Das Pfeifkonzert war nicht zu überhören. Schalkes Fans quittierten die Leistung ihrer Mannschaft nicht zum ersten Mal in dieser Saison auf ihre ohrenbetäubende Art und Weise. Nach der 0:2-Heimniederlage gegen den SC Paderborn sinken die Blau-Weißen in der 2. Liga immer tiefer. Unabhängig von den Ergebnissen der anderen Spiele des Wochenendes sind die Königsblauen zwei Spieltage vor dem Saisonende immer noch nicht gesichert.
Nach dem desaströsen Auftritt gegen die Ostwestfalen spricht fast alles dafür, dass Schalke noch einmal den Trainer wechseln wird. Sportdirektor Youri Mulder bilanzierte den Gruselauftritt mit Sätzen, die keinen Interpretationsspielraum mehr lassen: „Wir müssen über alles nachdenken. Es geht um den Verein, nicht um einzelne Personen“.
Übernimmt Tim Hoogland?
Gut möglich, dass Schalke schon am Samstagvormittag die Trennung von van Wonderen bekannt gibt. Als Interimslösung könnte Co-Trainer Tim Hoogland übernehmen. Er wäre dann in nur einer Saison der vierte Schalker Trainer nach Karel Geraerts, Jakob Fimpel und Kees van Wonderen, der sagte: „Ich bin ein Kämpfer und werde bis zum Ende alles geben. Ich laufe nicht weg vor der Verantwortung“. Aber diese Durchhalteparolen werden wohl nichts mehr bewirken, weil sich seine Mannschaft einfach viel zu schwach präsentierte.
Vier Änderungen hatte der S04-Trainer gegenüber der Startelf bei der 1:2-Niederlage in Kaiserslautern vorgenommen: Tomas Kalas, Amin Younes, Emil Hojlund und Anton Donkor kamen neu ins Team, Max Grüger, Mehmet Aydin und Tobias Mohr mussten zunächst auf die Ersatzbank, Derry Murkin fehlte gelbgesperrt. Schalke-Kapitän Kenan Karaman brummte das zweite und letzte Spiel seiner Rotsperre ab.

Dennoch begann Schalke recht schwungvoll, die Doppelspitze Hojlund/Sylla versprach zumindest einiges aus der „Abteilung Attacke“. Zu der hatten im übertragenen Sinne vor dem Spiel die S04-Fans geblasen: Die Nordkurve beeindruckte mit einer prächtigen Choreografie mit der Botschaft: „Der Mythos geprägt durch seine Fans.“
Nach ungefähr 20 Minuten, als die Königsblauen ihr erstes Pulver verschossen hatten, prägte zunehmend der SC Paderborn das Spiel. Zwischen der 35. und 40. Minute vergaben die Gäste zahlreiche Chancen, bei denen entweder Schalkes Torhüter Justin Heekeren oder ein Abwehrbein im Weg standen. In der 40. Minute schlug es dann aber fast schon folgerichtig dennoch im Schalker Tor ein, als Raphael Obermair zur Gäste-Führung traf.
Das große Zittern beginnt
Schalke lag also wieder einmal zurück, und mittlerweile wurde in der Arena aufmerksam registriert, dass Preußen Münster in Magdeburg auf einen Überraschungssieg zusteuern würde - das ließ Skeptiker erahnen, dass nun möglicherweise doch noch das große Abstiegszittern auf Schalke beginnt.
Das mulmige Gefühl legte sich nicht mehr, auch weil Manuel Riemann im Paderborner Tor eine gute Chance von Anton Donkor vereitelte (42), vor allem aber weil es fast direkt nach Wiederanpfiff den nächsten Schock für Schalke gab. Paderborn kombinierte sich auf der linken Angriffsseite schön durch, Marvin Mehlem schloss zum 2:0 für die von 4.100 Fans begleiteten Ostwestfalen ab.
Ba vergibt große Chance
Der später ebenfalls eingewechselte Papé Meissa Ba vergab Schalkes größte Chance zum Anschlusstreffer (69.), aber zur Wahrheit gehört auch, dass Paderborn mehrere gute Gelegenheiten hatte, die Führung auszubauen. Paul Seguin hatte noch Glück, dass er nach einer Aktion, die nach Tätlichkeit „roch“, nur „Gelb“ sah, eine Rote Karte für Ron Schallenberg wurde nach Video-Ansicht zurückgenommen.
Was blieb, war die Schalker Niederlage. Und der überraschend deutliche 5:0-Sieg von Preußen Münster, der Schalke nun sogar noch zittern lässt.