Schalkes Torjäger: Als Stürmer musst du dich unterordnen

Schalkes Torjäger: Als Stürmer musst du dich unterordnen

rnGuido Burgstaller im Exklusiv-Interview

Als Kind der Alpen hat Guido Burgstaller schon einige Berg- und Talfahrten hinter sich gebracht. Im Exklusiv-Interview spricht der Österreicher über Torstatistiken, seine Nähe zu den Fans, den kommenden Gegner und Montagsspiele in der Bundesliga.

GELSENKIRCHEN

, 22.02.2018, 16:20 Uhr / Lesedauer: 3 min

Sie sehen frisch und munter aus. Das überrascht mich.

Warum?


Ich dachte, dass Sie als Österreicher die eine oder andere Nacht vor dem Fernseher wegen der Olympischen Winterspiele verbringen.

Nein, überhaupt nicht. Dass ich extra den Wecker stelle, um in der Nacht Olympia zu schauen, das mache ich nicht. Mir reichen die Zusammenfassungen tagsüber.


War eine Karriere als Wintersportler keine Option für Sie?

Doch. Aber irgendwann muss man sich entscheiden, ob man Ski fährt oder Fußballspielen will. Fußball hat mir immer ein bisschen mehr Spaß gemacht als Ski zu fahren. Gott sei Dank habe ich mich dann dafür entschieden.



Dann müssen Ihnen die letzten anderthalb Jahre auf Schalke besonders viel Freude gemacht haben.

So pauschal will ich das nicht sagen. Auch bei meinen anderen Vereinen hatte ich meinen Spaß. Ich konnte mein Hobby zum Beruf machen. Manchmal lief es schlechter, manchmal besser. Das ist im Leben ganz normal. Aber es stimmt schon: Auf Schalke macht es mir zurzeit sehr viel Spaß.

2017 erzielten Sie 20 Pflichtspieltore für Schalke, nachdem Sie in der Winterpause vom 1. FC Nürnberg gewechselt waren. Ist solch eine Bilanz überhaupt noch zu toppen?

Das weiß ich nicht. Ich versuche meine Leistung abzuliefern, was der Trainer, was die Mannschaft, was ich selbst von mir erwarte. Ich mache mir keinen großen Druck, was die Torstatistik betrifft. Das hat bisher gut funktioniert.


Sie haben sich auf Schalke nicht nur schnell integriert, sondern sind auch sofort zum Publikumsliebling geworden. Worauf führen Sie das zurück?

Da müssen Sie unsere Fans fragen. Vielleicht ist es mein Spielstil, vielleicht wie ich mich außerhalb des Platzes verhalte, oder meine Tore. Wahrscheinlich von allem ein bisschen. Es ist auf jeden Fall schön, wenn meine Arbeit auf dem Platz so anerkannt wird.

Hat sich Ihre Spielweise durch den neuen Trainer Domenico Tedesco verändert?

Wir pressen jetzt anders. Es sind kleine, feine Unterschiede, weil wir nun andere Laufwege haben. Wir müssen als Offensivspieler viel ackern.



Zuletzt hat Tedesco im Angriff auf die Achse Embolo, Di Santo und Burgstaller vertraut. Kommt Ihnen das entgegen?

Es hat in München und gegen Hoffenheim gut geklappt. Welches System wir spielen, hängt auch vom Gegner ab. Mir wäre es natürlich am liebsten, wenn ich immer spielen würde, egal in welchem System.



Ist für Sie als Torjäger ein Sieg erst dann richtig schön, wenn Sie selbst getroffen haben?

Nein. Als Stürmer wird zwar von Dir erwartet, dass Du triffst. Aber wenn ich gut spiele, viele Zweikämpfe gewinne, der Mannschaft Luft zum Atmen gebe, dann ist das für mich sehr viel wert. Andererseits ist es schon so: Ein Tor ist für einen Stürmer immer etwas Besonsonderes.

Inwieweit kann ein Angreifer Teamplayer sein, inwieweit muss er ein Egoist sein?

Das muss man abwägen. Der Teamplayer sollte schon im Vordergrund stehen, weil wir keinen Einzelsport betreiben. Als Stürmer musst Du dich unterordnen. Das heißt nicht, dass Du in jeder aussichtsreichen Lage noch einmal abspielen sollst. Es kommt darauf an, das richtige Gespür für die Situation zu finden.

Schalke hat als Tabellensechster nun fünf Punkte Vorsprung auf Rang sieben. Beruhigt das ein bisschen?

Gar nicht. Das schwankt nach jedem Spieltag hin und her. Es wird bis zum Ende eng und spannend bleiben.

In Frankfurt fand das erste Montagsspiel in der Bundesliga statt. Viele Fans kritisieren diesen Termin. Wie ist Ihre Meinung?

Da bin ich voll bei den Fans. Wer auswärts seine Mannschaft begleiten will, muss in den meisten Fällen extra Urlaub nehmen. Ich kann die Leute verstehen. Das muss man anders lösen können.

Nächster Schalker Gegner ist Leverkusen, wo Sie im vergangenen Jahr mit zwei Toren Königsblau mit zum 4:1-Sieg schossen. War das ein Schlüsselspiel für Sie, weil sie gemerkt haben, ich kann in der Bundesliga mithalten?

Nein. Dieses Gefühl hatte ich schon bei meiner ersten Bundesligapartie gegen Ingolstadt, wo mir das 1:0-Siegtor in der Nachspielzeit gelang. Wenn Du aus der Zweiten Liga kommst und dann früh in der Bundesliga ein solches Erfolgserlebnis hast, tut das enorm gut.

Was erwarten Sie diesmal in Leverkusen?

Wir haben auswärts in dieser Saison viele gute Spiele gezeigt. Deshalb brauchen wir uns nicht zu verstecken. Ich erwarte ein spannendes Spiel.



Im vergangenen Jahr hatten sie nach dieser Partie gleich doppelten Grund zu feiern.

Es war ein Freitagabendspiel, meine Familie war im Stadion und wir haben nach dem Sieg gleich in meinen Geburtstag am Samstag hineinfeiern können. Das war ein perfektes Wochenende.