Nicht nur Kinder hatten ihren Spaß beim Familienfahrtag der Feldbahnfreunde Schermbeck Gahlen auf der historischen Feldbahn. Denn auch vielen Erwachsenen wurde ein Stück Kindheit bei der beschaulichen Tour entlang der Lippe in Erinnerung gerufen.
„Was passiert, wenn ein Zug über eine Münze fährt?“ Diese Frage stellte Zugbegleiter Ralf Moll die Passagiere in der vollbesetzten Bahn beim obligatorischen Halt an der Lippe, wo die Zugmaschine ans andere Ende rangiert wurde. Was auf den Gleisen der Bahn viel zu gefährlich ist und man tunlichst unterlassen sollte, konnte Moll hier aber unter Aufsicht gefahrlos vorführen. Nachdem der 4,3 Tonnen schwere Koloss die Münze plattgedrückt hatte, sorgte deren Anblick bei Kindern für Erstaunen und bei dem einen oder anderen Erwachsenen für ein verschmitztes Lächeln. Ob sich da jemand in die Jugendzeit zurückversetzt fühlte?
Schnelle Schrittgeschwindigkeit
Gerade einmal 28 Pferdestärken bringt die Diema DS 28 aus dem Baujahr 1960 auf die Gahlener Schienen der mittlerweile erweiterten Strecke. „Die ist jetzt 1,2 Kilometer lang und dabei fahren wir von Punkt zu Punkt. Zunächst zum Sportplatz im Gahlen, dann wieder über unseren kleinen Bahnhof, weiter bis zur Lippe und zurück. So schnell wie die Bundesbahn sind wir nicht, eher ein bisschen schneller als Schrittgeschwindigkeit, so zwischen 8 und 12 Km/h in der Stunde“, erläutert Vereinsmitglied Rainer Deutzmann.

Viermal im Jahr veranstalten die Feldbahnfreunde so einen Familenfahrtag, bei dem die Leute gegen einen kleinen Obolus auf der unserer Stecke fahren und sich mit Bratwurst verpflegen können. Der Verein hofft dadurch auch auf ein paar Einnahmen für den Streckenerhalt und Reparaturen.
Neue Kuppelung benötigt
Die zweite Lok des Vereins braucht beispielsweise bald eine neue Kupplung und allein dafür werden rund 3000 Euro fällig. Nebenher verfügt der Verein noch über ein gelbes 8 PS-Gefährt, das einst für den berühmten „Goldsaft“ im Einsatz war. Das werde laut Deutzmann aber nicht für den Personenverkehr genutzt.
„Unser Familienfahrtag wird auch immer besser angenommen“, freut sich Rainer Deutzmann, Pressesprecher des Vereins. Mittlerweile kämen sogar Besucher aus Holland und aus Belgien. „Es hat sich wohl herumgesprochen, dass die Landschaft hier in der Gegend einfach traumhaft ist. Die neue Strecke führt unten direkt am Lippeufer vorbei und das findet man in Deutschland eigentlich gar nicht mehr“, so Deutzmann weiter.
Endausbau erreicht
Damit sei aber auch der Endausbau erreicht: „Viele Leute fragen uns, ob man nicht vom Sportplatz aus die Strecke zu einem Oval ausbauen könne. Doch das ist neben Kosten auch mit Arbeit und Pflege für die Streckenerhaltung verbunden. Wir sind ohnehin einmal die Woche damit beschäftigt, den Rasen entlang der Gleise zu mähen und die Loks instand zu halten“, erläutert Rainer Deutzmann.
An Andrang mangelte es jedenfalls nicht. Obwohl das Gelände für Auswärtige nicht ganz einfach zu finden ist, war bereits die erste Tour um 11 Uhr restlos ausverkauft. Und mit einem Augenzwinkern verweist da Deutzmann auf die Vorzüge gegenüber der Bahn: „Die fahren ja noch unpünktlicher. Wir fahren einfach, wenn genug Leute da sind. Dann geht es auf die Strecke. Ansonsten müssen die Leute im Bahnhof warten, haben da aber den Vorteil, dass sie sich verpflegen können. Das gibt es bei der Deutschen Bahn schon lange nicht mehr.“
Nachwuchs für Lokführer gesucht
Einen besonderen Wunsch haben die Hobby-Eisenbahner aber auch noch: „Wir können ganz dringend Nachwuchs gebrauchen. Da ist es uns egal, wie alt die Leute sind. Es wäre auch schön, wenn wir mal eine Lokführerin hätten. Das haben wir nämlich noch gar nicht. Natürlich gibt es auch Bezahlung – in Form einer Bratwurst beim gemütlichen Zusammensitzen“, so Deutzmann.
Weitere Fotos und ein Video gibt es im Internet unter www.dorstenerzeitung.de