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Bürgermeister bringt weitere Grundschul-Variante ins Spiel
Grundschule
Zur Zukunft der Grundschulstandorte soll der Rat am 9. Oktober Farbe bekennen. Dabei bringt der Bürgermeister eine neue Variante ins Spiel, die mehrere Probleme lösen würde.
Bislang wurde über vier Varianten diskutiert, die in der Machbarkeitsstudie genannt wurden. Die Schermbecker Grundschule soll bei allen an einem Standort zusammengelegt werden. Entweder, indem man bisherige Standorte saniert und erweitert, oder einen Neubau (an der Weseler Straße oder Freudenbergstraße) plant.
Widerstand angekündigt
Widerstand ist angekündigt. Die Bürgerinitiative „Zwei Schulen für Schermbeck“ will ein Bürgerbegehren. Sie führt aus, dass es eines mehr als 20 Millionen Euro teuren Neubaus („ohne Rücksicht auf irgendwelche Kosten für die Schermbecker Bürgerinnen und Bürger“) nicht bedürfe. Ulrike Trick (Grüne) bemängelte, dass bei einem Neubau und kompletten Abriss der bisherigen Schulgebäude eine „ungeheure Wertevernichtung“ drohe.
Auf diese Lage reagiert Bürgermeister Mike Rexforth mit seiner Ratsvorlage. Der Rat soll entscheiden, ob er einen zentralen Schulstandort will. Und ob er diesen an der Weseler Straße will.
Zudem soll die Verwaltung beauftragt werden, sowohl die in der Studie geschätzten Kosten für einen Neubau neben der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) durch ein Fachbüro überprüfen zu lassen wie für eine Sanierung und Erweiterung der GGS. Beide Varianten sehen eine Fünfzügigkeit vor.
Kredit
Anhand der geschätzten Kosten rechnet Rexforth vor, welche Auswirkungen das auf den Haushalt hätte. Ein Neubau steht dabei mit 22,6 Millionen Euro zur Debatte. Nach Rexforths Rechnung müsste die Gemeinde davon „nur“ 134.000 Euro pro Jahr über 30 Jahre zahlen.
Wie das? Rexforth subtrahiert 3,1 Millionen Euro, die es für die Förderung des geplanten Kommunalen Bildungszentrums (Vereine u.ä. sollen die Räumlichkeiten nach Schulschluss nutzen dürfen) gäbe. Außerdem zieht er die Sonderrücklage aus der Schulpauschale (800.000 Euro, die bislang nicht für die Schulen ausgegeben wurden) und den möglichen Verkaufserlös der Grundstücke (MKS und GGS) mit 2,5 Mio. Euro ab, sodass 16,2 Mio. Euro übrig blieben.
Bei einem Kredit mit 0,5 Prozent Zinsen würde die Gemeinde 30 Jahre lang pro Jahr 582.000 Euro Tilgung plus Zinskosten zahlen. 448.000 Euro davon wären durch die Schulpauschale gedeckt, die das Land jährlich zahlt. Blieben die genannten 134.000 Euro pro Jahr. Größtenteils aufgrund der Abschreibung über 50 Jahre, gebe es keinen zusätzlichen ergebniswirksamen Aufwand im Haushalt, so Rexforth.
Sanierung und Erweiterung
Bei einer Sanierung und Erweiterung des GGS-Standorts (mit Dreifachsporthalle) stünden fast 14,8 Millionen Euro Baukosten an. Auch hier subtrahiert Rexforth 3,1 Mio. Euro Förderung des Kommunalen Bildungszentrums und die Sonderrücklage Schulpauschale (800.000 Euro), sodass 10,8 Millionen Euro übrig blieben.
Für einen solchen Kredit wären 30 Jahre 390.000 Euro jährlich zu zahlen. Das wäre durch die Schulpauschale gedeckt, von der noch 58.000 Euro pro Jahr übrig blieben. Es gebe dann keinen zusätzlichen Finanzbedarf aus Steuermitteln, so Rexforth. Aber in diese Variante sei noch mehr „Musik drin“. Würde man statt einer Dreifachsporthalle mit Versammlungsstätte nur eine Zweifachsporthalle bauen, seien deutliche Einsparungen möglich.
Möglicher Bumerang?
Die jährliche Schulpauschale ganz oder zum großen Teil für die Grundschule zu reservieren - könnte sich das als Bumerang erweisen? Was, wenn an der Gesamtschule plötzlich Finanzbedarf entsteht? „Wir reden da nicht über eine Ruine“, sagt Rexforth und verweist auf die vielen Sanierungsarbeiten in den vergangenen Jahren, die die Gesamtschule in einen guten Zustand versetzt hätten. Auch in den vergangenen Jahren seien nicht nur Gelder aus der Schulpauschale, sondern auch Gemeindemittel sowie Fördermittel für Schulgebäude eingesetzt worden.
Rexforth könnte sich aber auch eine Alternativ-Variante vorstellen. Diese würde vorsehen, die erhaltenswerte Gebäudesubstanz der Maximilian-Kolbe-Schule zu behalten: die Zweifachsporthalle, den OGS-Anbau und den zur Schienebergstege gerichteten Schultrakt. OGS-Anbau und Schultrakt könnten nach Umbau und Sanierung für die dringend benötigte Kindertagesstätte genutzt werden, die ansonsten vielleicht am Borgskamp entstanden wäre. Die Sporthalle könnte von Kindertagesstätten, Grundschule und Vereinen genutzt werden.
Erweiterungsbau mit Zweifachsporthalle
Gleichzeitig könnte auch an der GGS der jüngste Anbau erhalten bleiben. Der Altbau würde abgerissen, ebenso das Wohnhaus. Nur wenig Grundstückserwerb wäre notwendig, einen Schulerweiterungsbau sowie eine Zweifachsporthalle dort zu errichten.
Diese Variante würde Geld sparen. Die Summe wollte Rexforth auf Nachfrage nicht schätzen. Nachteil der Variante wäre, dass ein Teil der Kinder zeitweise in Containern untergebracht werden müsste. Die verkehrliche Anbindung soll aber verbessert werden und das verbleibende Grundstück an der Schienebergstege der Wohnbebauung zugeführt.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
