Ralf Fährmann, Maya Yoshida, Marcin Kaminski, Danny Latza, Dominick Drexler, Alex Král, Simon Terodde: Als Kenan Karaman als Last-Minute-Sommertransfer vor der Saison 2022/23 zum FC Schalke 04 wechselte, hatten die Königsblauen zahlreiche Fußballer in ihren Reihen, die alleine schon aufgrund ihrer Erfahrung das Prädikat „Führungsspieler“ für sich in Anspruch nehmen konnten.
Schwerer Stand, dann Derby-Tor
Schalke war gerade wieder in die Erste Liga aufgestiegen und Karaman vom Status eines Führungsspielers auf Schalke weit entfernt. Im Gegenteil: Viele Fans hielten seine Verpflichtung für eine schlechte Idee von Sportdirektor Rouven Schröder, obwohl Karaman ablösefrei von Besiktas Istanbul gekommen und seit 2017 auch türkischer Nationalspieler war.
Karaman hatte einen schweren Stand, fasste erst in der Rückrunde Fuß, wobei ihm besonders ein Tor beim 2:2 im Derby gegen den BVB half. Es war bei insgesamt 21 Erstliga-Einsätzen für Schalke sein einziger Treffer in einer Saison, die für Schalke und Karaman mit dem direkten Wiederabstieg endete.

„Einsam“ auf Führungsspieler-Ebene
Schalke stieg ab, Karaman in der internen Hierarchie aber immer mehr auf. Seine Tore sicherten den Königsblauen in der vergangenen Saison den Klassenerhalt, der mittlerweile beurlaubte Trainer Karel Geraerts ernannte Karaman zu Beginn der nun laufenden Saison zum Kapitän.
Dieser Rolle wurde der Offensivspieler gerecht, nicht nur durch fulminante Kabinenansprachen, sondern auch durch Leistung auf dem Platz. Karaman ist mittlerweile ohne Zweifel Schalkes Führungsspieler schlechthin. Aber um ihn herum ist es auf dieser „Etage“ einsam geworden. Das sieht auch Karaman selbst so.
„Du brauchst gewisse Stützen“
„Auf jeden Fall, gerade hier auf Schalke“, antwortete Karaman auf die Frage, ob Schalke mehr Führungsspieler brauche. Gerade hatte die Meldung die Runde gemacht, dass auch der Vertrag von Marcin Kaminski, immerhin ein Aufstiegsspieler von 2021/22, nicht mehr verlängert wird.
Der Pole ist zwar kein Lautsprecher, aber ein Routinier mit einem gewissen Status in der Mannschafthierarchie. „Du brauchst“, so Karaman zum Thema Führungsspieler, „einfach gewisse Stützen in einer Mannschaft, und da wird der Verein glaube ich auch drauf achten, dass dann dementsprechend auch Spieler kommen, die diese Eigenschaften mitbringen. Alleine kann ich das definitiv nicht schultern.“
Appell wie im Vorjahr
Das wäre auch ein bisschen viel verlangt. Karaman ist 31 Jahre alt und würde zu gern auch mal eine „gute“ im Sinne von erfolgreiche Saison mit Schalke erleben. Die war ihm bislang nicht vergönnt: Dem Abstiegsjahr folgten zwei unbefriedigende Zweitliga-Jahre, in denen auf Karaman allerdings Verlass war. Sein Appell ist fast identisch mit dem des Vorjahres: „Wir sollten diese Saison gut analysieren und dann nächstes Jahr versuchen, nicht wieder so eine Saison zu spielen.“
Dass er den Glauben an einen Schalker Aufstieg nicht verloren hat, bewies er schon im Sommer 2024, als er seinen Vertrag bis 2028 verlängerte – seiner Rolle und seinem Auftrag als Führungsspieler entsprechend.