Selbstkritische Schalker suchen Lösungen aus der Krise Stimmung erreicht nächsten Tiefpunkt

Selbstkritische Schalker suchen Lösungen aus der Krise:
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Selbstkritik ist im Profifußball eher weniger angesagt. Oft wird beschönigt und schöngeredet, wenn die Lage ernst ist. Beim FC Schalke 04 ist das längst nicht mehr möglich. Die Faktenlage ist so negativ erdrückend, dass sich jetzt die Mannschaft sowie Vorstand und Aufsichtsrat in einem Sonder-Mitgliederbrief an die Vereinsfamilie gewandt hat, um endlich eine lange Fehlerliste offen einzuräumen.

„Nach einem ernüchternden Auftritt am Samstagabend ist es uns ein Anliegen, einige Worte an Euch zu richten: Wir selbst sind mit der momentanen Situation sehr unglücklich“, beginnt das Schreiben, das von der Mannschaft unterzeichnet wurde. In der Wortwahl wird es in dem Schriftstück dann noch deutlicher: „Wir schämen uns für einige Auftritte in den letzten Monaten!“

„Wut und Scham“

Nach dem Auftritt am Samstag herrsche bei den Spielern „Enttäuschung, Leere, Wut und Scham“ vor, „weil wir wissen, dass das Schalke 04 nicht würdig ist“. Die Mannschaft habe sich mehr vorgenommen, konnte die eigenen Ansprüche und die der Fans aber nicht erfüllen. „Die ersten 30 Minuten sind nicht zu entschuldigen.“

Gleichzeitig richtete das Team den Blick nach vorne auf „drei extrem wichtige Spiele bis zur Winterpause“ gegen Osnabrück, in Rostock und gegen Fürth. In diesen Partien werde Schalke 04 „ein anderes Gesicht zeigen“, versicherte die Mannschaft: „Keiner von uns will eine schlechte Leistung bringen! Keiner von uns will ein Spiel verlieren! Keiner von uns will den Verein in ein schlechtes Licht rücken!“

„Totale Leidenschaft“

Initiator des Briefs ist der Schalker Mannschaftsrat. „Das ist uns ein besonderes Anliegen. Jeder Spieler ist sich der ernsten Lage bewusst“, versicherte Tobias Mohr. Bei den eigenen Anhängern scheint jedoch die Geduld mit dem Team zuende zu gehen. „Eine Schande ist das, wie Ihr spielt“, schrie ein erboster Fan den Spielern entgegen, als sie den Trainingsplatz betraten. Und Gerald Asamoah diskutierte mit einigen Besuchern am Rande des Trainings.

Auch der Vorstand und Aufsichtsrat richtete einige Worte an die Fans und forderte die Grundtugenden wie Konzentration und Leidenschaft ein, „die gar nicht so explizit betont werden sollten“.

Diese habe die Mannschaft bislang aber oftmals vermissen lassen. „Unsere kurzfristige Erwartungshaltung an die Mannschaft für das Heimspiel gegen den VfL Osnabrück ist klar kommuniziert: 90 Minuten volle Konzentration, totale Leidenschaft und drei Punkte für Königsblau“, heißt es von Seiten des Vorstand und des Aufsichtsrats.

Die Vereinsverführung nahm sich nicht aus der Verantwortung heraus. Die Gründe für die Krise seien „vielschichtig“, auch in der „Zusammensetzung des Kaders sind Fehler gemacht worden, einige Ideen sind nicht aufgegangen“, heißt es in dem Brief. Daher kündigte der Vorstand und Aufsichtsrat an, alles daran zu setzen, „Fehlentwicklungen in der Winterpause zu korrigieren“. Das beziehe sich auch auf potenzielle Transfers: „Auch beim Blick auf mögliche Kaderveränderungen werden wir entschlossen handeln.“

Als Krisenmanager gefragt: Schalke-Trainer Karel Geraerts.
Als Krisenmanager gefragt: Schalke-Trainer Karel Geraerts. © Tim Rehbein/RHR-FOTO

Dies hört sich zwar vielversprechend an, doch Schalke hat große finanzielle Zwänge, die es kaum ermöglichen werden, den Kader in großen Stil in der Winterpause umzubauen. Zudem ist der Verein auf das Entgegenkommen von denjenigen Spielern angewiesen, die den Club in der Winterpause verlassen sollen. Werden diese bereit sein, Schalke 04 zu verlassen? Und wird es für solche Kicker überhaupt Angebote von anderen Vereinen geben?

Bisher hat ja kaum ein Schalker Kicker Werbung in eigener Sache betrieben. Im Gegenteil, die Marktwerte vieler vermeintlicher Leistungsträger sind rapide gesunken. Umso größer ist die Bedeutung für die Königsblauen, wenigstens die restlichen drei Partien bis zur Winterpause erfolgreich zu bestreiten.

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