Rasante Schubkarrenlenker flitzen am Karnevalssonntag (11. Februar) nach vierjähriger Pause beim 19. Schubkarrenrennen der Kolpingsfamilie über den Schermbecker „Schlopi-Ring“. Was die vielen Zuschauer ab 14 Uhr auf der Schloßstraße, der Erler Straße und der Brunnenstraße erwartet, das zeigt die Ausstellung „100 Jahre Schubkarrenrennen“, die am Sonntagmorgen im Heimatmuseum in der Steintorstraße 17 eröffnet wurde.
Bis zum Herbst 2024 wird die Sonderausstellung zu sehen sein, zunächst am 18. Februar und ab dem 3. März an jedem Sonntag zwischen 10 und 13 Uhr. Den Besuchern kann auch ein zehnminütiger Videofilm von den jüngeren Schubkarrenrennen gezeigt werden. Der Eintritt ist frei.
Zu Beginn der Ausstellung dankte Ingrid Brinkmann als Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins dem Vereins-Geschäftsführer Günter Gätzschmann, der in den vergangenen Monaten zahlreiche Fotos und Presseartikel von der Bevölkerung erhielt, die im Erdgeschoss des Museums auf Stellwänden gezeigt werden. Gätzschmann erinnerte in seine Eröffnungsrede an die Geschichte des Rennens seit 1924.
Das Rennen entstand als eine Nachahmung der Freudenberger Dreiecksrennen in den 1920er-Jahren. So wie die Motorräder über den Dreieckskurs am Freudenberg rasten, so wollten es die Mitglieder des Schermbecker Dilettantenvereins „Edelweiß“ mit ihren Schubkarren tun. Ein 80-Jähriger berichtete im Programm des Jahres 1979 über die Anfänge der Rennen. Im Umgang mit den Schubkarren waren die Schermbecker bestens geübt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlossen einige Kolpingsbrüder bei einem Glas Bier im Vereinslokal Köllmann im Jahre 1953, die Schubkarrenrennen fortzusetzen. Nach langem Überlegen und Planen wurde am Karnevalssonntag des Jahres 1954 das erste Nachkriegsrennen auf den holprigen Straßen des Schlopi-Rings gestartet.

„Ein beliebtes und oft wiederkehrendes Thema ist unsere Mittelstraße“, stellte Gätzschmann bei der Sichtung der Fotosammlung fest. Zurückliegend habe es schon viele nicht immer ganz ernst gemeinte Vorschläge zur Verbesserung der Verkehrssituation gegeben.
1996 war es das Lufttaxi. 2004 entstand eine Karre mit einem Vorschlag gegen das Ladensterben: „Nicht Müller, Meier, Kruse – bald kommt Beate Uhse“. Ob Vorschläge eines Kaufhauses, eines Spezialbusses für den Ortskern oder eine U-Bahn für die Hauptgeschäftsstraße: Die Mittelstraße blieb immer wieder spannend und dürfte auch angesichts des monatelangen Gerangels um das zukünftige Aussehen ein beliebtes Motiv für die Karrenbauer abgeben.
Ob es nach der Premiere im Jahre 2020 erneut eine Karre mit der Wölfin GW954f geben wird, ist bislang noch nicht durchgesickert.
Eine Schubkarre darf übrigens nur auf einem Rad fortbewegt werden und muss mit einem originellen Aufbau versehen werden. Mindestens ein Gruppenmitglied muss die Karre schieben und mindestens ein Mitglied muss in der Karre geschoben werden, wenn nach dem Kommando „Auf die Plätze, fertig, los“ die Karren am Sonntag an den Start gehen
Schlopi-Rennen
Die Teilnehmer treffen sich am Sonntag um 12.30 Uhr auf dem Parkplatz hinter der Sporthalle. Dort stellen sich die Gruppen nach den Startnummern 1 bis 21 auf und es bietet sich die Gelegenheit, die Gruppen zu fotografieren. Um 13 Uhr startet der Zug unter musikalischer Begleitung der Blaskapelle „Einklang“ zum Marienheim, wo man den älteren Menschen, die nicht mehr an der Rennstrecke stehen können, Gelegenheit geben möchte, die Karren in Augenschein zu nehmen. Von dort geht es in Richtung Ludgeruskirche.
Beim letzten Teil des Umzugs erleben die Teilnehmer ein großes Stück der Rennstrecke, wenn sie den Anstieg nach Nappenfelds bewältigen müssen und anschließend bei Fasselt vorbei durch die Brunnenstraße zum Startplatz auf der oberen Schlossstraße ziehen. Vom Rennen des Jahres 1967 erhielt Günter Gätzschmann bislang keine Fotos. Wer ein Foto besitzt, kann es der Redaktion als Scan mailen (redaktion@dorstenerzeitung.de).
Umstrittene Reise des Bürgermeisters mit Kindern: Schermbecker Politiker nehmen Stellung
Karneval in Schermbeck: Stimmungsvolle Fotos von der Karnevalsparty im Ramirez
Baustart der Flüchtlingsunterkunft in Schermbeck-Gahlen: Containeranlagen sollen bis Ende April steh