"Wird nicht auf meinem Schoß sitzen"
Schalke-Manager Heldt übt Kritik an Heidel
Ein wütender Trainer, ein genervter Manager und eine unbefriedigende sportliche Situation - vier Spieltage vor dem Saisonende ist beim FC Schalke 04 wieder einmal mächtig Feuer unter dem königsblauen Dach. Die 0:3 (0:0)-Pleite beim FC Bayern München geriet deshalb fast schon zur Randnotiz.
MÜNCHEN
, 16.04.2016 / Lesedauer: 3 minHorst Heldt übt Kritik an seinem Nachfolger Christian Heidel.
Dabei war der Zorn von Breitenreiter nachvollziehbar, denn er sollte vor dem Anpfiff permanent zu dem Gerücht Stellung nehmen, dass seine Ablöse am Saisonende bereits perfekt und mit dem Augsburger Trainer Markus Weinzierl sein Nachfolger bereit stehe. Dass der Interviewer dies als Gewissheit verkaufte, die nur noch von Klubseite bestätigt werden müsse, machte Breitenreiter so wütend, dass er mit Interviewabbruch drohte.
"Im Soll"?
Während man für den Schalker Trainer in dieser Hinsicht Verständnis haben konnte, bleibt es sein Geheimnis, warum er die sportliche Ausbeute in dieser Saison als "im Soll" bezeichnet. Denn nicht nur das frühzeitige Aus in beiden Pokalwettbewerben, sondern auch Platz sieben in der Bundesliga sind aus Schalker Sicht sehr enttäuschend. Noch können die Königsblauen zwar die Champions-League-Teilnahme erreichen, doch das ist wohl eher den ebenfalls schwächelnden Konkurrenten als der eigenen Stärke zu verdanken.
Das wurde auch in München deutlich, wo den Bayern eine durchschnittliche Leistung reichte, um die Schalker klar zu bezwingen. Spätestens nach dem zweiten Tor von Robert Lewandowski (65.), der nach 54 Minuten bereits für die Führung des deutschen Rekordmeisters gesorgt hatte, war die Partie gelaufen. "Das war der Knackpunkt des Spiels. In der ersten Halbzeit haben wir es in der Defensive noch gut gemacht, aber in dieser Phase fehlte es schon an Entlastung", stellte Manager Heldt richtig fest. Die Schalker Offensivbemühungen blieben Stückwerk, Chancen Mangelware und ein gefährliches Kombinationsspiel eine Rarität.
Dass Bayern-Trainer Pep Guardiola, der noch ein drittes Tor von Vidal (73.) bejubeln durfte, über die müde Vorstellung seiner Spieler schimpfte und feststellte: "Wir haben nur 35 Minuten Fußball gespielt," stellte der Schalker Leistung ein zusätzliches Armutszeugnis aus. Manager Horst Heldt hielt sich nach den 90 Minuten bezeichnenderweise auch nicht mit der Spielanalyse auf, sondern schimpfte über angebliche Störfeuer und Unruhestifter.
"Ich führe keine Trainerdiskussion", betonte Heldt erst einmal und versuchte damit seinem Trainer den Rücken zu stärken, der selbstbewusst davon ausgeht, auch in der nächsten Saison Trainer auf Schalke zu sein. Doch die Diskussion um seine Person hat längst eine Eigendynamik entwickelt, die der Verein nicht wird stoppen können. Das liegt zum einen daran, dass keine Handschrift von Breitenreiter zu sehen ist und Schalke trotz permanenter Unruhe eine attraktive Adresse im deutschen Fußball bleibt. Längst werden nicht nur Markus Weinzierl, sondern auch Ralph Hasenhüttl (FC Ingolstadt) oder der zurzeit vereinslose Lucien Favre mit Schalke in Verbindung gebracht.
Saisonziel gefährdet
Was Heldt in dieser Phase der Meisterschaft überhaupt nicht passt. Denn er sieht das Saisonziel gefährdet und kritisierte auch seinen Nachfolger Christian Heidel, der vor wenigen Tagen erklärt hatte, dass er sich ab dem 16. Mai mit voller Kraft Schalke widmen werde und sein Vertrag am 1. Juni in Kraft trete. "Gehen Sie davon aus, dass Christian Heidel dann nicht bei mir im Büro auf dem Schoß sitzen wird", merkte Heldt bissig an.
Der 46-Jährige ist es leid, „dass Leute, die noch nicht auf Schalke tätig sind, sich permanent über Schalke äußern. Wir brauchen Ruhe im Endspurt der Bundesliga“, betonte Heldt. Doch dieser Satz bleibt wohl ein frommer Wunsch. Sollten die Königsblauen am nächsten Samstag nicht gegen Bayer Leverkusen gewinnen, drohen neue „Störfeuer.“ Ob diese dann einzudämmen sind oder sogar noch in dieser Saison Konsequenzen gezogen werden, wird man sehen.