Viel Zeit zum Durchatmen bleibt Peter Knäbel in diesen Tagen nicht. Kurz zusammengefasst hatte der Sportvorstand des FC Schalke 04 am Samstag den fünften Abstieg der Vereinsgeschichte zu verdauen, am Sonntag beim Brunch mit dem gesamten Spieler- und Funktionsteam die Saison Revue passieren lassen, ehe er am Pfingstmontag in einer Medienrunde erste Einblicke in die Personalplanungen für die neue Spielzeit gab.
Dabei war es Knäbel wichtig zu betonen, dass Schalke im Sommer 2023 besser aufgestellt sei als vor zwei Jahren. Der Abstieg sei zwar eine „Zäsur“, dieser werde aber „nicht so groß“ ausfallen wie nach der letzten Abstiegssaison, „weil wir eine größere finanzielle Stabilität und personell auch Planungssicherheit haben“.
Wer kommt, wer bleibt?
Im Kader wird es aber wieder einen Umbruch geben. Schalke hat noch keinen Namen offiziell bestätigt, aber neben Simon Terodde, dessen Abschied schon länger feststeht, werden auch Aléx Kral, Maya Yoshida, Alexander Schwolow, Moritz Jenz, Tom Krauß, Alexander Frey und Eder Balanta den Verein verlassen.
Die Gründe sind unterschiedlich. Král oder Jenz sind für Schalke nicht zu bezahlen, während Frey sportlich nicht überzeugen konnte. Dies gilt auch für Schwolow oder Balanta.
Hoffnung bei van den Berg
Bei dem vom FC Liverpool ausgeliehenen Sepp van den Berg gibt es nach Informationen dieser Zeitung noch eine kleine Schalker Hoffnung, dass der Innenverteidiger eine weitere Saison ausgeliehen werden kann. Hier muss man abwarten, welche Ziele der neue Liverpoooler Kaderplaner Jörg Schmadtke verfolgt.
Zu ihm hat Knäbel einen guten Draht. Der 56-Jährige plant zudem, zur U21-Europameisterschaft nach Rumänien und Georgien zu fahren, wo van den Berg mit einiger Wahrscheinlichkeit für die Niederlande aktiv sein wird, um den Gesprächsfaden aufrecht zu erhalten.
Noch kein Angebot für Bülter
Große Sprünge sind auf dem Transfermarkt für Schalke bei der hohen Schuldenlast nicht drin. Eckpfeiler der neuen Mannschaft sollen unter anderem Torwart Ralf Fährmann, Danny Latza, Dominick Drexler und Sebastian Polter sein. Knäbel nannte auch Rodrigo Zalazar und Marius Bülter. Doch ob diese beiden Spieler bleiben, darf man gewiss mit einem Fragezeichen versehen.
Nach Informationen dieser Zeitung gibt es zwar bisher weder Nachfragen noch Angebote für Bülter oder Zalazar, aber das muss zu diesem Zeitpunkt überhaupt nichts heißen, schließlich ist das Transferfenster bis zum 31. August geöffnet. Bülter dürfte gewiss für viele Bundesligisten interessant sein, nachdem er auf Schalke größtenteils starke Leistungen zeigte und mit elf Treffern der mit Abstand treffsicherste Spieler war.
Fans feiern Schalker Spieler
„Ich würde mir wünschen, dass Marius seine Karriere beim FC Schalke 04 beendet“, sagte Knäbel. Das Wort „Wiederaufstieg“ nahm der Sportvorstand zwar in der Medienrunde nicht in den Mund, aber er betonte: „Wir können als FC Schalke 04 nicht ohne Ambitionen in die neue Saison gehen, deshalb wollen wir von Anfang an oben mitmischen. Dabei wissen wir, wie hart die 2. Liga ist. Da machen wir uns keine Illusionen“.
Bei der 2:4-Niederlage in Leipzig, die den fünften Abstieg in der Vereinsgeschichte besiegelte, hatten Fährmann und Co. noch einmal alles reingeworfen, um ein königsblaues Fußballwunder zu schaffen. Selbst von einem 0:2-Rückstand ließen sich die Gäste nicht entmutigen. Angetrieben von ihren fantastischen Fans hatte Schalke nach dem 2:2-Ausgleich immer noch die Hoffnung, den Klassenerhalt zu schaffen.
Reis der Hoffnungsträger
Dass es nicht klappte, löste zunächst Traiuer aus. Doch es war zugleich beeindruckend zu sehen, wie sich die Schalker Spieler rund 20 Minuten vor der Kurve den eigenen Fans präsentierten und mit Beifall verabschiedet wurden.
„Für unsere Anhänger tut es mir leid. Aber wenn man weiß, dass man solche Fans im Rücken hat, dann ist alles da, um das, was passiert ist, schnellstmöglich zu korrigieren und wiederzukommen,“ sagte Trainer Thomas Reis. Mit seiner volksnahen Art und einer Spielphilosophie, die zur Schalker Malocher-Mentalität passt, ist der 49-Jährige auch in der 2. Liga ein großer Hoffnungsträger bei den Blau-Weißen. Reis kann zudem Aufstieg, was er mit dem VfL Bochum bewiesen hat.
Etat für Profis halbiert
Dabei muss Schalke jedoch mit einem wesentlich geringeren Etat (rund 18 Millionen Euro) auskommen. Das ist ungefähr die Hälfte im Vergleich als Bundesligist. Mut und Kreativität bei den Transfers sind also gefragt. Dabei erhält Knäbel in den nächsten Tagen Unterstützung, denn dann wird ein neuer Sportdirektor vorgestellt, der zusammen mit Chefscout André Hechelmann und René Grotus die Kaderplanung vorantreiben wird.
Von den Kickern, die Schalke ausgeliehen hat, plant der Absteiger nur mit Marvin Pieringer und Florian Flick, der nach seinem Mittelfußbruch allerdings längere Zeit ausfallen wird. Alle anderen werden sich neue Vereine suchen müssen.
Saison startet schon Ende Juli
Bis zur Mitgliederversammlung am 17. Juni wird Schalke bemüht sein, einen schlagkräftigen Kader zusammenzustellen. Zu viele Transferflops wie im vergangenen Jahr darf sich der Verein nicht leisten. Denn sonst könnte die hoffnungsvolle Grundstimmung unter den Anhängern auch schnell umschlagen. Bereits Ende Juli startet die neue Zweitligasaison. Dann muss der Verein seinen Worten Taten folgen lassen. Am besten über 34 Spieltage und nicht nur mit einer ordentlichen Rückrunde.
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