Der Empfang war frostig: „Den Trainer rasiert – uns in Europa blamiert und Schalke nicht kapiert. Söldner aussortieren!“
Deutliche Worte
Die Worte, die Schalkes Fans in der Nordkurve auf ein großes Transparent geschrieben hatten, waren an Klarheit nicht zu überbieten.
Natürlich lesen die Spieler so etwas und natürlich wird hinterher über solche Missfallenskundgebungen diskutiert. Sebastian Rudy beispielsweise schien mit der Botschaft relativ wenig anfangen zu können. Seiner Meinung nach müssten Fans eine Mannschaft immer unterstützen, quasi in jeder Lebenslage.
Das kann man so sehen, aber damit richtet sich Rudy ein bisschen zu bequem ein. Denn dass Unterstützung der Fans auf einer Einbahnstraße daher kommt, ist ein Irrtum. Und das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass das Schalker Publikum angeblich so kompliziert und nur schwer zufriedenzustellen sei – was ein nicht zu belegendes Vorurteil und für Spieler ein oft genutztes Alibi für schwache Leistungen ist.
Das Recht des Publikums
Ein Publikum, das so oft und so derb enttäuscht worden ist wie das Schalker in dieser Saison, hat sehr wohl das Recht, vielleicht sogar die „Pflicht“, die Profis mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass sie drauf und dran sind, ihre Fans zu verlieren.
Wer Schalke verstanden hat – Huub Stevens, der Verständnis für die Fans äußerte, gehört zweifellos dazu – und die Dinge mit der nötigen Portion Realismus anpackt, weiß im Gegenteil, dass auch Fans, sofern der Protest im Rahmen bleibt, ein Ventil brauchen, um Kraft zu tanken für den Saison-Endspurt. In dem muss die Mannschaft erst noch zeigen, dass sie Unterstützung wieder verdient hat.
Leipzig-Spiel war ein Anfang
Das Leipzig-Spiel war immerhin ein Anfang. Mehr aber noch nicht. Der Stachel sitzt tief. Dass die aktuelle Schalker Mannschaft auch wegen diverser Vorfälle abseits des Rasen-Rechtecks (Starfriseur-Besuch vor dem Manchester-Debakel) auf der Beliebtheits-Skala relativ weit unten steht, verdeutlichte ein anderes Transparent: „Haare schön – Fußball scheiße!“
Die Wahrheit kann manchmal brutal sein...