Seine Premiere an der Seitenlinie bei einem Schalke-Spiel verbrachte Kees van Wonderen größtenteils mit einer über den Kopf gezogenen Kapuze, die ihn vor dem prasselnden Schweizer Regen schützte. Es goss in Strömen beim Testspiel in Aarau, und als der neue Cheftrainer der Königsblauen nach 90 Minuten endlich wieder im Trockenen stand, zog er ein genauso trockenes Fazit der ersten Begegnung seiner neuen Mannschaft unter seiner Regie, die beim Schweizer Zweitligisten FC Aarau 2:2 endete.
„Das sind erste Schritte“
Van Wonderen stellte fest, dass er mit den Spielern „noch viel Arbeit“ vor der Brust habe, wollte die durchwachsene Vorstellung (Ron Schallenberg: „Eine Glanzleistung war das nicht von uns“) aber auch nicht über Gebühr dramatisieren: „Natürlich sind wir nach fünf gemeinsamen Tagen noch nicht da, wo wir hinwollen. Wir haben in den vergangenen Tagen an vielen Dingen gearbeitet. Wie wollen wir verteidigen, wie soll der Aufbau aussehen, wie verhalten wir uns bei Standardsituationen? Das sind alles erste Schritte. Dass in dieser kurzen Zeit noch nicht alles perfekt laufen kann, das ist klar. Wir wollen den Weg weitergehen. Alle sind konzentriert und wollen es besser machen. Und das müssen wir auch.“

Keine verlässliche „Blaupause“
Das klingt im Prinzip so, als plane van Wonderen mit den Königsblauen nach bereits acht absolvierten Zweitliga-Spielen den kompletten Neustart. Da konnte die Partie beim neuen Partnerklub Aarau, die das Jubiläumsspiel zum 100. Geburtstag des Stadions Brügglifeld war, noch nicht als verlässliche „Blaupause“ dienen. Alleine schon deshalb, weil mit den nicht mit in die Schweiz gereisten Kenan Karaman, Moussa Sylla, Amin Younes, Christopher Antwi-Adjei und Tobias Mohr fast die komplette erste Offensivreihe fehlte.
Tempelmann machte Dampf
Dementsprechend zähflüssig war das Spiel der Schalker, die durch Emil Hojlund und Ron Schallenberg zweimal die Führung der Gastgeber ausgleichen konnten und ihren Trainer damit zumindest nicht komplett im Regen stehen ließen. Der weiß nun immerhin, dass er mit Lino Tempelmann, der sein Startelf-Comeback feierte, im Mittelfeld nun tatsächlich eine zusätzliche ernsthafte Alternative hat. Tempelmann war in der ersten Halbzeit Schalkes „Dampfmacher“ und bereitete das 1:1 durch einen fulminanten Lattenkracher vor.
Torhüterfrage noch offen
Die nächste Erkenntnis für van Wonderen: Über die Torhüter-Position wird er möglicherweise noch bis zum Zweitliga-Spiel am Samstag in Hannover grübeln müssen.
Undankbares Spiel für Hoffmann
Justin Heekeren fehlte vor knapp 8.000 Zuschauern, darunter gut 1.000 Schalker Fans, im ausverkauften Brügglifeld verletzt, Ron-Thorben Hoffmann bekam also seine Chance. Es gibt für Torhüter dankbarere Spiele, sich als Nummer eins zu empfehlen. Hoffmann, beim ersten Gegentor mit in der Verlosung, konnte zumindest in dieser Partie nicht den Nachweis erbringen, mehr Sicherheit als Heekeren zuletzt auszustrahlen.
Spielführerbinde kein Fingerzeig
Dass er die Kapitänsbinde trug, obwohl Tomas Kalas und Paul Seguin in der Startelf standen, wollte van Wonderen nicht als Fingerzeig für einen Torwartwechsel verstehen. Hoffmann sei Kapitän gewesen, weil er 90 Minuten lang durchspielen würde, während die von Ex-Trainer Karel Geraerts ernannten Karaman-Vertreter Seguin und Kalas von den vielen Wechseln in der zweiten Halbzeit betroffen waren.
Noch reichlich Arbeit
Der Erkenntniswert des Tagesausflugs in die Schweiz hielt sich für Schalke und speziell für van Wonderen also in Grenzen. Er weiß jetzt, dass es viel zu tun gibt für ihn und die Mannschaft. Aber das wird ihm schon vorher klar gewesen sein.
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