Die Hände in den Schoß zu legen, ist eigentlich nicht die Art der Geschwister Katharina und Christopher Klump, die das Landhotel Voshövel führen. Aber die Unsicherheit der aktuellen Situation durch das Coronavirus sorgt dafür, dass manche Pläne aufgeschoben werden müssen.

© Berthold Fehmer

Coronavirus stoppt Millionen-Investition am Landhotel Voshövel

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Ein neuer Festsaal, Tagungsräume, mehr Platz fürs Restaurant und ein neuer Keller als Lager: Diese 7,7-Millionen-Euro-Investition war im Landhotel Voshövel fest eingeplant. Dann kam Corona.

Schermbeck

, 28.04.2020, 16:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mit dem Abriss des alten Festsaals habe man eigentlich im September 2020 beginnen wollen, sagt Hotel-Chef Christopher Klump. Die Pläne wollte er eigentlich Mitte März der Öffentlichkeit vorstellen - kurz vor dem Lockdown. „Wir haben das Projekt jetzt auf Eis gelegt, weil wir nicht wissen, wie es weiter geht.“

Ein neuer Festsaal sollte den alten ablösen. Doch diese Investition über 7,7 Millionen Euro haben die Geschwister Christopher und Katharina Klump am Landhotel Voshövel erst einmal zurückgestellt.

Ein neuer Festsaal sollte den alten ablösen. Doch diese Investition über 7,7 Millionen Euro haben die Geschwister Christopher und Katharina Klump am Landhotel Voshövel erst einmal zurückgestellt. © Berthold Fehmer

Die Unsicherheit, das merkt man den Geschwistern Christopher und Katharina Klump an, die das Hotel von ihrem Vater Werner Klump übernommen haben, nagt an ihnen am meisten. „Zu viele Faktoren sind in diesem Jahr unsicher“, sagt Katharina Klump. „Wann wir wieder aufmachen dürfen, wie wir aufmachen, wer dann kommt?“

„In drei Monaten ist das Eigenkapital aufgefressen“

Die Schließung aufgrund des Coronavirus‘ treffe das Unternehmen, sagt Christopher Klump. „In drei Monaten ist das Eigenkapital aufgefressen.“ Aber das sei nichts „gegenüber der Gefahr, die unsere Mitarbeiter haben“. 100 Festangestellte, 21 Azubis - alle seit sechs Wochen in Kurzarbeit. Ein kleines Team kümmert sich noch um Stornierungen, der Hausmeister um die Außenanlagen.

Im März hätten alle noch den halben Monat gearbeitet, sagt Katharina Klump, im April erhielten die Mitarbeiter aber nur noch die 60 Prozent Kurzarbeitergeld. Trinkgeld oder Nacht- und Wochenendzuschläge seien da nicht mitgerechnet, die von den Mitarbeitern fest eingeplant seien. „Die haben Tränen in den Augen, wenn sie sehen, was sie jetzt überwiesen bekommen.“

Bei Azubis wird aus eigener Tasche aufgestockt

Bei den Azubis haben sich die Klumps entschlossen, aus eigener Tasche von 60 auf 100 Prozent aufzustocken. Anderen helfe man durch die Vermittlung von Arbeiten, etwa als Paketfahrer. Wer noch Bedarf an Arbeitskräften habe, könne sich gerne an sie wenden, sagt Katharina Klump.

Ein Riesenthema seien die Hochzeiten. 150 Stunden, schätzt Vater Werner Klump, habe Christopher mit den Brautpaaren im vergangenen Monat sicherlich geredet. „Da ist er halb Seelsorger.“ Bis Ende Mai hat Christopher Klump 45 geplante Hochzeiten abgesagt. Paare könnten auch selbst stornieren, hätten dann aber keinen Anspruch auf einen Verschiebetermin. Für den ganzen Sommer absagen will Klump auch nicht. „Brautpaare, DJs, Fotografen - alle möchten, dass das noch irgendwie stattfindet.“

Versicherung will nicht zahlen

Eine Betriebsschließungsversicherung haben Klumps - doch die nutzt im Moment wenig. Der Versicherer habe angeboten, 15 Prozent des Ausfalls zu zahlen. Begründung: Klumps dürften ja Business-Gäste aufnehmen, so die Begründung. „Einfach lächerlich“, sagt Christopher Klump: Gerade mal zwei bis drei solcher Gäste habe man durchschnittlich die Woche, der Rest seien Touristen.

Die Zahlungsunwilligkeit der Versicherungen betreffe derzeit fast alle Hotels. Eine Sammelklage mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband werde es wohl nicht geben. Klump hofft dennoch, dass man eine Kooperation mit anderen hinbekommt.

Mitarbeiter entwickeln Konzepte mit

In Videokonferenzen halten die Firmenchefs den Kontakt zu Mitarbeitern, entwickeln dabei Konzepte, wie man eine Hotel-Öffnung mit Infektionsschutz verbinden könnte. Gleichzeitig wurden die Personalumkleiden und ein Gastraum renoviert.

„Wir haben gerade viel Zeit zum Denken“, sagt Christopher Klump, der jetzt beim Thema Regionalität vorwärts kommen will. „Wir fahren die Landwirte in der Umgebung ab.“ Kein Fleisch mehr aus Massentierhaltung, heimische Beeren statt Papayas und Mangos im Frühstücksbüfett, mehr Fokus auf vegetarische und vegane Ernährung - solche Gedanken treiben Klump derzeit um. „Die Zeit wird genutzt, um mit der Zeit zu gehen.“