Stephan Berg (23), seine Schwester Victoria (24) und ihr Vater Walter (65) haben ein ungewöhnliches Hobby und Gewerbe. Sie stellen Füllfederhalter in Schermbeck her – aber keine gewöhnlichen Füller. Sie nutzen ein ganz besonderes Material.
In ihren Füllern verarbeiten Stephan und Walter Berg vor allem Urushi-Lack. Urushi ist die Bezeichnung für einen natürlichen Lack und das traditionelle japanische Kunsthandwerk der japanischen Lackkunst. Der Rohstoff wird aus dem Harz des mit dem Essigbaum verwandten ostasiatischen Lackbaums gewonnen. Urushi ist zudem ein Material, an das sich nur wenige Füllerfederhalter-Hersteller trauen, erklärt Stephan Berg.
„Nicht viele können damit arbeiten“, sagt er. Beispielsweise braucht es einen speziellen Ofen, damit der Lack richtig ausdünsten kann. „Passiert das nicht, reagieren viele allergisch auf den Stoff“, erklärt der Schermbecker. Nur die wenigsten trauen sich daher, mit diesem Stoff zu arbeiten.
Zur Füllfederhalter-Herstellung ist der 23-Jährige über seinen Vater gekommen. „Mein Vater hat angefangen, Stifte zu bauen, als ich im Ausland war“, erinnert sich Stephan Berg. Seine Schwester und er haben ihn danach unterstützt - und schließlich ein Gewerbe angemeldet: die Manufactur Bergfeder.
Ihre Füller stellt das Familienteam im hauseigenen Keller her. Viel Equipment für die Produktion brauchte es nicht. Einen kleinen „Ofen“ – hier werden die Füller zum Ausdünsten gelagert – haben die Bergs selber gebaut.
Arbeitszeit variiert
Wie viele Stunden er pro Woche im Schnitt in die Herstellung steckt? „Das hängt davon ab, wie die Auftragslage ist und wie viel Zeit das Studium mir lässt“, sagt Stephan Berg. Die Arbeitszeit pro Füllfederhalter kann zwischen einigen Stunden und Monaten variieren.
Der Firmenname „Bergfeder“ setzt sich aus dem Nachnamen der Familie Berg und dem Produkt, das sie herstellen, zusammen. Für den 23-Jährigen und seine Schwester ist es allerdings nicht ihr Hauptberuf. Stephan Berg studiert Architektur und Städtebau, Victoria Immunologie. Während sich der Sohn um die Produktion kümmert, bespielt die Tochter Social-Media-Kanäle.

Nichtsdestotrotz ist es ein Hobby – das ihnen nicht nur Spaß macht, sondern auch Geld bringt. Ein kleines Geschenk sind die Füller aus der Manufactur Bergfeder nicht. Zwischen 180 und 600 Euro kosten die handbearbeiteten Füller der Familie Berg. Warum sich Menschen Füllfederhalter für diesen Preis kaufen, obwohl es doch billige Kugelschreiber an jeder Ecke gibt?
„Die Rückmeldungen, die wir erhalten, sind, dass viele in einer stark digitalisierten Welt auch mal etwas mit der Hand schreiben wollen. Beispielsweise Weihnachts- oder Geburtstagskarten“, erklärt Stephan Berg. Für einige ist wohl auch Nostalgie im Spiel, „weil sie in der Grundschule mit einem Füller Schreiben gelernt haben“.

Die Füller bestellen kann man im Online-Shop auf der Webseite www.bergfeder.com. Auch auf Märkten, wie den Weihnachtsmarkt in Schermbeck oder dem Kunstmarkt in Lembeck, war die Familie Berg mit ihren Füllfederhaltern bereits vertreten.
Stefan Berg präsentiert sein Hobby auf dorstenerzeitung.de
