Schalke-Torhüter Langer mit Riesenkompliment an die Fans „Was sie abspulen, ist unglaublich“

„Unglaublich, was unsere Anhänger abspulen“
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Auch beim Schalker Training am Dienstagvormittag war es nicht zu übersehen: Michael Langer ist immer noch mit Leib und Seele Fußballer.

Zwar ist der Österreicher mittlerweile 38 Jahre alt und damit der „Dino“ im Schalker Kader, doch der Torhüter hechtet noch immer mit einer Leidenschaft jedem Ball hinterher als gäbe es kein Morgen. Die Nummer drei in der Schalker Torhüter-Hierarchie genießt innerhalb der Mannschaft und beim Trainerteam hohe Wertschätzung.

Im Interview spricht der gebürtige Bregenzer über das Debakel in München, den Abstiegskampf, die Schalker Fans und seine Zukunftspläne.

Als Sie nach dem 0:6 in München die Mannschaftskabine verließen, wirkten Sie geschockt.

Michael Langer: Geschockt nicht, enttäuscht trifft es besser. Man kann in München verlieren, das ist klar. Es war ein bitterer Nachmittag, an dem wir uns etwas anderes erhofft hatten. Wir haben aber schnell den Blick nach vorn gerichtet, das Spiel abgehakt und den Fokus ganz auf das nächste Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt gerichtet.

Hat Sie die Art und Weise der Niederlage nicht deprimiert?

Nein. Von außen betrachtet fühlt man mit den Jungs, die auf dem Platz stehen. Doch wenn sich ein Spiel so entwickelt wie in München, dann sind die Versuche, von der Bank zu pushen, ohne Erfolg.

Wie muss man sich die Stimmung in der Schalker Kabine nach so einer Klatsche vorstellen?

Wir haben unterschiedliche Charaktere in der Mannschaft. Der eine ist in sich gekehrt, der andere reagiert nach solch einer Niederlage emotional. Ich versuche, eine Art Gegenpol zu bilden, positiv zu bleiben und – wenn gewünscht – auch in dieser Phase Rat und Hilfestellung zu geben. Wir nähern uns der Ziellinie des Marathons. Es sind nur noch zwei Spieltage: Wir haben keine Zeit mehr, sondern brauchen Punkte.

Sportvorstand Peter Knäbel hat die Mannschaft, als viele Spieler schon im Bus saßen, zurück in die Kabine beordert.

Solch einen Austausch gibt es bei uns immer wieder. Mal spricht der Trainer, mal die Spieler untereinander, jetzt war es Peter Knäbel.

Schalke ist nach Rückschlägen in der Rückrunde immer wieder aufgestanden. Aber hat ein 0:6 nicht eine andere Qualität? Bekommt man solch ein Ergebnis so schnell aus den Köpfen?

In unserer Situation bringt es nichts, sich jetzt zu viele Gedanken zu machen. Wir haben die Partie analytisch aufgearbeitet. Nun richtet sich unsere ganze Konzentration auf die letzten beiden Spiele gegen Frankfurt und in Leipzig. Wir haben alles noch selbst in der Hand.

Wie können Sie der Schalker Mannschaft in der prekären Lage helfen?

Es geht nicht darum, eine Rolle zu spielen oder zu denken, jetzt mehr machen zu müssen, weil sich die Saison dem Ende nähert. Ich versuche, insgesamt positiv einzuwirken. Wir haben ein außergewöhnlich gutes Klima in der Mannschaft, jeder zieht mit. Am Anfang jeder Woche setzen wir uns zusammen und überlegen, was wir noch besser machen können.

Bedeutet das, Sie verwalten als Kassenwart nur geringe Summen?

(lächelnd): Nein, wir haben ja noch einige Wettbewerbe auf dem Platz, bei denen ein bisschen Geld zusammenkommt.

Die Schalker Spielzeit erinnert an eine Achterbahn der Gefühle. Haben Sie so etwas schon mal erlebt?

Was unsere Anhänger in dieser Saison erleben und abspulen, ist unglaublich. Das pusht uns ungeheuer , so dass wir über uns hinauswachsen können. Das ist etwas ganz Besonderes.

Kann diese großartige Unterstützung im letzten Heimspiel auch zur Belastung werden?

Nein, das glaube ich nicht. Die Fans hauen auf den Rängen alles raus, wir auf dem Platz. Dieses Zusammenspiel ist super.

Sie haben sich im September 2021 mit 36 Jahren eine Kreuzbandverletzung zugezogen. Was hat Sie dazu bewogen, die Fußballschuhe damals nicht an den Nagel zu hängen?

Ich wollte mir beweisen, dass ich in diesem Alter zurückkommen kann. Die erste schwere Verletzung nach 16 Jahren im Profifußball war eine brutale Lebenserfahrung für mich. Letztlich haben mir die Höhen und Tiefen sehr viel gegeben.

Schalke hat Ihnen die Möglichkeit gegeben, ein Trainee-Programm im Club zu absolvieren. Wie hat sich das entwickelt?

Ich bin dem Verein sehr dankbar, dass ich in mehrere Abteilungen reinschnuppern durfte und viele neue Dinge kennengelernt habe. Als Spieler hat man eine bestimmte Sichtweise auf die Dinge, jetzt habe ich neue Perspektiven kennengelernt.

Also wollen Sie nach dem Karriereende weiter im Fußball arbeiten?

Das kann ich am besten. Wenn ich mein Hobby zum Beruf machen kann, wäre das super. Ich habe immer noch viel Freude am Fußball und genieße jeden Tag. Nach der Saison werden wir uns zusammensetzen und schauen, wie es weiter geht. Auch eine Fortsetzung meiner aktiven Karriere ist nicht ausgeschlossen. Ich kann im Training noch mithalten.