schließlich bedrohten der Fund und die anschließenden archäologischen Arbeiten die Zeitpläne und sorgten auch dafür, dass beispielsweise im Bereich der Motte Häuser nicht mehr unterkellert werden durften. Auf 50.000 Quadratmetern entstanden im Laufe der Jahre 80 Baugrundstücke. 30 bis 35 Millionen Euro seien in die Häuser investiert worden - „ein Riesenkonjunkturprogramm für die heimischen Bauunternehmer“.

Im Heimathaus ist in der neuen Ausstellung ein Modell einer Turmhügelburg zu sehen.

Im Heimathaus ist in der neuen Ausstellung ein Modell einer Turmhügelburg zu sehen. © Berthold Fehmer

Bei der Frage, wie der Spielplatz im Baugebiet aussehen sollte, hatte Ingrid Brinkmann von der Gemeindeverwaltung die Idee, das Thema Turmhügelburg auch für die Kinder erspielbar zu machen. „So was haben wir im ganzen Schermbecker Gemeindegebiet nicht“, sagte Bürgermeister Mike Rexforth. Eine Hinweistafel erinnert an die Motte, und ein rotes Pflaster in der Straße Borgskamp zeichnet den ehemaligen Wassergraben der Burg mit 40 Metern Durchmesser nach.

Dr. Marion Brüggeler von der Außenstelle des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege, die die archäologischen Arbeiten im Borgskamp begleitet hat, war von der Ausstellung im Heimatmuseum begeistert: "Ich hätte es ähnlich aufgebaut."

Dr. Marion Brüggeler von der Außenstelle des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege, die die archäologischen Arbeiten im Borgskamp begleitet hat, war von der Ausstellung im Heimatmuseum begeistert: „Ich hätte es ähnlich aufgebaut." © Berthold Fehmer

Dr. Marion Brüggler von der Außenstelle des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege war von der Idee des Spielplatzes ebenso begeistert wie von der Ausstellung im Heimatmuseum, die vom 22-jährigen Finn Jungkrüger zusammengestellt worden war. Das große Interesse der Schermbecker an der Motte hatte die Archäologin bereits 2014 beim Tag der offenen Grabung festgestellt. Der Spielplatz gebe dem Neubaugebiet „eine wahnsinnige historische Tiefe von 1000 Jahren“, denn zu dieser Zeit hatte die Motte in Schermbeck gestanden.

Holz war noch gut erhalten

Das weiß man deshalb so genau, weil das gefundene Holz noch gut erhalten ist. Zu sehen ist es am Sonntag (13. September) von 10 bis 16 Uhr im Heimatmuseum. Erklärt wird, was eine Motte ist, welche Funktion sie hatte, und dass es davon im Rheinland viele weitere gab.

Die Ausstellung zur Schermbecker Motte ist ab Sonntag für die Bürger geöffnet.

Die Ausstellung zur Schermbecker Motte ist ab Sonntag für die Bürger geöffnet. © Berthold Fehmer

Die Motte, mit der die Grenze am Mühlenbach bewacht wurde, sei über einer Vorgänger-Siedlung aus dem 10. Jahrhundert errichtet worden. Unter der Motte habe ein 30 Meter langes, für die damalige Zeit „riesiges Haus“ gestanden, so Brüggler. Wer wohnte, „hatte regionale Macht“, sagt sie - doch die historischen Aufzeichnungen gingen nicht so weit zurück, dass man auf Namen oder eine Funktion schließen könne. Bislang hätten die Archäologen die Funde gesichert, einige verblieben im Boden. Weitere Forschungen und Ergebnisse seien also noch möglich.