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Corona: Schnelltests bringen Gesamtschule in eine „Ausnahme-Situation“
Coronavirus
Der Corona-Schnelltest für rund 1.100 Gesamtschüler soll am Mittwoch und Donnerstag nächster Woche durchgeführt werden. Für junge Schüler sei dieser „sehr kompliziert“, sagt der Schulleiter.
Man sei von der Vorgabe des Schulministeriums „überrascht worden“, sagt Norbert Hohmann, Leiter der Schermbecker Gesamtschule, ehrlich. „Wir finden die Aufgabe, die das Schulministerium den Lehrern zuteilt, ziemlich herausfordernd.“
Die Tests der Firma Roche hat die Schule mittlerweile erhalten - von der Landespolizeikleiderkammer. Wie der Test anzuwenden ist, kann auf der Homepage des Herstellers nachvollzogen werden - auch im Video. Zwei Zentimeter tief muss ein Wattestäbchen ins Nasenloch eingeführt werden. „Meiner Meinung nach ist er als Selbsttest für junge Schüler sehr kompliziert“, sagt Hohmann. Die Lehrer dürften nicht selbst Hand anlegen, sondern nur Hinweise geben.
Verpackung bereitet Probleme
Probleme bereitet auch die Verpackung der Tests. „Man sollte meinen, jeder Test sei einzeln verpackt in einem Tütchen“, so Hohmann, doch dem ist nicht so. Alle fünf Einzelteile (Wattestäbchen, eine Hülle mit Extraktionspuffer, Verschluss, Plättchen und Folie zum Bedecken des Tests) sind in 25er-Kartons geliefert worden.
„Für die organisatorische Durchführung eine Katastrophe“, so Hohmann. Es seien bei den Tests nie alle Schüler der Klasse, sondern immer nur die Hälfe anwesend (Stichwort: Wechselunterricht): „25 sind dann zu viel.“
Extra Müllsäcke und -Container
Ein Problem sei auch die Entsorgung, so Hohmann. Zwar können die Tests in den Hausmüll gegeben werden, doch bei 1.100 Schülern passten die Tests überhaupt nicht in die sonst verwendeten Müllgefäße. „Wir haben Müllsäcke von der Gemeinde bestellt“, so Hohmann, und die Gemeinde habe extra Müllcontainer geordert.
Eine Doppelstunde ist für die Tests vorgesehen, bei denen beide Klassenleitungen anwesend sein werden. „Ohne Hektik“ sollen die Tests durchgeführt werden, die etwa 15 bis 30 Minuten dauern. Die Doppelbesetzung ist notwendig, da Hohmann damit rechnet, dass positive Tests auftreten. 10 Promille der Tests seien „sowieso positiv“, so Hohmann über die Fehlerquote: „Rein statistisch sind das bei 1.100 Schülern dann 11.“
Auswirkungen von Positiv-Tests
Im Fall eines positiven Tests sollen die Kinder von den ihnen vertrauten Lehrkräften aus der Gruppe genommen, separat untergebracht und die Eltern informiert werden. Diese sollen das Kind abholen und beim Arzt einen PCR-Test veranlassen. Nur wenn das Ergebnis auch positiv sei, werde das Gesundheitsamt eingeschaltet. Allein ein positives Selbsttestergebnis hätte für andere Schüler und Lehrende keine Auswirkungen, so Hohmann.
Trotzdem: Es sei eine „Ausnahme-Situation“, so Hohmann, „die für alle Beteiligten sehr aufregend ist“. Wie der Datenschutz eingehalten werden soll, also niemand das Testergebnis der anderen erfährt, ist ihm ein Rätsel: „Natürlich kriegt das jeder mit, das lässt sich nicht verhindern.“
Enormer Aufwand und psychische Belastung
Hohmann betont, dass der Test freiwillig sei. Einige Eltern hätten bereits einen Test ihrer Kinder abgelehnt. Und er sagt auch, dass das Kollegium nicht verstehen könne, „warum das den Schulen auch noch aufgebürdet wird“. Neben dem enormen Aufwand sieht Hohmann die psychische Belastung.
Das Kollegium, so Hohmann, hätte bevorzugt, dass man die Schnelltests den Eltern mit nach Hause gegeben hätte, damit diese den Test mit ihren Kindern durchführen.
Spannend wird sein, wie sich dieser erste „Massentest“ in Schermbeck auf die Infektionszahlen auswirken wird. Rund 650 Schermbecker Kinder besuchen die Gesamtschule, 400 aus Dorsten und 95 aus Raesfeld.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
