Vor allem die frühen Impfungen in stationären Einrichtungen, wie hier im Bossowhaus in Schermbeck, sieht Bürgermeister Mike Rexforth als einen Grund dafür, dass es bislang in Schermbeck keinen Todesfall nach Corona-Infektionen gab.

© Chantal Graaf

Keine Corona-Toten: Mike Rexforth erklärt das Wunder von Schermbeck

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Die Corona-Pandemie hat in fast allen Städten und Gemeinden Todesopfer hinterlassen. In Schermbeck steht weiter offiziell die Null. Ein Wunder? Bürgermeister Mike Rexforth nennt Gründe.

Schermbeck

, 27.02.2022, 08:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Steht die Null noch? Diese Frage stellen sich viele Schermbecker, wenn sie täglich die Corona-Zahlen des Kreises Wesel überprüfen. Schermbeck ist bislang, anders als alle anderen Kreiskommunen, offiziell ohne einen Todesfall nach einer Corona-Infektion durch die Pandemie gekommen.

Oder doch nicht? Auch Bürgermeister Mike Rexforth hatte 2021 Hinweise von Schermbeckern erhalten, dass ein Schermbecker „in Dorsten gestorben sein soll. Dafür gab es aber keine Bestätigung des Gesundheitsamtes. Dem muss man erst mal glauben.“

Andere Orte hatten nicht so viel Glück

Am 28. Februar 2020 meldete der Kreis Wesel die erste Corona-Infektion in seinem Gebiet. Zwei Jahre ist das her. Seitdem gab es in Schermbeck rund 1.400 Infektionen. Weniger Infektionen hatten Orte wie Alpen oder Sonsbeck - allerdings waren dort acht (Alpen) und 13 (Sonsbeck) Todesfälle zu betrauern. Hünxe, von der Einwohnerzahl ziemlich genau so groß wie Schermbeck, kommt auf fünf Todesfälle nach Infektionen.

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Weder im Kreis Wesel noch in den Kreisen Borken oder Recklinghausen gibt es eine weitere Kommune ohne Todesfälle nach Corona-Infektionen. Und in NRW? Melanie Pothmann vom Landeszentrum Gesundheit konnte dazu auf Anfrage keine Aussagen treffen, da in der Behörde „nur die Zahlen aus Kreisen und kreisfreien Städten geführt werden“.

„Waren sehr früh mit den Impfungen“

Dass eine Portion Glück dazu gehört, bislang als Gemeinde ohne Todesfall durch die Pandemie gekommen zu sein, gibt Bürgermeister Mike Rexforth ohne Umschweife zu. Aber er nennt auch Faktoren, die dazu beigetragen könnten: „Ich glaube, wir waren sehr früh mit der Impfung in den stationären Einrichtungen durch. Deutlich eher als andere.“ Hier hätten das Lühlerheim und Marienheim „vorbildlich agiert“. Rexforth glaubt, dass ansonsten ein erhöhtes Risiko von Todesfällen bestanden hätte.

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Als weiteren möglichen Grund nennt Rexforth, „dass wir als Flächengemeinde nicht so eng aufeinander hocken wie etwa Menschen in Duisburg“. Hinzu komme, „dass wir durch unsere Sozialstruktur auch ein anderes Verständnis für die Krankheit hatten. Dass die Leute sich vorbildlich verhalten haben. Dass eine hohe Impfbereitschaft bestanden hat.“

Rexforth glaubt, dass es sogar noch Möglichkeiten gegeben hätte, diese Impfbereitschaft zu steigern, indem man die Impfung schneller von der Kreis- auf die Ortsebene gebracht hätte. „Man hat gesehen, dass die Impfaktionen mit den Schermbecker Hausärzten gut angenommen wurden.“

„Mehr Vertrauen in die örtlichen Behörden und Akteure“

Die „schwierige Terminvergabe“, die Diskussionen um lange Wege zum Impfzentrum in Wesel: All das hätte laut Rexforth vielleicht „mit etwas mehr Vertrauen in die örtlichen Behörden und Akteure“ dazu geführt, „dass wir einen ganzen Schritt schneller gewesen wären“. Vorausgesetzt natürlich, dass genügend Impfstoff zur Verfügung gestanden hätte.

Als Kritik am Kreis will Rexforth dies nicht verstanden wissen: „Der Kreis hat trotzdem einen super Job gemacht.“ Nur hätte man nach Rexforths Meinung auf Strukturen vor Ort zurückgreifen können und müssen. Die Hausärzte würden beispielsweise ihre Patienten besser kennen und vielleicht hätte man so noch mehr Leute zur Impfung bewegen können, glaubt er, dass manchmal etwas mehr Pragmatismus geboten gewesen wäre. „Für zukünftig ähnlich gelagerte Situation müssen wir darüber nachdenken.“