Für Schalkes Knipser beginnt wohl die Abschiedstournee Wofür es im Verein nicht nur Beifall gibt

„Pokerface“ Sylla vor Abschiedstournee?
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Keine Sorge, es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Unter dem rechten Knie von Moussa Sylla ist ein weißes Tape angebracht, der Einsatz des Schalker Stürmers am Sonntag gegen Ulm sei, so Sylla selbst, aber nicht gefährdet. „Ob ich von Beginn an dabei bin, entscheidet aber der Trainer.“

Treffsicher auch als „Joker“

Wie wichtig der 25-Jährige für den in die Zweitliga-Mittelmäßigkeit abgetauchten einstigen regelmäßigen Europapokal-Teilnehmer ist, zeigte Sylla zuletzt am vergangenen Sonntag in Fürth. Bei seinem Comeback nach fast zweimonatiger Verletzungspause wegen eines hartnäckigen Muskelfaserrisses wurde er in der 65. Minute eingewechselt und traf er in allerletzter Sekunde der fünfminütigen Nachspielzeit zum kaum noch für möglich gehaltenen 3:3-Ausgleich. Wieder mal aus einer Position, aus der nicht jeder Stürmer ein Tor macht. S04-Sportdirektor Youri Mulder verglich Sylla daher schon mit Ex-Bayern-Knipser Roy Makaay.

15 Tore bisherige Bestmarke

Sylla schmunzelt darüber, fühlt sich natürlich geschmeichelt, hält den Ball aber ganz flach. Es sei ja schließlich sein Job, Tore zu schießen. 14 Zweitliga-Treffer hat Sylla in seiner ersten Saison in Deutschland erzielt, noch ist der Hamburger Davie Selke mit seinen 17 Toren in Reichweite, wenn es um die Top-Platzierung bei den Zweitliga-Schützen geht. Sylla hat, zumindest offiziell, bescheidenere Ziele. Er wolle der Mannschaft helfen, eine persönliche Tormarke hat er sich nicht gesetzt. 15 Tore waren im Profi-Bereich seine bislang beste Ausbeute. Die sollten bei noch verbleibenden sieben Spielen zu „knacken“ sein.

Moussa Sylla, Schalke 04, Training 2. April 2025
„Pokerface“ beim Thema Transfer im Sommer: Schalke-Stürmer Moussa Sylla. © RHR-FOTO

Marktwert sechs Millionen Euro

Sieben Spiele, die aller Voraussicht nach zur Abschiedstournee von Moussa Sylla werden. Er hat längst das Interesse zahlreicher anderer Klubs auf sich gezogen, die dann deutlich mehr an Ablöse hinblättern mussten, als Schalke dem französischen Klub Pau FC bezahlt hat. Das sollen 2,5 Millionen Euro gewesen sein, Syllas Marktwert wird aktuell auf sechs Millionen Euro taxiert (transfermarkt.de), Schalke soll sogar von einer zweistelligen Millionen-Ablöse träumen - diese Summe wäre aber wohl nur dann einigermaßen realistisch, sollte sich ein englischer Klub die Dienste des Schalker Torjägers sichern.

„Pokerface“ beim Thema Wechsel

Der hält sich bedeckt, was seine Zukunft betrifft. Als sei der Begriff „Pokerface“ für ihn erfunden worden, betont Sylla, dass er auf Schalke einen Vertrag habe und sehr glücklich auf und mit Schalke sei. Das sollte man ihm durchaus abnehmen, die Sache hat aber einen Haken: Um ein erneut ordentliches Betriebsergebnis nicht aufs Spiel zu setzen und am Transfermarkt handlungsfähig bleiben zu wollen, wird Schalke Sylla möglicherweise verkaufen müssen - die Wahrscheinlichkeit, dass die S04-Chefetage den sportlichen Wert Syllas über die notwendigen Einnahmen stellen wird, ist eher gering.

Klaus Fischers Bedenken

Diese Strategie wird nicht in der ganzen Vereinsfamilie mit Applaus aufgenommen. Sturm-Idol Klaus Fischer gibt beispielsweise schon seit längerem zu bedenken, dass man ja nicht aufsteigen könne, wenn man regelmäßig die besten Spieler verkauft. Fischer spricht aus eigener Erfahrung. Sein Trauma: Vor bzw. in der Saison 1980/81 wurden nacheinander Fischers Mitspieler Rüdiger Abramczik, Rolf Rüssmann und Wolfram Wuttke aus finanziellen Gründen verkauft, Klaus Fichtel hatten die Königsblauen zu Werder Bremen gehen lassen - allesamt Hochkaräter. Der sportliche Erfolg dieser Transfers war überschaubar: Am Saisonende stieg Schalke erstmals aus der Ersten Liga ab.

Geraerts hatte so eine Ahnung

Dass Schalke bei der Kaderplanung für die kommende Saison so tief ins Vereinsarchiv blickt, ist nicht zu erwarten. Schon eher, dass sich die Prognose von Karel Geraerts - wenn auch mit einem halben Jahr Verzögerung - erfüllt. Schalkes Ex-Trainer hatte in der Saisonvorbereitung, als Sylla bereits fleißig „knipste“, prognostiziert: „Jetzt soll er sich mal lieber etwas zurückhalten. Sonst ist er schon im Winter wieder weg...“

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