Ölpellets-Skandal von Schermbeck Einst totgeglaubter Makler strebt „kurzen Prozess“ an

Ölpellets-Skandal: Einst totgeglaubter Makler will „kurzen Prozess“
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Der ehemalige Prokurist (61) der Firma Nottenkämper muss sich erneut vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Es geht um die illegale Entsorgung von 30.000 Tonnen Ölpellets in der Tongrube in Schermbeck/Hünxe vor mehr als zehn Jahren.

Nach einem Bestechungsprozess, einem vom Angeklagten

vorgetäuschten Suizid und einem gekippten Urteil sollen die schwerwiegenden Vorwürfe nun endlich aufgeklärt werden. Bislang war dieser Komplex stets ausgeklammert gewesen.

Der frühere Nottenkämper-Prokurist und Abfallmakler war am 9. November 2021 am Bochumer Landgericht wegen Bestechung zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt worden. Wie bekannt wurde, ist das Urteil inzwischen auch rechtskräftig.

Für den jetzigen Giftmüll-Prozess haben die Richter der 2. Strafkammer noch acht weitere Termine bis zum 14. November anberaumt. Die Anwälte des Maklers streben aber ganz offen ein verkürztes Verfahren an, baten Staatsanwalt und Gericht sofort nach Verlesung der Anklage zu Verständigungsgesprächen.

Ziel sei eine „maßvolle Erhöhung“ der bereits rechtskräftigen, anderen Haftstrafe, für die der Makler gegebenenfalls auch bereit sei, ein Geständnis abzulegen.

Oberstaatsanwalt Dr. Martin Helm wirft dem Abfallmakler vor, Umwelt und Natur, angetrieben von einem „sittlich anstößigen Maß“ von Gewinnstreben, nachhaltig gefährdet zu haben.

Er habe tonnenweise hoch belastete Ölpellets illegal befördert, vermischen und dann in der Gahlener Tongrube verkippen und einplanieren lassen. Die Pellets seien planvoll getarnt als harmloser Abfall auf der Halde der Natur überlassen worden, hieß es.

Urteil im Dezember 2022

Ein Entsorgungs-Kaufmann (53) aus Schermbeck war bereits im Dezember 2022 wegen des seit Jahren schwelenden „Ölpellets-Skandals“ verurteilt worden. Die Richter hatten wegen vorsätzlichen unerlaubten Umgangs mit Abfällen 23 Monate Haft auf Bewährung plus 720 Sozialstunden verhängt.

In dessen Verfahren war festgestellt worden, dass die Idee der illegalen Vermischung und Entsorgung in Schermbeck/Hünxe zwischen ihm und dem jetzt Angeklagten gereift war.

Giftig, klebrig, kaviarähnlich

Die Lagerung der übelriechenden, klebrigen, kaviarähnlichen Ölpellets war seinerzeit infolge mehrerer Lagerbrände weggebrochen. Laut Staatsanwaltschaft sind die illegal verbuddelten Ölpellets wegen ihres Schwermetall- und Kohlenwasserstoffgehalts geeignet, das Grundwasser nachhaltig zu gefährden.

Suizid vorgetäuscht

Der jetzt Angeklagte hatte 2017 während des Prozesses um die Pellets-Entsorgung seinen Suizid vorgetäuscht. Das Verfahren gegen ihn war danach abgetrennt und ausgesetzt worden. Der heute 61-Jährige war dann später von Zielfahndern in Afrika aufgespürt worden.

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