Rocker-Prozess: Schermbecker soll zur Kommando-Ebene gehört haben

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Rocker-Prozess: Schermbecker soll zur Kommando-Ebene gehört haben

rnLandgericht Hagen

In Köln wird auf Mitglieder der „Hells Angels“ geschossen. Ab Donnerstag stehen in Hagen fünf „Bandidos“ vor Gericht. Darunter ein Mann aus Schermbeck.

Schermbeck/ Hagen

, 21.10.2020, 16:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es waren Szenen wie aus einem Gangsterfilm. Auf der Autobahn wird auf ein fahrendes Auto geschossen, die Tür eines Lokals wird gleich von 14 Schüssen durchlöchert. Abgespielt haben sie sich in Köln – mitten im Rockermilieu. Einer, der damals zur Kommando-Ebene gehört haben soll, ist ein Mann aus Schermbeck. Ab Donnerstag (22. Oktober) wird ihm in Hagen der Prozess gemacht - unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen.

National Vice-President Europe

Der Schermbecker ist 56 Jahre alt und soll den Rang des „National Vice-President Europe“ der „Bandidos“ bekleidet haben. Gemeinsam mit drei weiteren Angeklagten soll er im März 2018 beschlossen haben, die Machtposition der Bandidos auszubauen. Laut Gericht ging es um die Durchsetzung eines „territorialen Herrschaftsanspruch“, der durch die Begehung von Gewalttaten gegen konkurrierende Rockervereinigungen durchgesetzt werden sollte. Dafür sollen anderen „Bandidos“ konkrete Anschlagsziele vorgegeben worden sein.

Schüsse auf der Autobahn

Eines dieser Anschlagsziele war laut Anklage das Fahrzeug eines Mitglieds der „Hells Angels“. Tatsächlich war auf dessen Auto am frühen Morgen des 8. Dezember 2018 auf der Stadtautobahn B55a in Köln das Feuer eröffnet worden – mit einem Revolver und einer Selbstladepistole. Geschossen wurde aus einem Mercedes heraus. Einer der Insassen des anderen Autos wurde laut Anklage von mehreren Schüssen getroffen und lebensgefährlich verletzt.

Anschlag auf Kölner Lokal

Ein weiteres Attentat passierte am 4. Januar 2019. Nachdem es bereits am Nachmittag in Köln zu einer Schießerei zwischen dem Präsidenten des „Bandidos MC Köln“ und einem Mitglied der „Hells Angels“ gekommen sein soll, soll einer Mitangeklagten im Clubhaus des „Bandidos MC Schwerte“ den Befehl zu einer Vergeltungsaktion gegeben haben. Daraufhin sollen um kurz vor 23 Uhr insgesamt 14 Schüsse auf die Tür eines Kölner Lokals abgegeben worden sein, das dem Vater eines „Hells Angels“ gehört haben soll.

Auszeichnung für mutmaßliche Attentäter

Einem der mutmaßlichen Täter, der nun ebenfalls mitangeklagt ist, war durch den Schermbecker laut Anklage später die volle Mitgliedschaft bei den „Bandidos“ verliehen worden. Einem weiteren mutmaßlichen Mittäter soll die Stellung eines Präsidenten übertragen worden sein. Auch daran habe der 56-Jährige nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft mitgewirkt.

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Bei einer Durchsuchung seiner Schermbecker Wohnung soll eine Pistole des Typs Walther P22 ohne Seriennummer gefunden worden sein. Außerdem wurden im Schlafzimmer angeblich zehn Patronen sichergestellt. Die Anklage lautet unter anderem auf versuchten Mord.

240 Polizisten waren bei der Durchsuchung von sechs Wohnungen (hier ein Bild aus Dortmund) am 28. Januar 2020 im Einsatz. Die Ermittler hatten bei dem Einsatz in mehreren Städten in Nordrhein-Westfalen sechs Männer aus der höheren Führungsebene der Rockergruppierung „Bandidos“ festgenommen.

240 Polizisten waren bei der Durchsuchung von sechs Wohnungen (hier ein Bild aus Dortmund) am 28. Januar 2020 im Einsatz. Die Ermittler hatten bei dem Einsatz in mehreren Städten in Nordrhein-Westfalen sechs Männer aus der höheren Führungsebene der Rockergruppierung „Bandidos“ festgenommen. © Kai Uwe Hagemann/dpa

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