Schalker Schleudersitz lässt tief blicken Huub Stevens macht sich große Sorgen

Schalker Schleudersitz lässt tief blicken: Stevens macht sich Sorgen
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Natürlich verfolgt Huub Stevens auch nach dem Ende seiner Trainer-Karriere den FC Schalke 04 noch ganz genau. Dabei kommt Schalkes Jahrhundert-Trainer nach den Aussagen seines Landsmanns Kees van Wonderen vom Ostersamstag („Für mich ist klar, dass ich nach dieser Saison nicht mehr hier bin. Alle Signale sprechen dafür. Wenn wir auf demselben Weg wären, würde man sich besser austauschen. Aber das ist nicht der Fall.“) zu einer Einschätzung, die klar und deutlich ausfällt.

„Ich verstehe die Sache mit Kees nicht. Ich finde es sehr schade, dass er im Sommer gehen muss. Der Umgang mit ihm war einfach nicht in Ordnung – da tut er mir wirklich leid. Kees würde so etwas nicht einfach sagen, wenn es nicht feststünde, dass er nächste Saison nicht mehr dabei ist. Das ist wirklich schade, ich kann das überhaupt nicht nachvollziehen. So etwas muss man doch auf eine andere Weise klären. Da sieht man wieder, wie viel Unruhe in diesem Verein herrscht“, sagte der 71-Jährige in einem Sport1-Interview. Dabei wirkte er sehr sorgenvoll, was die Entwicklung seines Herzensclubs betrifft. Seine Hoffnungen auf Besserung richten sich jetzt auf den neuen Sportvorstand Frank Baumann.

Auf Schalke erfolglos: Trainer Frank Kramer.
Auf Schalke erfolglos: Trainer Frank Kramer. © Tim Rehbein/RHR-FOTO

Aktuell ist die Lage trostlos. Wieder einmal spottet die Außendarstellung des FC Schalke 04 jeglicher Beschreibung. Über 21 (!) Stunden brauchte der Verein, um gegen 20.45 Uhr am Ostersonntag ein Statement auf seiner Homepage zu veröffentlichen, das mehr Fragen aufwarf als Antworten lieferte. Kein Wort darüber, ob es nach der harten öffentlichen Kritik an den Bossen mit van Wonderen nun weitergeht, oder ob der Trainer noch vor der Partie am kommenden Sonntag in Kaiserslautern (13.30 Uhr/Sky) gefeuert wird.

Nach Informationen dieser Zeitung wird van Wonderen am Mittwoch auf dem Trainingsplatz stehen und ab 14.30 Uhr die Einheit auf dem Vereinsgelände leiten. Er möchte gern noch die letzten vier Spiele als Schalker Trainer genießen, so hatte er es sinngemäß am späten Samstagabend nach dem 2:2 gegen den Hamburger SV formuliert.

Ein Kommen und Gehen

Der neue Sportvorstand Frank Baumann, der offiziell am 1. Juni seine Arbeit aufnimmt, ist längst damit beschäftigt, den Nachfolger für van Wonderen zu finden. Nach Sky-Informationen soll Markus Anfang, Trainer des 1. FC Kaiserslautern, ein Kandidat sein. Er wäre dann der 13. Trainer, der seit 2019 auf Schalke seinen Dienst tun würde. Klammert man die Interimslösungen einmal aus, so hat niemand dieser Übungsleiter seinen Vertrag erfüllt. Mit einer Amtszeit von lediglich elf Monaten war zum Beispiel Karel Geraerts, der Vorgänger von van Wonderen, verglichen mit seinen anderen Schalker Trainerkollegen in diesem Zeitraum von 2019 bis 2025 sogar noch überdurchschnittlich lange im Amt verblieben.

Wie soll sich bei dieser hohen Fluktuation auf einer so wichtigen Position sportlicher Erfolg einstellen? Dass es Huub Stevens in seiner ersten Schalker Amtszeit schaffte, sechs Jahre lang Trainer der Königsblauen zu bleiben (1996 bis 2002), wirkt heutzutage wie ein Fußball-Märchen. Oder noch ein Beispiel: Der letzte Coach, der in Gelsenkirchen länger als zwei Jahre als Trainer arbeiten durfte, war Mirko Slomka (Januar 2006 bis April 2008).

Eine Fehlbesetzung auf dem Schalker Trainerstuhl: Christian Gross.
Eine Fehlbesetzung auf dem Schalker Trainerstuhl: Christian Gross. © Schalke 04

Es gab mal viele gute Gründe, Trainer des FC Schalke 04 zu werden. Bis auf die Fans und die meistens phänomenale Stimmung in der Veltins-Arena ist praktisch keiner mehr übrig. Heute steht der Job für wenig Kohle, ein hektisches Umfeld, Nebenkriegs-Schauplätze und ein schnelles Aus. Dass Schalkes Entscheidungsträger immer wieder von einem „großen Verein“ sprechen, trifft nur noch auf die Mitgliederzahl zu. Ansonsten ist die Entwicklung des Kultvereins besorgniserregend.

Ihren Anfang nahmen die zahlreichen Trainerwechsel mit dem Aus von Domenico Tedesco, der im März 2019 nach fast zwei Jahren im Amt für Huub Stevens weichen musste. Im Anschluss kamen und gingen David Wagner (07/2019 - 09/2020), Manuel Baum (09/2020 - 12/2020), Christian Gross (12/2020 - 02/2021), Dimitrios Grammozis (03/2021 - 03/2022) und Mike Büskens (03/2022 - 06/2022) unter denen Schalke von den internationalen Plätzen auf die Abstiegsränge rutschte, den Gang in die Zweitklassigkeit antrat, allerdings auch die Rückkehr in Oberhaus schaffte.

Unterschiedliche Trainertypen

Frank Kramer (07/2022 - 10/2022) blieb bei Schalkes Saison in der Bundesliga allerdings nicht lange im Amt, auch Thomas Reis (10/2022 - 09/2023) konnte den Abstieg nicht verhindern und wurde in der darauffolgenden Saison entlassen, sodass nach kurzer Amtszeit von Matthias Kreuzer (09/2023 - 10/2023) schließlich Karel Geraerts (10/2023 - 09/2024) und schließlich Kees van Wonderen verpflichtet wurde. Schalke hat die unterschiedlichsten Trainertypen ausprobiert. Herausgekommen ist dabei keine Nachhaltigkeit und schon gar kein sportlicher Erfolg.