Der „Boxer“ und seine Liebeserklärung an Schalke 04 Olaf Thon über die Zeit mit Klaus Täuber

Das Herz des Boxers schlägt nicht mehr
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Kurz nach dem Bekanntwerden seines Todes wurde in den sozialen Medien sofort ein Video verbreitet mit Ausschnitten aus einem Spiel zwischen Schalke 04 und dem VfB Stuttgart. Saison 1984/85, Klaus Täuber läuft mit dick bandagiertem Oberschenkel auf, erzielt zwei Tore, lässt sich erst auswechseln, als Schalke schon 4:0 führt und Täuber von Krämpfen durchschüttelt wird.

Wenn Thon gefoult wurde...

Typisch Klaus Täuber. Hart gegen sich selbst, mitunter auch gegen andere, „weil mich als Stürmer auch keiner geschont hat“, wie er später einmal sagte. Für den jungen Olaf Thon wird er auf dem Platz zum „Beschützer“, von dem Thon noch heute schwärmt: „Wenn ich gefoult wurde, hat er mir hochgeholfen – und mir die Rückennummer des Gegenspielers genannt...“

Am Samstag ist Klaus Täuber nach schwerer Krankheit im Alter von 65 Jahren gestorben. Das Herz des Boxers hat aufgehört zu schlagen – und nicht nur der FC Schalke 04 trauert.

Auf Schalke heimisch geworden

Auch die Ex-Klubs, u. a. die Spvgg. Erlangen und der 1. FC Nürnberg, kondolierten, wohlwissend, dass Täuber längst ein Blau-Weißer geworden war. Zwar gewann er nach seiner Schalker Zeit mit Bayer Leverkusen den Uefa-Cup, aber auf Schalke hatte der „Boxer“, wie er aufgrund seiner Spielweise und des identischen Geburtsdatums mit Muhammad Ali (17. Januar) genannt wurde, seine nicht nur sportliche Heimat gefunden.

1983 aus Stuttgart gekommen

Täuber spielte von 1983 bis 1987 auf Schalke, blieb der Region auch danach treu, wurde in Wulfen heimisch und freute sich jedesmal, wenn er von den Königsblauen mal wieder zum Besuch eines Heimspiels eingeladen wurde.

Zu Schalke war er 1983 gekommen, als die Blau-Weißen gerade in die Zweite Liga abgestiegen waren und Täuber ein Angebot vom Erstligisten Eintracht Frankfurt hatte. „Aber dann sah ich, wie traurig die Menschen über den Abstieg waren, wie sie mit dem Verein gelitten haben. Da habe ich mir gedacht: Das muss großartig sein, für so einen Verein zu spielen“, begründete Täuber seinen Wechsel zu Schalke, den weder er noch Schalke bereuen sollten.

„Ein Weltklasse-Transfer“

Täuber kommt von den Stuttgarter Kickers, Olaf Thon wird gleichzeitig Profi: „Ich glaube, die Ablösesumme für Klaus Täuber betrug damals 300.000 Mark. Da hat Rudi Assauer, der damals Manager war, wohl einen Weltklasse-Transfer gelandet.“

Liebeserklärung an Schalke 04

Als er seine Karriere längst beendet hat, blickt Täuber darauf zurück mit einer Liebeserklärung an den FC Schalke 04: „Wenn du Profi wirst und nur bei einem Verein spielen kannst, dann musst du nicht in München, Barcelona oder Dortmund spielen. Dann musst du auf Schalke spielen.“

Täuber wurde für Mitspieler und Fans zu einer Identifikationsfigur, erlebte mit dem 6:6 im Pokal gegen Bayern einen Karriere-Höhepunkt („Mich hat nur geärgert, dass ich als Stürmer damals kein Tor gemacht habe...“), und als er mit Schalke wieder aufstieg, hatte er schon Kult-Status.

Mit Kippe in die Eistonne

Täuber, der u. a. auch Trainer der zweiten Schalker Mannschaft, des VfB Hüls und von Westfalia Herne war, war mit seinem fränkischen Akzent ein wunderbarer Gesprächspartner in Sachen Fußball. Immer Klartext, oft witzig.

So wie die Anekdote, als er als Jung-Profi in Nürnberg mit einer Zigarette aus dem Hotelfenster in eine unten stehende Eistonne sprang, um dem Kontrollgang des strengen Trainers „Zapf“ Gebhardt zu entkommen. „Dass es ja auch gereicht hätte, wenn ich nur die Kippe aus dem Fenster geworden hätte, ist mir erst später eingefallen“, konnte Klaus Täuber auch über sich selbst lachen.

Olaf Thon, Schalke 04
Olaf Thon über die Zeit mit Klaus Täuber: „Wenn ich gefoult wurde, hat er mir hochgeholfen - und mir die Rückennummer des Gegenspielers genannt...“ © Tim Rehbein/RHR-FOTO

Olaf Thon erinnert sich gern an einen Mitspieler, „der mir gezeigt hat, dass Erwachsenenfußball eben kein Jugendfußball mehr ist. Klaus Täuber, Michael Jakobs, Peter Stichler, Bernard Dietz, Matthias Schipper - das waren Fußballer, die wussten, dass man zwischendurch auch mal grätschen muss. Für mich waren das im Prinzip die Vorgänger der Eurofighter!“

Thon: „Er hat sich gewehrt“

Täuber selbst habe „im Spiel auf der linken Seite sein Ding gemacht. Im Training musste man dann schon mal aufpassen, dass man seinen Ellbogen nicht abbekam“.

Für Olaf Thon eine harte, aber gleichzeitig auch eine gute Schule, denn: „Es wurde ja damals ein ganz anderer Fußball gespielt. Verteidiger wie Karl-Heinz Förster oder Jürgen Kohler durften einen ja sehr lange bearbeiten, bis sie mal eine Gelbe Karte oder so sahen. Dass sich ein Stürmer gewehrt hat, war eher selten. Klaus Täuber hat sich gewehrt. Und es ist so schade, dass er seinen letzten großen Kampf nun verloren hat, viel zu früh.“

Er wird fehlen

Auch Olaf Thon war ins oben erwähnte Spiel gegen den VfB Stuttgart angeschlagen gegangen, „weil man damals halt gespielt hat, wenn es nur irgendwie ging“. Schalke gewann am Ende mit 4:3. Ohne Täuber war es noch einmal richtig eng geworden. Er fehlte. Und er wird fehlen.

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