Die Sprache im Ruhrgebiet kennt mitunter keine Umwege und kommt direkt auf den Punkt. Also stellte Manfred Kreuz, die Urne von Willi Koslowski war gerade beigesetzt worden, im kleinen Kreis mit fast schon erschreckender Klarheit und Präzision fest: „Wieder einer weniger.“
„Großer Bahnhof“
Die Trauerfeier für den am 11. Juli im Alter von 87 Jahren verstorbenen Schalker Meisterspieler auf diesen Satz zu reduzieren wäre allerdings ein grobes Foulspiel. „Der Schwatte“, wie er wegen seiner lange pechschwarzen Haare genannt wurde, bekam auf dem Schalker Fan-Feld in Gelsenkirchen-Beckhausen den „großen Bahnhof“ - wenn man das bei einer Beisetzung so nennen darf, - den er sich verdient hatte, auch wenn ihm so viel Aufhebens um seine Person wahrscheinlich gar nicht recht gewesen wäre.
Viel Schalke-Prominenz
Die hierarchische Spitze der Trauergemeinde bildete Schalkes Vorstand mit Matthias Tillmann und Christina Rühl-Hamers, flankiert von Ehrenpräsident Gerd Rehberg, zu den Trauergästen zählten zahlreiche andere Schalke-Größen wie Rüdiger Abramczik, Helmut Kremers, Didi Schacht, Mike Büskens, Mathias Schipper - die Liste, auf die auch der langjährige Schalker Geschäftsführer und Finanzvorstand Peter Peters sowie Volker Stuckmann aus dem Ehrenpräsidium sowie zahlreiche ehemalige Wegbegleiter aus der Schalker Geschäftsstelle gehören, ist wahrscheinlich sogar noch unvollständig.
Auch Schalke-Fans sind gekommen, manche in Blau und Weiß. Die Familie hatte das vorher ausdrücklich zur ebenfalls gewünschten Kleiderordnung erklärt.

Thon trägt die Schalker Fahne
Als Willi Koslowski auf seine letzte Reise geht und ganz in der Nähe von „Stan“ Libuda beigesetzt wird, hält Olaf Thon tapfer die Schalker Fahne in den blau-weiß strahlenden Himmel, Gelsenkirchens „Ober-Bergmann“ Klaus Herzmanatus nimmt in einer 100 Jahre alten Bergmannsjacke aus dem „Kleinen Museum“ Abschied von einem „Kumpel“.
„Kumpel“ nicht nur unter Tage
Denn das war Willi Koslowski: Ein Kumpel. Tatsächlich war Willi Koslowski auf der Zeche Hugo in Buer ausgebildeter Bergmann und auch unter Tage tätig, aber das „Kumpel sein“ bezieht sich bei ihm nicht nur darauf. „Der Schwatte“ ging völlig frei von Allüren durchs Leben, den Meisterspieler ließ er nie raushängen und er war auch keiner von denen, die glauben, alles besser zu wissen und zu können.
Aus der Vereinspolitik hielt er sich grundsätzlich raus, Einmischen hätte auch überhaupt nicht zu ihm gepasst. In den Trauerreden von Schalkes Finanzchefin Christina Rühl-Hamers und vom langjährigen Schalker „Außenminister“ Bodo Menze fallen mehrmals Vokabeln wie „bescheiden und bodenständig“.
Lange Schalkes „Postminister“
Rühl-Hamers hat Willi Koslowski in ihrer Anfangszeit auf Schalke noch als Arbeitskollegen kennengelernt. Der gebürtige Gelsenkirchener hat nach seiner Karriere noch lange auf der Schalker Geschäftsstelle gearbeitet, war offiziell der „Postminister“, aber irgendwie doch viel mehr. Besonders in der Zeit von Rudi Assauer als Manager wurde Koslowski im positiven Sinne zum „Mädchen für alles“. Er organisierte, kümmerte sich, war Ansprechpartner.

Schwerer Sturz im Garten
Auch als Rentner, darauf bestand Willi Koslowski, wollte er unbedingt weiter auf und für Schalke tätig sein: „Willi war immer da“, erinnert sich Rühl-Hamers auch daran, dass der so Dienstbeflissene sich seinen Urlaub lieber auszahlen ließ anstatt ihn tatsächlich zu nehmen.
Im Alter von 78 Jahren stürzte Willi Koslowski in seinem Garten schwer, danach kam er gesundheitlich nicht mehr so richtig auf die Beine. Die letzten Jahre verbrachte er in einem Pflegeheim in Gelsenkirchen, das Interesse an „seinen“ Blau-Weißen blieb immer bestehen.
Bewegende Trauerfeier
Schalke, heißt es in der Trauerhalle des Friedhofs, sei stets im Kopf und im Herzen von Willi Koslowski gewesen. In der ersten Reihe hört die Familie um Ehefrau Elvira sowie die drei Töchter Simone, Nicole, Vanessa und Sohn Ralf sichtlich bewegt zu, als vor, zwischen und nach den Reden auch Schalker Vereinshymnen und das Steigerlied gespielt werden.

Erstes S04-Bundesligator erzielt
Als „gerissenen Burschen“ hat Bundestrainerlegende Sepp Herberger den Schalker Außenstürmer Willi Koslowski laut Bodo Menze bezeichnet. 1962 berief er ihn in den WM-Kader für Chile, Koslowskis zehn Schalker Jahre (1955 bis 1965) waren vor allem geprägt durch den Gewinn der Meisterschaft 1958 - Schalkes bislang letzte - und durch das erste Bundesliga-Tor für die Königsblauen überhaupt, das Koslowski im Jahr 1963 schoss.
Nach seiner Schalker Zeit spielte Koslowski noch bei RW Essen, Eintracht Gelsenkirchen und Eintracht Duisburg - mehr Ruhrgebiet in einer Person geht kaum.
Ein Meisterspieler lebt noch
Vor allem aber war Willi Koslowski „einer von uns“, wie es Olaf Thon einmal formulierte. Von der Schalker Meistermannschaft 1958 lebt nun nur noch ein Spieler: Manfred Kreuz.
Schalkes verstorbener Meisterspieler Willi Koslowski: Stiftung sammelt Spenden für Grabstein
Schalke 04 trauert um Willi Koslowski: Meisterspieler ist im Alter von 87 Jahren verstorben
Schalke-Gegner will in die Champions League: Alter Bekannter im Tor - Spiel live im TV und Stream