100 Jahre Schubkarrenrennen in Schermbeck am 11. Februar „Es wird ein Riesenspektakel“

Spannendes Schubkarrenrennen in Schermbeck jährt sich zum 100. Mal
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Rasante Schubkarrenlenker flitzen am Karnevalssonntag (11. Februar) beim 19. Schubkarrenrennen der Kolpingsfamilie über den Schermbecker „Schlopi-Ring“. Hinter verschlossenen Türen wurde schon seit Wochen gebastelt, natürlich streng geheim, denn keine der 21 bislang gemeldeten Gruppen will sich in die Karten schauen lassen.

„Es wird ein Riesenspektakel“, verspricht Christa Hülsdünker, die Vorsitzende der Kolpingsfamilie. Sie ist eine der elf Organisatoren, die für die Planung und Durchführung des diesjährigen Schubkarrenrennens verantwortlich sind.

Nur alle vier Jahre startet die Kolpingsfamilie ihr traditionelles Schubkarrenrennen, das auf eine Nachahmung der Freudenberger Dreiecksrennen in den 1920er-Jahren zurückgeht. So wie die Motorräder über den Dreieckskurs am Freudenberg rasten, so wollten es die Mitglieder des Schermbecker Dilettantenvereins „Edelweiß“ mit ihren Schubkarren tun.

Ein 80-Jähriger berichtete im Programm des Jahres 1979 über die Anfänge der Rennen. als schnell klar wurde: Im Umgang mit den Schubkarren waren die Schermbecker schon damals bestens geübt.

Lange Tradition

Während 1929 zum letzten Mal ein Motorradrennen auf dem Freudenberger Dreieckskurs startete, behielt der Verein seine Rennen bei. Im und nach dem Zweiten Weltkrieg fanden keine Schubkarrenrennen statt. Erst 1953 beschlossen einige Kolpingsbrüder bei einem Glas Bier im Vereinslokal Köllmann, die Schubkarrenrennen fortzusetzen. Nach langem Überlegen und Planen wurde am Karnevalssonntag 1954 das erste Nachkriegsrennen auf den holprigen Straßen des Schlopi-Rings gestartet.

Einige Themen der Schubkarren hießen seinerzeit: Tünnes und Schäl, die grüne Minna, die Spinner, eine verrückte Gesellschaft, die Feuerwehr, die Scherenschleifer und ähnliches Gemüse - und auch in diesem Jahr dürfen Schermbecker gespannt sein, welche Themen die Teams sich einfallen lassen

Die Fahrzeuge sind zwar klein, doch scheut man sich nicht, die großen Themen und Probleme unserer Gesellschaft zu karikieren.
Die Fahrzeuge sind zwar klein, doch scheut man sich nicht, die großen Themen und Probleme unserer Gesellschaft zu karikieren. © Helmut Scheffler (A)

Der Weg, den die kräftigen Karrenschieber seinerzeit mit ihren rasenden Karren zurücklegen mussten, hatte es in sich und treibt den Pulsschlag noch heute in die Höhe. Auf der Schloßstraße stehen die Teams in Höhe des Hauses Flammer in den Startlöchern. Dann geht es hinunter zur Erler Straße. Vor der Kirchenmauer geht es nach links über ein steiles Wegstück zur Gaststätte Nappenfeld’s. Durch die Brunnenstraße finden die Schubkarrenrenner den Weg zur Schloßstraße zurück, die der Rennstrecke ihren Namen „Schlopi-Ring“ eingetragen hat.

Treffen der Fahrer

Am Montagabend (8.1.) fand das Fahrertreffen in der Gaststätte Overkämping statt. Dort wurden mit der veranstaltenden Kolpingsfamilie die letzten Details besprochen. Danach darf eine Schubkarre nur auf einem Rad fortbewegt werden und muss mit einem originellen Aufbau versehen werden.

Mindestens ein Gruppenmitglied muss die Karre schieben und mindestens ein Mitglied muss in der Karre geschoben werden, wenn nach dem Kommando „Auf die Plätze, fertig, los“ die Karrenschieber am 11. Februar an den Start gehen.

Das Organisationsteam gehören Christa Hülsdünker, Joachim Linnemann, Martin Thiemann, Marita Underberg, Hildegard Franke (sitzend v.l.), Monika Wilsing, Guido Heßbrüggen, Marion Aehling, Holger Martens (stehend v.l.) und – nicht abgebildet – Sandra Sporkmann und Markus Sporkmann. Sie trafen sich kürzlich für die letzten Details.
Zum Organisationsteam gehören Christa Hülsdünker, Joachim Linnemann, Martin Thiemann, Marita Underberg, Hildegard Franke (sitzend, v.l.), Monika Wilsing, Guido Heßbrüggen, Marion Aehling, Holger Martens (stehend, v.l.) und – nicht abgebildet – Sandra Sporkmann und Markus Sporkmann. Sie trafen sich kürzlich für die letzten Details. © Helmut Scheffler

Die Teilnehmer treffen sich am Starttag um 12.30 Uhr auf dem Parkplatz hinter der Sporthalle. Dort stellen sich die Gruppen nach den Startnummern 1 bis 21 auf und es bietet sich die Gelegenheit, die Gruppen zu fotografieren. Um 13 Uhr startet der Zug unter musikalischer Begleitung der Blaskapelle „Einklang“ zum Marienheim, wo man den älteren Menschen, die nicht mehr an der Rennstrecke stehen können, Gelegenheit geben möchte, die Karren in Augenschein zu nehmen.

Von dort geht es in Richtung Ludgeruskirche. Beim letzten Teil des Umzugs erleben die Teilnehmer ein großes Stück der Rennstrecke, wenn sie den Anstieg zu Nappenfeld’s bewältigen müssen und anschließend bei Fasselt vorbei durch die Brunnenstraße zum Startplatz auf der oberen Schloßstraße ziehen.

250 Meter lange Strecke

Die etwa 250 Meter lange Strecke muss in diesem Jahr gleich mehrmals durchlaufen werden. In der „Warm up“-Runde, die um 14.01 Uhr beginnt, werden die einzelnen Karren vom Moderator Holger Martens vorgestellt. Die Zuschauer haben reichlich Gelegenheit, den karnevalistischen Einfallsreichtum der Starter zu begutachten. Die Fahrzeuge sind zwar klein, doch scheut man sich nicht, die großen Themen und Probleme unserer Gesellschaft zu karikieren.

In den letzten 70 Jahren waren die Schubkarrenrennen zugleich ein anschaulicher Spiegel Schermbecker und bundespolitischer Nachkriegsgeschichten und -skandale. Damit möglichst viele Informationen über die Teilnehmer, über das Motto ihrer Karren und über den Bau der Schubkarren den Zuschauern mitgeteilt werden können, bittet die Kolpingsfamilie um eine rechtzeitige Überreichung entsprechender Informationen in schriftlicher Form.

In der zweiten Runde geht es um die Schnelligkeit. Ein Blick in die Presseberichte der letzten 70 Jahre zeigt, dass es einzelnen Karrenteams schon gelungen war, in weniger als 60 Sekunden die Ziellinie zu erreichen. Mit 28 Sekunden stellten die Mitglieder des „30.12.-Frühschoppens“ am 5. März 2000 beim 13. Schubkarren-Rennen einen Bahnrekord auf.

Mit 28 Sekunden stellten die Mitglieder des „30.12.-Frühschoppen“ am 5. März 2000 beim 13. Schubkarren-Rennen einen Bahnrekord auf.
Mit 28 Sekunden stellten die Mitglieder des „30.12.-Frühschoppens“ am 5. März 2000 beim 13. Schubkarren-Rennen einen Bahnrekord auf. © Helmut Scheffler (A)

Hindernisse, wie Wippen, Rampen, Schranken und in der Höhe angebrachte Würste, verlangen den Startern in der dritten Runde (Hindernisrunde) viel Geschick ab. Wenn die Zeit und die Witterung es zulassen, dann wird es eine vierte Runde geben. Dabei dürfen sich die Rennfahrer einen Zuschauer schnappen und ihm zeigen, wie schön so ein Schubkarren-Rennen ist.

Eine mehrköpfige Jury ermittelt die schönste Karre, das schönste Karrenteam und die schnellste Karre. Die Preise werden von den vier Schützenköniginnen aus Uefte, Altschermbeck, Schermbeck und Buschhausen überreicht. Die Preisverleihung findet im Festzelt auf dem ehemaligen Marktplatz zwischen Schloßstraße und Dreifachturnhalle statt. Dort kann anschließend zünftig gefeiert werden bei preiswerten Getränken und Würstchen.

Es wird kein Eintritt erhoben. Unterstützt wird das Rennen von der „Volksbank Schermlbeck eG“, von der „Schreinerei Grewing“, von der „Hülsdünker Elektroanlagen GmbH“, von der „Stenkamp Sicherheitstechnik“ und von den „Fimen ACG-Ingenieuren“ und „Westenergie“.

Die Kolpingsfamilie bietet ein Bändchen zum Preis von 5 Euro an, das an das 19. Schubkarrenrennen erinnern soll. Weitere Einnahmen werden in der Cafeteria im Foyer der Sporthalle erwirtschaftet, an fünf „Tankstellen“ entlang der Strecke, am Bratwurststand vor „La Cascina“ und an zwei fahrbaren Theken.

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