Dass Schalkes Trainer nach dem turbulenten Frankfurt-Drama die globale Keule schwang („Vielleicht ist die ganze Welt gegen uns“), gehört auch zu seinem „Programm“ im Abstiegskampf.

von Gelsenkirchen

Gelsenkirchen

, 07.04.2019, 17:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Dieser Hinweis eines Journalisten hatte Huub Stevens gerade noch gefehlt. Als Schalkes Trainer nach dem Spiel erfuhr, dass die Video-Assistenten bei dem Frankfurt-Drama aus Stuttgart kamen, nutzte er die Vorlage, um die globale Keule zu schwingen: „Vielleicht ist ja die ganze Welt gegen uns. Aber wir werden kämpfen. Das ist auch eine große Herausforderung.“

Natürlich weiß Stevens, dass sich da im Kölner Keller wohl niemand aus persönlichen Interessen zu Wort meldet, zumal die finale Entscheidung ja ohnehin bei Schiedsrichter Stegemann lag. Aber das Stuttgart-Detail passte Stevens schon ganz gut in den Kram, um nun an einer Art „Verschwörungs-Theorie“ zu basteln, die nur ein Ziel hat: Schalke für den Abstiegskampf mobil zu machen.

Die Mannschaft war vorher keine

Stevens hat eine Mannschaft übernommen, die keine war und zu der selbst dem sonst so analytisch agierenden Fachblatt „kicker“ nur das Wort „Trümmerhaufen“ einfiel. Stevens arbeitet jetzt am Wir-Gefühl: Wer wie Bentaleb und Mendyl nicht mitzieht, wird bestraft – wer fleißig ist wie Boujalleb, wird belohnt.

Stevens versucht, dieses Sammelsurium an Spielern zu einer Einheit zu formen – zu seiner Mannschaft. Ihr will er nun den Druck nehmen und – offenbar auch auf Kosten der eigenen Gesundheit – alles auf sich ziehen, sie verteidigen.

Dass er dabei auch übers Ziel hinausschießt wie bei seiner Journalisten-Beschimpfung nach dem Spiel („Du bist lächerlich, geh weg!“, „Was bist Du? Ein Papagei?“) gehört für ihn zum Programm, bei dem sein Arbeitgeber – der Verein – ihm Einhalt gebieten müsste, es aufgrund der prekären Situation aber nicht tun wird.

Empörung als Kalkül

In der Wagenburg gegen den Rest der Welt, dabei gern auch mal persönlich werdend – für die jüngeren, zurecht empörten Kollegen ist das ein Kulturschock, für Stevens ist das auch Kalkül. Vielleicht sollte man, auch das lehrt der jahrelange Umgang mit Stevens, aber auch alles nicht so ernst nehmen. Spätestens bis zu Huubs vierter Amtszeit auf Schalke ist längst wieder Gras über die Sache gewachsen...

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