Davon kann der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) nur träumen. Während der Schermbecker Bürgermeister Mike Rexforth zusammen mit weiteren 354 Verwaltungschefs in einem Brandbrief wegen der Kürzung von Zuwendungen des Landes an die Kommunen vor einem Kollaps warnte, wurde am Samstag Ina Scharrenbach (CDU), die Chefin des NRW-Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, bei ihrem Besuch in Schermbeck nicht nur herzlich vom Bürgermeister umarmt, sondern auch mit viel Applaus und Worten des Dankes empfangen.
Am Altschermbecker Ehrenmal im Winkel zwischen Freudenbergstraße und Alte Dorstener Straße überreichte die Ministerin einen Zuwendungsbescheid über 178.500 Euro aus dem Förderprogramm „Heimat-Fonds“ zur Durchführung der „Instandsetzung Wegmarke Altschermbeck“ [= Ehrenmal] und seines Umfeldes.
Rexforth erinnerte an die Ratssitzung vom 22. Juni 2022. Damals wurde die Verwaltung mit großer Mehrheit beauftragt, die Planungen der Kilian-Schützengilde Altschermbeck und die Antragstellung für das Förderjahr 2023 zu übernehmen. Neben der baulichen Restaurierung von Kriegergedächtnismalen musste förderkonform eine Art Besinnungsweg als pädagogisches Element mit einer demokratischen, friedensfördernden Wirkung konzipiert werden.
Keine Heldenverehrungen
Inzwischen ist der Verbindungsweg entstanden. An den einzelnen Kriegergedächtnismalen informieren Tafeln an die Entstehung der Erinnerungsstätten. In den begleitenden Texten wird deutlich, so Rexforth, „dass die Gemeinde die Abkehr von der Heldenverehrungen hin zum Mahnen, Erinnern und Gedenken stützt“. Sein Dank galt der Gesamtschule, die sich mit Podcastbeiträgen beteiligt hat, und den Schützenvereinen, die tatkräftig mitgearbeitet haben. Die Infotafeln kann man sich auf der Homepage www.schermbeck.de unter dem Stichwort Denk`mal-Pfad anschauen.

Mit dem Geld aus dem am Samstag überreichten Zuwendungsbescheid kann nun mit der Umgestaltung des Altschermbecker Ehrenmales begonnen werden. Witterungseinflüsse und die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges setzten dem ersten Ehrenmal mächtig zu. Das vom Architekten Ludwig Klein entworfene zweite Denkmal wurde am 15. November 1953 feierlich eingeweiht. Es weist inzwischen starke Mängel auf. „Nach hausinterner Einschätzung ist ein kompletter Abbau und Neuaufbau die sinnvollste Lösung“, teilte der gemeindliche Mitarbeiter Berthold Schmeing mit.
Die Gesamtkosten betragen etwa 160.000 Euro, die Gemeinde muss ein Drittel bezahlen. Die Schützengilde hat derweil die gesamte Fläche neu geplant. Die Gemeindeverwaltung lobt: Es sei gelungen, Altes zu bewahren und sich Neuem nicht zu verschließen. Lediglich die beiden Bänke mit den Löwenköpfen sowie die Soldaten-Statue werden restauriert und in die neue Konzeption eingebunden. Die alten teilweise verwitterten Wandplatten mit den Inschriften der Verstorbenen der Weltkriege werden durch 10 Stelen ersetzt.
Das jetzt zum Abriss anstehende Ehrenmal hat seit seiner Einweihung am 15. November 1953 mehrere Erhaltungsmaßnahmen erlebt. Meist betrafen sie – wie im Jahre 1995 – nur das Umfeld, wenn die Sträucher und Bäume gar zu üppig werden wollten. 1999 wurden die Schäden an den bröselig gewordenen Umrahmungen der Natursteinplatten beseitigt. Im Vorfeld der 125-Jahrfeier der Kiliangilde Altschermbeck wurde 2002 eine grundlegende Sanierung realisiert. Im Juli 2011 erfolgte ein neuer Anstrich.