Schalkes Cheftrainer vor Pflichtspiel-Premiere Charme-Offensive und eine erste Entscheidung

Erstes Pflichtspiel: Charme-Offensive vor der Premiere
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Im Arena-Foyer herrschte hektische Betriebsamkeit, aber das hatte dieses Mal nichts mit Schalke zu tun. Ein Unternehmen hatte zum „Job-Speed-Dating“ eingeladen, um jungen Leuten wichtige Orientierungshilfen zu geben. Die hat Kees van Wonderen natürlich nicht mehr nötig, aber auch der 55-Jährige musste auf dem Weg zur Pressekonferenz die Veranstaltungstische „umdribbeln“. Und wird angesichts des Themas, es wäre nur allzu menschlich, vielleicht für einen kurzen Moment an seine Vorgänger gedacht haben.

„Da sind wir sofort gefordert“

Denn für die war der Job auf Schalke im Prinzip mehr oder weniger ein „Speed-Dating“, van Wonderen ist der achte Schalker Cheftrainer seit 2020, die Interimslösungen sind da nicht mit eingerechnet. Am Samstag hat der Niederländer seine Pflichtspiel-Premiere mit den Königsblauen, „und in Hannover sind wir sofort gefordert und wissen, wo wir stehen“, sagt er.

Um schnelle Eingliederung bemüht

Gefordert war auch van Wonderen selbst, der am Montag vor einer Woche seine erste Trainingseinheit auf Schalke leitete. Sowieso sei es eine große Herausforderung, eine Mannschaft mitten in der Saison zu übernehmen, hatte van Wonderen direkt zu DIenstbeginn gesagt, also verlor er keine Zeit. Die Schalker Saisonspiele hatte er sich schon angeschaut, die Vornamen der Spieler gelernt, um sie dementsprechend zu begrüßen, mehrmals in den anderthalb Wochen ließ er - was mittlerweile unüblich ist - zweimal trainieren.

Auch atmosphärisch bemühte sich van Wonderen um schnelle Eingliederung: Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Karel Geraerts suchte van Wonderen schon in seiner ersten Trainingswoche das Gespräch auch mit dem nicht nur auf Schalke populären U19-Trainer Norbert Elgert. Ein für die interne Akzeptanz cleverer und nicht zu unterschätzender Schachzug, für den Karel Geraerts keine Veranlassung sah.

25.08.2024, Fussball, Saison 2024/2025, 2. Bundesliga, 3. Spieltag, 1. FC Magdeburg - FC Schalke 04, Justin Heekeren (FC Schalke 04)
Justin Heekeren wird im Schalker Tor von Ron-Thorben Hoffmann abgelöst - in den kommenden beiden Spielen. Dann soll wieder Heekeren für zwei Spiele im S04-Tor stehen, bevor Kees van Wonderen eine im Idealfall dauerhafte Nummer eins benennt. © RHR-FOTO

„Hoffe auch am Samstag auf Spaß“

Kees van Wonderens Charme-Offensive betrifft auch seinen neuen Arbeitgeber: Alles sei sehr professionell, er fühle sich bereits wie zuhause, die Arbeit „macht mir sehr viel Spaß. Ich hoffe, dass ich auch am Samstag viel Spaß habe.“

Dann ist Schalke zu Gast bei der defensivstärksten Mannschaft der Zweiten Liga (erst sechs Gegentore/Schalke: 19), und bei allen berechtigten Wünschen nach Geduld (van Wonderen: „Wir sind bereits gute Schritte gegangen. Aber es müssen noch mehr werden“) wird sich auch der neue Chefcoach mit seiner Mannschaft in Hannover einem ersten Ergebnisdruck stellen müssen: Denn mit erst acht Punkten nach acht Spielen ist die Dominanz der unschönen Realität bei vielen S04-Fans größer als die Lust auf die Perspektive, die die noch immer nicht eingespielte Mannschaft verspricht.

Klarheit im Tor - vorerst

Die vielen Fragezeichen betreffen auch die Torhüter-Position, auf der van Wonderen zumindest für ein Weilchen Klarheit geschaffen hat. Es wird einen Torwartwechsel geben: In Hannover und dann gegen Fürth wird Ron-Thorben Hoffmann im Schalker Tor stehen, beim Pokalspiel in Augsburg und dann in der Liga in Ulm Justin Heekeren - dann will van Wonderen die Situation neu bewerten und sich auf die im Idealfall dauerhafte Nummer eins festlegen.

„Ich habe keine Eile“

Kees van Wonderen erklärt diese Entscheidung ausführlich. Er sei noch nicht lange genug da, um die Torwartfrage verlässlich beantworten zu können: „Aber ich will meine Entscheidung dann auch begründen können.“ Generell sollte das Thema aber auch nicht zu hoch gehangen werden. Konkurrenzkampf in einem so großen Verein sei völlig normal, „und ich habe keine Eile. Wir haben so gute Torhüter, da muss man sich keine Sorgen machen.“

Ausführliche Erklärung

Spätestens bei der umfangreichen und geduldigen Erklärung seiner Torwartentscheidung wird - die Vergleiche kommen natürlich - deutlich, dass Kees van Wonderen ein ganz anderer Typ ist als sein Landsmann Huub Stevens in dessen erster S04-Amtszeit war. Der hätte wohl geantwortet: „Irgendeiner steht Samstag im Tor. Und er wird Handschuhe anhaben.“ Oder so ähnlich.

Gut geknurrt: Für Stevens war der Job auf Schalke alles andere als ein Speed-Dating. Huub Stevens ist der letzte Trainer, der seinen Vertrag (2002) auf Schalke erfüllte. Das muss ihm erstmal jemand nachmachen.

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