Eine Niederlage, die Schalke fassunglos macht „Beschissener kann es nicht laufen“

Von Frank Leszinski und Norbert Neubaum
Eine NIederlage, die Schalke fassunglos macht
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Finale furioso auf Schalke: Aber anders, als die Gastgeber sich das gewünscht hätten. Gegen Hannover 96 führt Schalke bis zur 87. Minute mit 1:0, kassiert dann aber noch zwei späte Gegentore.

Drei Änderungen in der Startelf

Entgegen der Prognose von Hannovers Trainer André Breitenreiter hatte Kees van Wonderen seine Mannschaft dann doch auf drei Positionen geändert: Für den angeschlagenen Taylan Bulut stand Adrian Gantenbein in der Startelf, Derry Murkin und Ron Schallenberg begannen anstelle von Anton Donkor und Tomas Kalas.

Breitenreiter hatte bei seiner Rückkehr nach Schalke (2015/16 war er Coach der Königsblauen) die ganz große Rotationsmaschine angeworfen: Gegenüber dem enttäuschenden 1:1 im Niedersachsen-Derby gegen Braunschweig gab es gleich acht Veränderungen - u. a. musste der H96-Trainer auf seinen verletzten Abwehrchef Marcel Halstenberg verzichten.

Erst plätscherte es dahin...

In der Sportreporter-Sprache gibt es die Wortschöpfung des „dahin plätschernden Spiels“, und für die ersten 25 Minuten der Partie hätte sie erfunden werden können. Eine Trinkpause in der achten Minute wegen des Ramadans war der einzige Höhepunkt in den ersten 25 Minuten, erst dann gab es einen Kopfball von Hannovers Stürmer Jessic Ngankam aufs Schalker Tor - den musste Karius halten, aber immerhin war es der erste Torabschluss im Spiel überhaupt.

... dann traf Antwi-Adjei

Dem folgte gleich ein zweiter, und der hatte es in sich: Kenan Karaman setzte sich im Mittelfeld schön durch, über den Schalker Kapitän kam der Ball zu Mehmet Aydin, der passte zu Christopher Antwi-Adjei, und der Ex-Bochumer bugsierte das Objekt der Begierde zur Schalker 1:0-Führung ins Netz. Es war Antwi-Adjeis erstes Tor für Schalke, und das schien ihn durchaus zu beflügeln.

Hannover lange in Schach gehalten

Denn Antwi-Adjei gehörte zu den Aktivposten der Königsblauen, die sich die Führung irgendwie verdient hatten. Sie spielten vor 62.077 Zuschauern in der ausverkauften Veltins-Arena zwar auch nicht die Sterne vom Himmel, hielten aber eine lange seltsam unterkühlt spielende Mannschaft von Hannover 96 gut in Schach. Den Niedersachsen war nicht unbedingt anzumerken, dass sie wie ihr Trainer noch an ihre Aufstiegschance glauben.

14.03.2025, Fussball, 2. Bundesliga, 26. Spieltag Saison 2024/2025, FC Schalke 04 - Hannover 96, Christopher Antwi-Adjei (FC Schalke 04) freut sich über das Tor zum 1:0 mit der Mannschaft, Paul Seguin (FC Schalke 04), Adrian Gantenbein (FC Schalke 04
Dabei hatte es lange nach einem Schalker Sieg ausgesehen: Hier bejubeln die Schalker Spieler den 1:0-Führungstreffer durch Christopher Antwi-Adjei. Am Ende jubelte Hannover durch zwei Tore in den Schlussminuten. © Teresa Kroeger/RHR-FOTO

Zieler zweimal auf dem Posten

Die große Gier darauf, ein Tor zu erzielen, fehlte den Gästen auch in der Phase nach dem Schalker Führungstor, als die Gäste dann ein paarmal im Schalker Strafraum auftauchten, ohne das Tor von Loris Karius aber ernsthaft in Gefahr bringen zu können. Schalkes Torhüter musste erst in der 67. Minute ernsthaft eingreifen, als er von einem Schuss erneut durch Ngankam geprüft wurde. Ron-Robert Zieler im Tor von Hannover hatte sich schon zuvor gegen Schallenberg (45.) und Karaman (50.) auszeichnen können.

Ab der 87. ging alles schief

Schalke, in der zweiten Halbzeit mit Grüger für den angeschlagenen Janik Bachmann, ließ sich bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht aus der Reserve locken, die oft kritisierte Defensiv-Abteilung parierte die Angriffsbemühungen von Hannover (auch mit dem eingewechselten Ex-Schalker Rabbi Matondo) unbeschadet. Bis zur 87. Minute - ab der brach dann aus Schalker Sicht alles zusammen.

Zunächst erzielte Jannick Rochelt das 1:1, als er einen Abpraller nach einem Lattenschuss über die Linie drückte. Der Schock steckte Schalke noch in den Gliedern, da stand es schon 1:2 - diesmal patzte Karius. Der Torhüter flog nach einer Ecke unter dem Ball durch, Havard Nielsen köpfte ein zum Hannoveraner Führungs- und Siegtor (88.).

„Keine Erklärung“

Schalke hat den dritten Sieg in Folge verpasst, Hannover bleibt 2025 ungeschlagen - und schnuppert weiter den Aufstiegsrängen. Dass das Spiel diesen Ausgang genommen hatte, machte die Königsblauen weitestgehend fassungslos: „Keine Erklärung“ hatte beispielweise S04-Torschütze Christopher Antwi-Adjei, während Loris Karius einräumte, dass das zweite Tor auf seine Kappe ging: „So ist das. Manchmal bist du der Held, und manchmal läuft es dann ganz anders.“

Mulder nimmt Torhüter in Schutz

Youri Mulder nahm Loris Karius, gegen Münster vor zwei Wochen noch der Schalker Matchwinner, in Schutz. Schalkes Sportdirektor kritisierte vielmehr, dass die Mannschaft den Sack nicht schon vorher zugemacht hatte - auch das ist sicherlich ein richtiger Ansatz. Genau wie der von Trainer Kees van Wonderen: „Wir müssen die Enttäuschung annehmen - und weitermachen.“

Schlusswort von Loris Karius

Schlusswort Loris Karius, der die Schlussminuten bei Sky so zusammenfasste: „Erst schlafen wir vor dem 1:1. Dann hätten wir die Ecke vor dem 2:1 verhindern können. Dann fauste ich daneben - beschissener kann es nicht laufen.“ Dem war dann aber wirklich nichts mehr hinzuzufügen.

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