Drei-Gänge-Menü für 80 Menschen in Schermbeck Gemeinsam gegen Einsamkeit

Drei-Gänge-Menü für 80 Menschen: Gemeinsam gegen Einsamkeit
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Im evangelischen Gemeindehaus in Schermbeck geht es trubelig zu. In der Küche rührt Michael Knoll gerade die Marinade für den Lachs an. Zwei lachende ehrenamtliche Helferinnen wiegen derweil Zucker für den Nachtisch ab. „Diesmal gibt es Schokomuffins mit einem flüssigen Kern“, erzählt der Hobbykoch und zieht dabei verheißungsvoll die Augenbrauen hoch.

Auf der Speisekarte stehen diesmal als Vorspeise Reibeplätzchen mit Lachs und Honig-Dill-Senf-Sauce, und als Hauptspeise tischt das Team Tagliatelle-Nudeln mit Lachs auf.

Einmal im Monat verwandelt sich der Gemeinschaftsraum der evangelischen Kirchengemeinde in Schermbeck in ein Restaurant. 80 Gästen wird ein Drei-Gänge-Menü serviert.

Einsam durch Corona-Pandemie

„Corona hat besonders Menschen, die alleine leben, sehr weh getan“, erklärt Silke Knoll. Ihr Ansatz? „Wir müssen ein gemeinsames Projekt auf die Beine stellen.“ Mit diesen regelmäßigen Treffen möchten Diakonie und Caritas zwei durch Corona-bedingte Problematiken entgegenwirken: „explodierende Kosten“ und „Einsamkeit“. Jeder kann kommen, die Konfession spielt keine Rolle.

Zwei ehrenamtliche Helferinnen lachen in der Küche bei den Vorbereitungen des Drei-Gänge-Menüs
In der Küche wird bei den Vorbereitungen des Drei-Gänge-Menüs viel gelacht. © Janina Preuß

Die Idee dazu kam Silke Knoll beim Fernsehen. Ein Bericht über eine Suppenküche in Berlin inspirierte sie zum „Restaurant“-Konzept. „Lange Tische, eine große Kelle und dann saßen sie da in langen Reihen“, erzählt Silke Knoll und seufzt tief. So unpersönlich stellte sie sich das Projekt nicht vor. Deshalb stehen im Gemeinderaum Achter-Tische und jeder darf sich hinsetzten, wo er möchte.

Durchatmen in schwierigen Zeiten

„Schauen Sie mal die Tischdecken?“ Die sind gestärkt, gebügelt und mit kleinen Deko-Elementen versehen. Das ist ihr wichtig, es soll sich wie ein richtiger Restaurant-Besuch anfühlen. Das Essen wird deshalb auch in Koch- und Kellnerschürzen verteilt. Angefangen hat das Projekt vor drei Jahren mit 32 Gästen, mittlerweile sind sie jeden Monat ausgebucht. Wer mitessen möchte, muss sich vorher im Gemeindebüro der evangelischen Kirche anmelden.

Vier Menschen sitzen an einem Tisch und schneiden Zwiebeln auf Holzbrettchen.
Zur Vorbereitungen müssen eine Menge Zwiebeln geschnitten werden. Die Augen tränen bei den Profis nicht mehr ganz so schlimm. © Janina Preuß

Aus dem Gemeinderaum dringt fröhliches Gelächter. „Ich muss schon gar nichts mehr sagen“, sagt eine der Helferinnen und lacht. Neben ihr steht Hans-Georg Hürland. Der 83-Jährige legt seinen Finger auf eines der vielen bunten Ostereier, sie macht eine Schleife.

Durch Freunde aus einem Gesprächskreis für pflegende Angehörige hat Hans-Georg Hürland von dem kulinarischen Treffen gehört. Während der Corona-Zeit sind er und seine Frau nach Schermbeck gezogen.

Ein Osterei wird mit einem Taschentuch umwickelt und zusammengebunden als Osterei-Dekoration für die Tische.
Für die Tische werden kleine Osterei-Dekorationen gebastelt. © Janina Preuß

Anfangs waren beide noch als Gäste beim Verwöhn-Mahl. Mittlerweile hilft er selber mit bei den Vorbereitungen und ist Teil des Teams der Ehrenamtlichen. Für ihn ginge es nicht nur ums mitmachen.

„Meine Frau ist an Demenz erkrankt als wir herzogen.“ Die regelmäßigen kulinarischen Treffen sind für ihn auch eine Möglichkeit, sich „zwischendurch Luft zu verschaffen“, mal durchzuatmen. „Ich fühlte mich sofort angenommen.“

Anmeldung und Spenden

Das Projekt finanziert sich aus Spenden. Alles, was darüber hinausgeht, wird von der Caritas gedeckelt. Das Verwöhn-Mahl findet an jedem zweiten Samstag im Monat statt. Der nächste Termin ist am 10. Mai.

Die Anmeldungen laufen vom 28.4. bis 2.5.25 über Silke Knoll im Gemeindebüro, Kempkesstege 2 in Schermbeck und unter der Tel. (02853) 31 14.

Spenden:

Volksbank

DE27 4006 9363 0145 3773 01

Sparkasse

DE43 3565 0000 0000 2542 19

Michael Knoll hält einen Fünf-Kilo-Sack Tagliatelle Nudeln in den Armen. Damit werden 80 Gäste bekocht.
Michael Knoll hält einen Fünf-Kilo-Sack Tagliatelle Nudeln in den Armen. Damit werden 80 Gäste bekocht. © Janina Preuß