Klaus Fischer (73) ist ratlos. Schalkes Sturm-Idol besucht am heutigen Sonntag einen Schalker Fan-Klub, dem er zum 25-jährigen Bestehen gratulieren will: „Aber was soll ich denen erklären, wenn es um die aktuelle Situation geht?“
„Schlimmer als bei Reis“
Die ist, höflich formuliert, ziemlich bescheiden. Schalke taumelt wie ein angeschlagener Boxer durch die Zweite Liga, die 1:3-Niederlage in Paderborn war ein weiterer Negativ-Höhepunkt: „Das war ja noch schlimmer als bei Reis“, urteilt Rüdiger Abramczik (67) im „Legenden-Talk“. Schalkes Flankengott kommt zu dem deprimierenden Fazit: „Die Mannschaft hat kein Rückgrat.“
„Ich sehe einen Hühnerhaufen“
Schließlich habe sich auch unter Matthias Kreutzer nichts gebessert, im Gegenteil. Kämpfen, so Fischer und Abramczik, müsse man schon, das sei die Basis, um überhaupt aus dem Schlamassel wieder rauszukommen. Aber auch davon sei in Paderborn nichts zu sehen gewesen. „Mit Fußball“, urteilt Abramczik, „hat das nichts zu tun. Ich sehe da nur noch einen Hühnerhaufen rumlaufen. Da ist keine Disziplin, da weiß keiner, was er zu tun hat, da ist gar nix.“

Für Klaus Fischer liegt eine der Ursachen darin, dass Schalke sich von zu vielen guten Spielern getrennt hat: „Wir hatten einen Itakura, wir hatten einen Zalazar, einen Bülter, einen Jenz. Davon ist keiner mehr da. Und ich sehe eigentlich niemanden, der diese Spieler ersetzen kann.“
„Fünf oder sechs Stück möglich“
Was sowohl Fischer als auch „Abi“ irritiert, ist die Tatsache, dass auch eine Mannschaft wie Paderborn Schalke ziemlich deutlich überlegen war - für beide keine Übermannschaft. „Die hatten vor dem Spiel doch nur einen Punkt mehr als wir“, gibt Fischer zu bedenken, und Abramczik ergänzt: „Aber wenn wir ehrlich sind, hätten die auch fünf oder sechs Stück machen können. Die haben ja mit einem Pass gleich drei Spieler von uns ausgeschaltet.“
„An die eigene Nase fassen“
Die beiden Schalker Fußball-Größen wollen nicht daherkommen wie zwei Altkluge, die nach dem Motto „Früher war alles besser“ urteilen. Daher räumt Abramczik ein: „Wir haben früher auch oft Scheiße gespielt, keine Frage. Auch zwei oder dreimal hintereinander. Aber dann haben wir uns erst mal an die eigene Nase gefasst und uns uns gesagt: So, jetzt musst du aber mal was dafür tun, dass das wieder besser wird.“
Zwei Spieler als Ausnahme
Eine Selbsteinsicht, die das Duo bei der aktuellen Schalker Mannschaft offenbar vermisst - ausdrücklich nimmt Rüdiger Abramczik Yusuf Kabadayi und Assan Ouedraogo aus seiner Kritik übrigens aus: „Dass Kabadayi das Tor zum 1:3 in Paderborn noch gemacht hat, hat mich richtig gefreut. Der Junge spielt zwar noch etwas wild, aber mit viel Herz.“
„Es ist allerhöchste Zeit“
Die eigene Erfahrung aus vielen Profi-Jahren lehrt Fischer und Abramczik, die Situation ernst zu nehmen. Zwar glauben beide nicht daran, dass Schalke absteigt (Fischer: „Beim Gedanken an die Dritte Liga muss ich mich schütteln“), aber Rüdiger Abramczik warnt: „Es ist jetzt allerhöchste Zeit, zu punkten. Denn manchmal versuchst du, wieder einen Gang reinzukriegen, aber du kriegst ihn nicht rein.“
„Angst muss keiner haben“
Sehr gespannt sind Klaus Fischer und Rüdiger Abramczik auf den neuen Trainer: „Einige sollen sich ja schon beworben haben. Und einige Trainer schütteln sich wahrscheinlich vor Angst. Aber Angst muss doch keiner haben. Wir sind doch hier ein nettes Völkchen - und fressen niemanden auf...“
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