Verena Wassen-Bauer ist mit Pferden groß geworden. „Pferde spielen in unserem Leben eine Riesen große Rolle. Ich konnte mich dem gar nicht entziehen“, sagt sie. Schon ihr Opa war berittener Polizist. Auch ihr Vater, ihr Patenonkel, ihre Schwester, ihre Nichten und ihre Tochter reiten oder sind geritten. Insgesamt hat sie gemeinsam mit ihrer Tochter und ihrem Mann sieben Pferde.
Während Corona hatte sie als Systemische Therapeutin in der Jugendhilfe viel Stress. Zwischenzeitlich sei sie kurz vor einem Burnout gestanden. „Ich habe gemerkt, dass ich bei meinen Pferden runterkomme. Und dann dachte ich, wenn mir das gelingt, dann müsste das doch auch auf andere Leute eine ähnliche Wirkung haben“, erklärt sie.
Daraufhin habe sie überlegt, was sie machen könne. Durch Recherche ist sie auf pferdegestütztes Coaching gekommen. 2021 hat Verena Wassen-Bauer die Ausbildung zur Coachin angefangen und in diesem Jahr abgeschlossen.
Im August hat die Pferdeliebhaberin ihr Pferdezentrum Ponyzirkuss in Schermbeck eröffnet. Seitdem bietet sie dort Coachings an.
In diesen geht es darum, Menschen, die Hilfe brauchen, zu unterstützen. Gemeinsam arbeiten sie mithilfe der Pferde an einer Lösung ihrer Probleme und Ängste. Das kann zum Beispiel eine Gehaltsverhandlung sein oder ein Lehrer, der zu ungeduldig mit seinen Schülern ist.
Parcours mit Pferd durchlaufen
Vor jedem Coaching gibt es ein telefonisches Vorgespräch, damit Wassen-Bauer eine Vorstellung bekommt, worum es geht, und was die Person braucht. Für die Einheit vor Ort bereitet sie dann einen individuellen Parcours vor, den Mensch und Pferd gemeinsam bewältigen sollen.
Das Pferd für diesen Parcours darf sich der Mensch selbst aussuchen. Die Coachin schaut aber noch mal, ob das Tier auch zum Problem passt. Der Parcours muss nach bestimmten Vorgaben begangen werden. Zum Beispiel: „Ich wünsche mir von dir, dass du frei einen Stern gehst“, erklärt Wassen-Bauer. Das Pferd kann dabei geführt werden, aber auch frei laufen.

Das Coaching wird gefilmt. Der Coachee, wie der Klient genannt wird, soll am Ende des Coachings seine eigene Wahrnehmung schildern. Danach schaut er sich das Video an, damit er den Unterschied zwischen der eigenen Wahrnehmung und dem Video erkennt. „Daraus ergeben sich ganz häufig – ohne dass wir als Coach etwas sagen müssen – die Antworten“, sagt Wassen-Bauer.
Für das Coaching braucht man keine Vorerfahrung mit Pferden. Es wäre aber gut, wenn man keine Angst vor ihnen hat, meint sie. Jeder ist herzlich eingeladen, an einem Coaching teilzunehmen. Egal, ob Kinder oder Erwachsene.
Familienprojekt
Auch die Pferde benötigen keine spezielle Ausbildung. Sie sollten nur „die Pubertät durchlebt haben“, erklärt Verena Wassen-Bauer. Die Tiere bräuchten einen gefestigten Charakter. Deswegen nimmt sie auch nur vier ihrer Pferde für die Coachings. Die anderen sind noch zu jung.
Die Coachings macht sie komplett alleine. Aber die Arbeit mit Kindern und Eltern übernimmt ihre Tochter Lilith.
Für das Pferdezentrum plant die Diplom-Sozialpädagogin aktuell den nächsten Schritt. Sie würde gerne Beratungen und Coachings speziell für Pflegeeltern mit Pferden anbieten, um diese zu unterstützen. Diese haben Rechtsanspruch auf eine Beratung. Das Konzept dafür stehe bereits. Dazu können sich Jugendämter aus ganz Deutschland bei ihr melden.

In ihrer Arbeit als Coachin geht sie komplett auf. „Mir macht am meisten Spaß, wenn Menschen hier lächelnd rausgehen“, sagt sie freudestrahlend. „Zu sehen, wie sich die Menschen mit oder durch die Pferde entwickeln, das gibt mir was“, fügt Wassen-Bauer hinzu.
Pferdezentrum Ponyzirkuss auf der Reitanlage Rittmann
Gartroper Weg 60
Tel. 0176-24866107
Instagram: ponyzirkuss
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