In einem so großen Verein wie dem FC Schalke 04 gibt es naturgemäß über die meisten Themen kein einheitliches Meinungsbild. Das wurde auch beim Mitgliederkongress am Samstag in der Veltins-Arena deutlich. Auffällig dabei, viele Anhänger interessieren sich angesichts der trostlosen Schalker Tabellenlage kaum noch für die aktuelle Spielzeit. Sie wollen ganz andere Dinge wissen.
Wer wird neuer Sportvorstand? Welche Konturen des neuen Kaders zeichnen sich ab? Bleibt Kees van Wonderen Trainer des FC Schalke 04? Doch gerade die letzte Frage mutet skurril an, denn der Niederländer ist doch erst seit dem 7. Oktober 2024 im Amt. Aber Schalke ist eben Schalke, und wenn etwas auf Rekordniveau in den vergangenen Jahren war, dann der Trainerverschleiß.
Wer stellte Kader zusammen?
Die ständigen Gerüchte um seine Person dürften van Wonderen zunehmend auf die Nerven gehen, doch bisher lässt er sich nichts anmerken. In diesem Zusammenhang darf man aber schon einmal die Frage stellen, ob ein anderer Trainer mit diesem Kader mehr Erfolg hätte. Als Karel Geraerts noch die Königsblauen coachte, musste man vor dem Saisonstart den Eindruck haben, es wimmele nur so von Ausnahmekickern im Schalker Aufgebot.
Sportliche Rohdiamanten, die nur noch geschliffen werden müssten. So war die Botschaft von Kaderplaner Ben Manga, als er gar in einer dreiteiligen Serie die großen Schalker Hoffnungsträger porträtierte. Martin Wascinski sei „fußballerisch sehr gut ausgebildet. Martin kann einen Gegner ohne Probleme andribbeln. Unser Scout für den belgischen Markt hatte ihn schon lange auf dem Zettel“.

Oder Amin Younes, den Manga mit folgenden Worten adelte: „Amin hat eine Ballbehandlung wie kaum ein Zweiter, seine spieltechnischen Fähigkeiten sind herausragend“. Oder gar Anton Donkor, der mit folgenden Superlativen bedacht wurde: „Wenn Anton hinten einmal Anlauf nimmt, dann ist der Junge kaum zu halten. Ich sage immer: Anton ist eine Maschine. Er denkt immer Richtung Tor – entweder selbst mit dem Ball am Fuß oder mit einem klugen Zuspiel auf einen seiner Mitspieler“.
Doch die Realität sah dann ganz anders aus. Wascinski ist schon wieder ausgeliehen, Younes und Donkor tritt man nicht zu nahe, wenn man sie allenfalls als sportliche Mitläufer charakterisiert. Manga hat bei der überwiegenden Mehrzahl seiner Transfers daneben gelegen. Warum sollte er es in diesem Sommer besser machen, wo der nächste Umbruch bevor steht?
Wo bleibt Aufbruchstimmung?
Längst wäre es höchste Zeit, Entscheidungen zu fällen, die ein wenig Aufbruchstimmung für die Zukunft vermitteln könnten. Vielleicht ist ja einiges schon vorbereitet, aber aktuell fehlt der Glaube, zumal der Aufsichtsrat am Freitag lange zusammensaß, aber von konkreten Ergebnissen ist bisher nichts bekannt.
Auch nicht, wie es mit Youri Mulder weitergeht. Bleibt er Sportdirektor, kehrt er in den Aufsichtsrat zurück, oder wird der beliebte Funktionär sogar zum Sportvorstand befördert? Mulder sagte, es sei nicht nicht die Zeit für Erklärungen, erst in einigen Wochen. Das Mantra des Aufsichtsratsvorsitzenden Axel Hefer, Genauigkeit gehe bei wichtigen Personalentscheidungen vor Schnelligkeit, ist zwar richtig, aber es wurde vor vielen Monaten formuliert. Dass Schalke immer noch nicht in der Lage ist, einen neuen Sportvorstand zu präsentieren, passt so gar nicht zu einem weiteren Mantra, das da lautet, Königsblau sei ein großer Club.
Ein Kader mit „einer Maschine“
Der Blick auf die aktuelle Zweitligatabelle sagt etwas anderes: Schalke ist nach 26 Spieltagen Elfter mit zwölf Punkten Rückstand auf Platz drei. Natürlich trägt van Wonderen eine Mitverantwortung für die schwache Schalker Saison. Aber es sei noch einmal in Erinnerung gerufen: Er hat diesen Kader mit „einer Maschine“ nicht zusammengestellt.