Clemens Tönnies will Schalke helfen - darüber gehen die Meinungen auseinander. Das Geld war auch in den 80-er Jahren knapp. Damals nahm Schalke für einen „Schatz“ externe Hilfe in Anspruch.
Die Diskussion ist in vollem Gange: Clemens Tönnies will Schalke finanziell unter die Arme greifen. Denn der Klub steht nicht nur am Tabellenende, er spielt auch genau so. Die Mannschaft, darüber gibt es mittlerweile keine zwei Meinungen mehr, braucht Verstärkungen. Die kosten Geld, das Schalke nicht hat. Nun gibt es eine Art Richtungsstreit: Die einen fordern den Vorstand auf, die Hilfe anzunehmen. Andere fordern die Ablehnung des Hilfsangebotes - man müsse sich endlich von dem langjährigen Aufsichtsratschef emanzipieren.
Rudi Assauer auf Stürmersuche
Spielereinkäufe mithilfe externer Investoren (und so einer wäre Clemens Tönnies in diesem Fall, schließlich bekleidet er seit seinem Rücktritt Ende Juni kein Amt mehr auf Schalke) - das wäre für Schalke zumindest nichts Neues. Denn das Geld ist ja nicht zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte knapp. Unternehmen wir doch mal eine Zeitreise in die 80-er Jahre.
Schalke war in der Saison 1983/84 wieder in die Erste Bundesliga aufgestiegen. Wegen einer komplizierten Verletzung wurde der Vertrag von Stürmer Hans-Joachim Abel nicht verlängert. Einziger „richtiger“ Stürmer im Kader war Klaus Täuber. Zu wenig, um nach dem Wiederaufstieg den Klassenerhalt anpeilen zu können. Aber viel Geld stand für Neuverpflichtungen nicht zur Verfügung. Da hatte Manager Rudi Assauer, damals in seiner ersten Amtszeit auf Schalke, eine Idee.
Theoretisch eine gute Idee
Der neue Stürmer, auf den er ein Auge geworfen hatte, sollte nicht von Schalke selbst, sondern quasi „von außen“ finanziert werden. Es fand sich in der Tat eine Gruppe von Geschäftsleuten, die sich zu dieser Investition bereit erklärten. Die Grundlage der Geschäftsidee: Die so genannte „Torjäger GmbH“ würde die Ablösesumme für den Spieler bezahlen. Sollte der Spieler nach seinem Engagement auf Schalke mit Gewinn weiterverkauft werden, würde dieser Gewinn der „Torjäger GmbH“ zukommen. So die Theorie.
Objekt der Begierde war Dieter Schatzschneider. Der wuchtige Mittelstürmer hatte Ende der 70-er bis Anfang der 80-er Jahre bei Hannover 96 und Fortuna Köln in der Zweiten Bundesliga für Furore gesorgt und „geknipst“, wie er wollte. Das brachte ihm die „Beförderung“ zum Hamburger SV ein, der damals zu den Top-Adressen in Deutschland und auch in Europa gehörte. Beim HSV traf Schatzschneider in 31 Spielen immerhin auch noch 15 Mal ins Schwarze - richtig glücklich wurde er in Hamburg neben Magath und Co. allerdings nicht.
Eine Million D-Mark Ablöse
Aber Schatzschneider gehörte nach wie vor zu den heißen Sturm-Aktien in Deutschland. Genau der passende Kandidat also für Schalke. Rudi Assauer griff zu - eine Million D-Mark soll die „Torjäger GmbH“ für Dieter Schatzschneider an den HSV bezahlt haben. Aber so richtig Freude an ihrem „Schatz“ hatten weder die Investoren noch die Schalker Fans. Zwischen 1984 und 1986 erzielte Dieter Schatzschneider in 47 Bundesliga-Spielen insgesamt zehn Tore - seine Quote lag damit deutlich unter seinen bisherigen Tor-Quoten.
In einem Interview mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung anlässlich seines 60. Geburtstages im Jahr 2018 erinnerte sich Dieter Schatzschneider auch an seine zwei Schalker Jahre: „Es fing gut an. Ich hatte meinen alten Förderer Didi Ferner als Trainer und habe auch gleich neun Tore gemacht. Aber dann hatte ich eine Verletzung nach der anderen.“
„Die wollen ihre Kohle wiederhaben“
Dass er „fremdfinanziert“ worden sei, habe er erst später erfahren: „Knapp über eine Million D-Mark habe ich gekostet, das hatte der HSV vorher auch für mich bezahlt. Alle, die damals auf Schalke Geld gegeben haben, leben noch. Immer wenn ich nach Schalke komme, sagen sie zu mir, dass sie ihre Kohle wiederhaben wollen.“
Denn mit Gewinn war Dieter Schatzschneider nach seinen zwei Schalker Jahren nicht mehr zu verkaufen. Er wechselte wieder zum SC Fortuna Köln - in die Zweite Liga.