Zum runden Geburtstag traf am Montag (20.1.) eine 15-köpfige Schülergruppe vom Lubliner Marii Sklodowskiej-Curie Liceum in Schermbeck ein. Zum Bedauern von Schulleiter Christoph Droste wird Polnisch an der Schermbecker Gesamtschule zwar noch nicht unterrichtet, Verständigungsprobleme gab es aber dennoch nicht.
Einerseits brillierten die jungen Gäste aus Lublin mit erstaunlichen Deutschkenntnissen. Andererseits waren auch die Gastgeber und Gastgeberinnen auch nicht gänzlich unbedarft: „Einige unserer Schüler und vor allem Schülerinnen sprechen durch ihre Familien Polnisch“, warf ein Lehrer ein, denn gerade diese Kenntnisse waren für die Lehrkräfte bei Gegenbesuchen schon oft überaus hilfreich.
Für die 15- bis 17-Jährigen aus Lublin ist Deutsch die 2. Fremdsprache. „Unsere Schwerpunkte liegen auf Geschichte und Sozialkunde, Biologie und Chemie oder Mathematik“, erzählte Deutschlehrerin Maria Giermakowska-Skublewka, die zusammen mit ihrer Kollegin Ursula Piotrowska die Schüler und Schülerinnen begleitet.

Darunter sind auch Jacob Buczek und Memeli Odoj. „Es mach einfach Spaß, Deutsch zu lernen“, erzählte Jacob, der seit zwei Jahren Deutsch lernt und sich inzwischen gut verständigen kann. Für ihn ist die Fahrt nach Schermbeck der allererste Aufenthalt in Deutschland. Was er sich erhofft? „So kann man neue Menschen kennenlernen, etwas Neues sehen und vor allem die Sprache sprechen.“
Gerade beim Sprechen ist ihm die 17-jährige Amelia noch deutlich voraus. Schließlich hat sie Verwandte in Köln und war dort auch schon des Öfteren zu Besuch. Auch Berlin hat sie schon erkundet und vor allem ein Besuch von Schloss Sanssouci in Potsdam ist bei ihr noch in bester Erinnerung.

Für sie sind vor allem die verwandtschaftlichen Beziehungen nach Deutschland ein zusätzlicher Ansporn, die Sprache zu erlernen: Neben dem Deutschunterricht in der Schule besucht sie daher zweimal pro Woche einen weiteren Deutschkurs in einer anderen Schule in Lublin.
„Über Schermbeck wusste ich vor der Reise noch nicht viel, nur dass es ein kleinerer Ort ist“, erzählte Amelie, die als Berufswunsch übrigens Krankenschwester angibt und damit nicht unmittelbar ihre Sprachkenntnisse im späteren Beruf einsetzen will.
Zwar waren sich die Schüler und Schülerinnen am Montag zum ersten Mal begegnet, doch schon im Vorfeld gab es über die Sozialen Medien schon einen regen Austausch und erste Kontaktaufnahmen.
Tiefe Freundschaften
Auch Bürgermeister Mike Rexforth und Schulleiter Christoph Droste ließen es sich nicht nehmen, die Gäste aus Polen zu begrüßen. „Wir hatten hier sogar schon eine Gastschülerin, die später zu einer Hochzeit nach Schermbeck eingeladen wurde“, erinnerte sich Schulleiter Christoph Droste und zeigte damit zugleich auf, dass sich auch tiefe Freundschaften entwickeln können.
„Auch eines meiner Kinder ist über diesen Austausch in Polen gewesen und brachte von diesem Besuch tief beeindruckt“, so Mike Rexforh. „In unseren sehr angespannten kriegerischen Zeiten ist so ein Austausch wichtig, um menschliche Begegnungen zu ermöglichen.“
Auch vor dem Hintergrund aufkeimender rechtspopulistischer Tendenzen in ganz Europa erinnerte Rexforth die Schüler an die Geschehnisse im 2. Weltkrieg und deren Folgen.
Umfangreiches Besuchsprogramm
In dieser Woche wartet ein umfangreiches Programm auf die Austauschschüler. Da darf auch das Erkunden der Region nicht fehlen. Nach der offiziellen Begrüßung wurden aber erst einmal in der Schulküche gemeinsam deutsche und polnische Spezialitäten zubereitet.
Ein Besuch im Jüdischen Museums in Dorsten steht dabei ebenso auf dem Programm, wie eine Stippvisite zum Kölner Dom. Außerdem geht es dann zum Gasometer und zum Tigerjump nach Oberhausen. Am Samstag gestalten die Gastfamilien das Programm. „Ich glaube, wir fahren mit einigen weiteren Familien nach Düsseldorf“, freut sich beispielsweise Amelia. Der Gegenbesuch in Polen findet übrigens im März statt.