Der weitaus größte Teil der Feier gehört alljährlich den scheidenden Majestäten. So war es auch am Samstag, als das „alte“ Königspaar, Jan Bienbeck und Anna Scholtholt und sein Throngeschlumpse Nico Strötzel/Annika Schlümer und Felix Ufermann/Fabienne Bienbeck (-Lapstich) die drolligste Brauchtumsfeier des gesamten Gemeindegebietes über sich ergehen ließen.
Verstehen kann man das gesamte Tun der Gilde sowieso nur, wenn man weiß, dass es seit 1982 praktiziert wird, als die Gilde aus Protest über einen unverzeihlichen Brauchtumsbruch der Altschermbecker Kiliangilde gegründet wurde: Man wollte nicht zulassen, dass die kleinen Ansteckfähnchen abgeschafft wurden.
Seither wird mit Argusaugen während des Altschermbecker Kilianfestes, das die Fähnchenschützen als ihre eigene Vorfeier definieren, auf Fehler und Schwächen der „Lieblings-Schwesterngilde“ geachtet und beim eigenen Fest faustdick karikiert.
Die Fähnchenschützen traten am Samstag (22.7.) beim noch amtierenden König Jan Bienbeck an, wo sich die Schützen in die Liste eintragen konnten. Begleitet von Blasmusikern der „Einklang“, zogen Thron und Schützen in Richtung Kreisverkehr an der Freudenbergstraße. Gleich dreimal wurde die Verkehrsinsel umrundet und dabei der heilige Kilian mit einer „runden Sache“ begrüßt.
Auf ihre Kneipen-Tour wollten die Fähnchenschützen auch in diesem Jahr nicht verzichten. Andreas Elsing steuerte seinen Rasenmäher-Traktor, mit dem die Kutsche des Throns gezogen wurde, schnurstracks in Richtung Overkämping. Dort hatte Wirtin Alexandra Schult zwar auch ihren Urlaub angetreten, aber mehrere Mitglieder der Familie übernahmen die Bewirtung der Schützen.

Viel Einfallsreichtum
Der vom Oberst Jürgen Kreienkamp und seinem hölzernen Pferde-Fahrrad angeführte Zug bewies auf dem Kapellenweg viel Einfallsreichtum, um mit der Königskutsche die ungeliebten Schranke verkehrsgemäß umgehen zu können.
Mitarbeiter der Firma BWR luden die Kutsche auf einen Tieflader, fuhren die erlaubte Strecke von Nord-Schermbeck nach Süd-Schermbeck, um den auf der anderen Seite der Schranke wartenden Fähnchen-Majestäten ihre Kutsche zurückzubringen, die das Lied „Die Schranke muss weg“ lautstark sangen

Nach der üblichen Pinkelpause auf dem Verbindungsweg „Hoogen Diek“ zwischen Kapellenweg und Buschhausener Weg marschierte die Kompanie schnurstracks durch die Waschstraße des Autohauses Fasselt und von dort über den Kapellenweg zum Hof Cluse, wo die Mitglieder der Fähnchenschützengilde laut ihrer Festschrift seit 1993 gerngesehene Gäste sind.
Wer das Hofgelände betreten wollte, musste durch einen Schrank gehen, um deutlich zu machen, wie einfach man eine Verkehrsschranke überwinden kann.
Nach mehreren Paraden begrüßte Präsi Marius Sühling die zahlreichen Gäste, bevor der Goldkönig Theo Cluse als Hofpapa einen Orden für die 30-jährige Bereitschaft erhielt, das Fähnchenschützenfest auf dem Hof Cluse feiern zu lassen.
Seitenhiebe verpasst
Sühling verpasste mit witzigen Formulierungen der „Lieblings-Schwesterngilde“ in Altschermbeck manchen Seitenhieb. Beim Streifzug durch die dreitägige Kilianfeier gab es jede Menge kurioser Ereignisse, an die der Präsi Sühling in seiner Rückschau erinnerte.
Eine amerikanische Versteigerung ergab 1.650 Euro, der dem neuen Altschermbecker König Andreas Mohr überreicht wurde, weil er mit einer Aufschrift auf seinem Shirt signalisierte, dass er zur Fähnchenschützengilde gehört.

Nach dem gemeinsamen Gesang der Nationalhymne eröffnete die noch amtierende Königin das Schießen. Als widerspenstig erwies sich der Vogel-Korpus, der sich erst nach Mitternacht geschlagen gab.
Zu den geduldig wartenden Gästen gehörte auch Marlies Buskamp, die erste Königin der Fähnchenschützengilde, die 1982 an der Seite vom König Ernst-Christoph Grüter regierte.
Irgendwann nach der Geisterstunde gelang dann doch noch die Übergabe der Schützenkette an Martin Ketteler und die Krone an Königin Julia Große-Ruiken. Das Königspaar wird vom Throngeschlumpse Jürgen Kreienkamp /Nina Große-Ruiken und Christopher Timmermann/Christine Kreienkamp unterstützt. Danach wurde bis zur Morgendämmerung eifrig das Tanzbein geschwungen.