Sie ist beliebtes Fotomotiv, Treffpunkt und festverankert in der Arena: Die 1.000-Freunde-Mauer bot Schalker Fans rund um den Stadionbau eine charmante Chance, sich irgendwie am Bau der Arena zu beteiligen. Inmitten des riesigen Finanzierungspaketes war das zwar nur ein kleiner Baustein, aber immerhin: Wer wollte und konnte, war dabei. Wie ein kleiner Bauherr.
Noch immer hohe Verbindlichkeiten
Eröffnet wurde die Arena im August 2001, über 20 Jahre später gibt es nun erneut die Chance der Stadion-Beteiligung. Diesmal aus Vereinssicht allerdings nicht aus romantischen, sondern aus knallharten wirtschaftlichen Erwägungen: Schalke steckt nun schon seit Jahren auch finanziell in der Klemme.
Den Verein drücken trotz großer Sparanstrengungen ca. 170 Millionen Euro Gesamtverbindlichkeiten (Stand: 2023), alleine an Zins und Tilgung muss der in die Zweitklassigkeit abgerutschte Traditionsverein pro Jahr ca. 16 Millionen Euro berappen. Das heißt: Diese 16 Millionen Euro müssen erst einmal erwirtschaftet sein, bevor der Klub - wofür auch immer - überhaupt etwas ausgeben kann.
Neue Einnahmequellen gesucht
170 Millionen Euro Jahresumsatz hat Schalke 2023 gemacht, bei einem negativen Eigenkapital von ca. 95 Millionen Euro ist die königsblaue Chefetage dennoch gezwungen, sich nach neuen Geldquellen umzusehen. Der Einstieg von Investoren wird von vielen Fans und Mitgliedern kritisch gesehen, die Ausgliederung der Profiabteilung - als aktuell mittelmäßiger Zweitligist könnte Schalke derzeit ohnehin keinen besonders hohen Preis in eigener Sache aufrufen - müsste außerdem von zwei Dritteln der Mitglieder genehmigt werden. Das ist unrealistisch, außerdem gibt es zurzeit auch keine entsprechenden Anträge.
Keine Mitgliederzustimmung nötig
Am 16. November ist die nächste Schalker Mitgliederversammlung, und dort wird der Schalker Vereinsfamilie ein Modell präsentiert, zu dem es keine Abstimmung geben muss und wird - es ist bereits beschlossene Sache. Schalke hat sozusagen außerhalb des zustimmungspflichtigen „Vereinskosmos“ eine Fördergenossenschaft gegründet, die dem Verein dabei helfen soll, „aktiv und selbstbestimmt die Zukunft zu gestalten“, wie Vorstandschef Matthias Tillmann in einem seiner kurzen Erklär-Videos mitteilt.
Erwerb von Arena-Anteilen
Grundsätzlich geht es darum: Schalke-Mitgliedern und Unternehmen wird die Möglichkeit eingeräumt, Anteile an der Veltins-Arena zu erwerben. Deren Besitzverhältnisse sind relativ kompliziert, das Stadion gehört nur zum Teil Schalke, ein nicht unerheblicher „Rest“ ist in den Händen diverser Kommanditisten, darunter die Stadtwerke und Ex-Aufsichtsratschef Clemens Tönnies.

Jeder Genosse hat nur eine Stimme
Vieles bewegt sich noch im ungefähren Bereich, wie beispielsweise die untere Höhe der Einstiegsinvestition. Nach oben gibt es offenbar keine Grenzen - dass sich ein Unternehmen oder eine Privatperson durch einen extrem hohen Genossenschaftsanteil quasi in Schalke einkauft und dann ein anteiliges Mitspracherecht und somit Einfluss oder gar Entscheidungshoheit erhält, ist allerdings ausgeschlossen. Jeder Genosse, egal wie hoch sein Anteil ist, hat nur eine Stimme. Auch auf Schalke.
Ziel ist der Schuldenabbau
Blau-Weiße Genossen: Die Fördergenossenschaft, so der Plan, führt ihre Einnahmen an den Verein ab, der das Geld dann in den Schuldenabbau und in die die Infrastruktur investieren wird. Möglicherweise könnten dann aufgrund der finanziellen Nöte vorerst stillgelegte und derzeit ruhende Bauprojekte wie das „Berger Feld II“ wieder in Angriff genommen werden. An diesen Projekten könnten sich die Genossen der Fördergenossenschaft dann erneut durch Anteilskäufe beteiligen.
„Die Rente nicht darauf aufbauen“
„Ein Anteil für alle, die ein Teil von uns sind.“ Mit diesem Slogan bewirbt Schalke die Fördergesellschaft, und irgendwie klingt da schon poetisch durch, was zumindest für ausschließlich wirtschaftlich denkende Zeitgenossen der Haken an der Sache sein könnte. Denn ob es im Gegensatz zu den Anleihen, die Schalke gut verzinste und von denen 2026 und 2027 zwei größere fällig sind, steht bei den Genossenschaftsanteilen offenbar noch gar nicht fest, ob es und welche Rendite es gibt. „Seine Rente sollte man darauf nicht aufbauen“, sagt ein Schalke-Insider. Es handele sich eher um eine „emotionale Investition“.
Ein unbezahlbares Gefühl...
Wie damals bei der 1.000-Freunde-Mauer. Wer da investierte, bekam auch kein Geld zurück. Aber einen Baustein in der Mauer mit eingraviertem Namen, dazu eine Urkunde. Und natürlich das Gefühl, Schalke geholfen zu haben. Das ist schließlich unbezahlbar.
Hinweis: Wer mehr über die Schalker Fördergenossenschaft wissen möchte, kann sich auf schalke04.de/genossenschaftaufschalke für einen Förderbrief anmelden, über den Schalke per Mail kommuniziert.
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