Bei bestem Wetter fieberten die Kilianer Schuss um Schuss beim letzten Altschermbecker Schützenfest mit. Wacker hielt sich der Vogel zunächst oben. Mit der Zeit wurden die Schützen treffsicherer. Jubelrufe ertönten immer wieder. Holz splitterte durch die Luft. Als dann der Vogel fiel, gab es kein Halten mehr. Andreas Mohr wurde nach einem spannenden Kampf König und ernannte Petra Höper zu seiner Königin. Nun endet seine Amtszeit. Mit Redakteurin Lydia Klehn-Dressler sprach Andreas Mohr über die emotionalen Ereignisse beim letzten Schützenfest und über den Verlauf seiner Amtszeit.

1. Herr Mohr, das war im letzten Jahr nicht Ihr erster Versuch, König zu werden, oder?
Ja, das ist richtig. Es war aus der Situation heraus, dass es nicht so richtig vorwärts ging und meine Frau dann sagte: ‚Mach mit! Du hast es schon länger im Kopf.‘ Allerdings war ich damals überhaupt nicht vorbereitet und daher auch erleichtert, als es nicht klappte.
1. Und wie sah es dann im letzten Jahr aus, als Sie letztendlich König wurden?
Man könnte sagen, dass ich dann in der Zwischenzeit an dem Gedanken, König zu sein, Gefallen gefunden habe. Natürlich habe ich früher auch schon mal darüber nachgedacht, immerhin bin ich seit 38 Jahren eingetragener Schütze. Aber richtig konkret wurde es dann vor dem letzten Schützenfest. Ich hatte die Zusage von Petra Höper, dass sie im Fall der Fälle meine Königin wird. Und die Unterstützung meiner Frau war ja sowieso schon vorhanden. Und somit war die Sache klar.
1. Wie haben Sie den Moment, als der entscheidende Schuss fiel, und auch die Minuten danach wahrgenommen?
Was in dem Moment passiert, ist ein unfassbares Gefühl. Zunächst war ich etwas angespannt, weil ich mich fragte, wie es bei den Leuten ankommt, dass ich jetzt König bin. Aber die Begeisterung war so groß. Alle haben sich gefreut. Es war der Hammer. Es lief ab wie in einem Film. Diese Momente werden immer präsent für mich sein. Das Ganze werde ich nie vergessen.
1. Wie lief der Tag weiter ab?
Ich wurde dann erst einmal vom Gildepräsidenten und Vizepräsidenten zur Seite genommen. Ich glaube, man wollte mich beruhigen. Aber das war gar nicht nötig, da ich mich eigentlich ganz ausgeglichen gefühlt habe. Die beiden haben sich so sehr gefreut, fast mehr als ich. Insgesamt war es einfach eine tolle Atmosphäre.
Alle geben sich so viel Mühe und begleiten einen da durch. Man wird zum Beispiel überall hingefahren. Es ist komplett durchorganisiert und jeder hat seine Aufgaben. Das bekommt man ja sonst als normaler Schütze, der nicht im Vorstand ist, gar nicht so mit, wie viel Arbeit dahinter steckt. Dass sich alle so um einen kümmern, war sehr menschlich.
5. Gab es einen Zeitpunkt zum Durchatmen?
Irgendwann wurde ich nach Hause gefahren, um mich für die weiteren Programmpunkte frisch zu machen. Nach dem Duschen habe ich im Badezimmer in den Spiegel geschaut und zu mir selber gesagt: ‚Junge, du hast es gemacht!‘ Ich glaube, da habe ich das erste Mal durchgeatmet und das Ganze auch realisiert. Da wurde ich dann auch ein bisschen nachdenklich. Ich habe mich gefragt, was meine Eltern wohl dazu gesagt hätten.
1. Sind Sie zu einem Ergebnis gekommen?
Ich glaube, sie wären vor Stolz geplatzt. Meine Mama ist leider letztes Jahr verstorben. Ich glaube, an meinen Gedanken wird deutlich, wie emotional dieser Tag tatsächlich war.
1. Das merkt man Ihnen an. Gab es denn ein Highlight unter den Ereignissen?
Auf jeden Fall die Inthronisierung im Zelt. Ich habe das Ganze ja schon unzählige Male mitverfolgt. Aber jetzt: Gänsehautmoment pur! Alle haben sich so sehr gefreut und mitgefeiert. Das war unglaublich schön.
1. Apropos Freude: Konnte sich Ihre Konkurrenz denn mit Ihnen freuen?
Also die letzte halbe Stunde des Vogelschießens war mein einziger Konkurrent Berthold Deiters. Es war ein wirklich spannender Kampf. Und wenn man kurz davor steht, das Rennen zu machen, ist es am Ende natürlich eine riesige Enttäuschung, wenn es nicht klappt. Aber natürlich hat er sich sportlich verhalten und mir den Sieg gegönnt.
1. Wer gehört zum Thron und warum?
Königin wurde Petra Höper. Sie ist die Lebensgefährtin meines alten Schulkollegens Dirk Nappenfeld. Wir haben immer mal wieder Kontakt und so kam es zustande, dass ich sie fragte, ob sie meine Königin sein wolle. Zu den Ehrenpaaren zählen unsere Nachbarn Stefan und Carolin Schulte. Als ich sie fragte, sagten sie sofort: ‚Wir sind dabei!‘ Stefan ist außerdem sehr aktiv im Kirchhellener Schützenverein. Daher passte das ganz gut.
Außerdem gehören zum Thron noch meine Frau Konny Columbus-Mohr und natürlich Dirk Nappenfeld. Ich bin sehr froh, einen so tollen Thron zur Unterstützung gehabt zu haben. Alle haben mitgeholfen und waren bei den vielen Terminen präsent. Sie haben sich um alles gekümmert und ich konnte mich stets auf sie verlassen.
1. Wie lief die Zusammenarbeit mit Ihrer Königin?
Petra war mit Leib und Seele dabei. Bei jedem Auftritt hat sie gestrahlt und war immer vorne mit dabei. Ich glaube, wir beide haben die Regentschaft sehr genossen.
1. Was hat Ihnen während der Amtszeit besonders gut gefallen?
Besonders toll fand ich es, dass ich innerhalb von Schermbeck mit „König“ angesprochen wurde. (lacht) Das war ein tolles Gefühl. Ich denke, das wird mir schon fehlen. Im Grunde genommen zeigt es aber einfach nur, dass die Leute einem auch etwas wieder geben. Darüber hinaus gab es aber auch viele tolle Veranstaltungen, die ich nicht vergessen werde. Etwa erst kürzlich die Vorfeier bei mir im Garten mit 100 Leuten. Das war schon ein besonderes Highlight.
1. Gibt es Traditionen, die für Sie besonders bedeutsam sind?
Ich finde es toll, dass die Altschermbecker Schützen mit ihren Outfits überall herausstechen. Der klassische Stil mit Handschuhen und Zylinderhut – das hat schon was.
1. Können Sie sich vorstellen, irgendwann erneut König zu werden?
Bei uns darf man erst nach 25 Jahren erneut König werden. Das ist zwar eine lange Zeit. Aber ich denke, dass so jedem die Möglichkeit gegeben werden kann, einmal König zu sein, da es eine so hoch emotionale Sache ist. Daher finde ich diese Regelung eigentlich ganz gut. Aber davon mal abgesehen: Es war wirklich toll und ich würde es jederzeit nochmal machen.
1. Was hat es für Sie persönlich bedeutet, Schützenkönig zu sein?
Ich finde es sehr beeindruckend, dass das Ganze so von den Leuten, von Altschermbeck und Schermbeck, angenommen wird. Die Menschen haben sich so gefreut, dass wir fast aus der Kutsche für Umarmungen rausgezogen wurden. Die Begeisterung war unglaublich. Und das hat mir wirklich viel bedeutet.
1. Worauf freuen Sie sich beim nun bevorstehenden Schützenfest besonders?
Besonders freue ich mich natürlich auf den Throntag am Sonntag. Wir haben dazu viel Verwandtschaft eingeladen, auch von weiter weg. Ich hoffe, dass wir gemeinsam einen wunderschönen Königsball mit reichlich Gästen erleben werden. Das wird hoch emotional und wir werden natürlich ordentlich Gas geben.
16. Haben Sie einen Tipp für den zukünftigen König?
Nicht zu viele Gedanken machen. Sich positiv darauf einstellen. Alles genießen. Jede Sekunde mitnehmen. Man muss es einfach mal erlebt haben.
Was möchten Sie zum Abschluss Ihrer Regentschaft unbedingt noch sagen?
Ich möchte mich bei meiner Königin, dem Thron und natürlich meiner Frau herzlich bedanken. Sie haben das alles toll gemacht. Ohne sie wäre die Regentschaft in der Form und mit der Freude nicht möglich gewesen. Mein Dank gilt natürlich auch der ganzen Gilde, die alles mitträgt. Es steckt einfach so viel Arbeit dahinter. Das war mir in dem Ausmaß bis zu meiner Regentschaft auch nicht klar. Hier greift ein Zahnrädchen ins andere. Ich hoffe, dass ich im Gegenzug etwas zurückgeben konnte. Zum Abschluss habe ich noch einen Appell an die Schermbecker.
1. Nur zu, wie lautet er?
Bitte steht weiter so hinter der Gilde und unterstützt das Schützenwesen auch zukünftig! Denn der Verein macht so viel für den Ort. Das sollte gewürdigt werden.