
© Berthold Fehmer
Geplante Kanuanlegestelle ist in der Politik höchst umstritten
Kanuanlegestelle
Mit einem neuen Förderantrag für die geplante Kanuanlegestelle in Gahlen will die Gemeinde Park- und Müllproblemen begegnen. Doch das Thema ist in der Politik höchst umstritten.
Bereits im März 2020 hatte die Politik mehrheitlich die Verwaltung beauftragt, die Planungen für eine Kanuanlegestelle voranzutreiben. An der Straße „Zum Gahlener Grind“ sollen nun eine solche Anlegestelle, ein Parkplatz für 50 Fahrzeuge sowie eine barrierearme Toilette entstehen.
Bis zum 15. Februar muss ein Antrag bei der Bezirksregierung Düsseldorf eingereicht werden, um bis zu 85 Prozent Förderung für das 250.000-Euro-Projekt erhalten zu können, das nur Parkplatz und Toilette beinhaltet - die Kanuanlegestelle werde vom Lippeverband errichtet, wenn Parkplatz und WC gesichert seien.
Toilette ohne Strom und Wasser
Neben der Nutzung durch gewerbliche Anbieter von Kanutouren und private Wassersportler könnte die Anlegestelle auch Feuerwehr und THW eine adäquate Zufahrt bieten, um Boote in die Lippe einsetzen zu können, so die Verwaltung. Die Toilette soll ohne Strom und Wasser auskommen - eine solche Toilette gebe es bereits in Xanten, so Bürgermeister Mike Rexforth. „Das funktioniert hervorragend.“ Zweimal im Jahr müsste die Grube geleert werden.
Mehr als einen Förderantrag zu stellen, sei der Gemeinde derzeit nicht möglich, sagte Rainer Gardemann (CDU). Es sei sinnvoll, wenn er Ein- und Ausstieg in die Lippe an einer Stelle konzentriert werde, dort eine Toilette vorhanden sei „und der Müll nicht wahllos verteilt wird“.
„Druck auf das Naturschutzgebiet“
Das sahen andere Ratsmitglieder anders: Für Ulrike Trick (Grüne) steht fest, dass durch an solches Angebot die Probleme zunehmen. „Bei einem Parkplatz mit 50 Plätzen wird der Druck auf das Naturschutzgebiet erheblich zunehmen.“ Vögel würden beispielsweise gestört. Auf Tricks Nachfrage hin, ob man mit Nachbarn der geplanten Anlegestelle Kontakt aufgenommen habe, antwortete Rexforth, dass ein Parkplatz und eine Toilettenanlage von diesen positiv gesehen würden.
Gegen eine solche Anlegestelle in Gahlen sprach sich Egon Stuhldreier (CDU) aus. Für einen Betreiber werde eine komplette Infrastruktur geschaffen. Dem widersprach Rexforth: Die Anlegestelle könne von mehreren Betreibern sowie Privatleuten genutzt werden. Was Egon Stuhldreier laut eigener Aussage am meisten ärgert, sei, dass der Kreis Wesel an dieser Stelle 50 Parkplätze genehmige, während er einem Gahlener Gastronom keine Wohnmobilstellplätze genehmigen wolle. „Diese gefühlte Ungerechtigkeit kann ich unterschreiben“, sagte Rexforth.
Folgekosten sollen minimiert werden
Die von Stuhldreier bemängelten Folgekosten will Rexforth für die Gemeinde „so gering wie möglich halten“. Mit einem Anbieter, der gesprächsbereit sei und über Jahre „ein verlässlicher Partner“, werde man über Themen wie Müll und Toilettenanlage sprechen. „Seine Bereitschaft endet bei Kühlschränken und Autobatterien“, so Rexforth aus Erfahrung darüber, was manche Zeitgenossen am derzeit genutzten Parkplatz an der Maassenstraße hinterlassen.
Bezweifelt wurde von Klaus Roth (BfB) und Stefan Steinkühler (Grüne), dass das Projekt einen Beitrag zur Wirtschaftsförderung darstelle. Dies habe man in der Vorlage nicht erneut aufgeführt, so Rexforth, aber es sei von dem Kanutouren-Anbieter ins Aussicht gestellt worden, Verzehrgutscheine für die Schermbecker Gastronomie in seine Angebote zu integrieren. „Das wäre ein zusätzlicher Umsatz in arg gebeutelten Unternehmen.“
Gegen die Stimmen der Grünen, FDP, BfB und zweier CDU-Mitglieder wurde der Förderantrag bei einer Enthaltung (Thomas Heiske, Zukunft Schermbeck) beschlossen.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
