Vorstand und Aufsichtsrat des FC Schalke 04 haben entschieden, keine finanzielle Hilfe von Clemens Tönnies anzunehmen. Wieder einmal hat der Verein eine große Chance verpasst. Ein Kommentar.
In dieser brisanten und für den Klub womöglich existenziellen Frage wäre eine Mitgliederbefragung die sinnvollste Lösung gewesen, als faires und demokratisches Signal. Ein Votum der Vereinsfamilie ist für alle Mitglieder bindend und gibt jedem das Gefühl, dass seine Stimme Gewicht hat.
Doch Schalke verpasst die nächste Chance, seine Fans an wichtigen Entscheidungen zu beteiligen. Mit der groß angekündigten Transparenz ist es nicht weit her. Viele Mitglieder haben den Eindruck, dass Vorstand und Aufsichtsrat lieber im stillen Kämmerlein vor sich hin werkeln, als dass sie die Basis mitnehmen.
Mitgliederzahl darf kein Hindernis sein
Dabei kultiviert Schalke doch durch viele Aktionen immer wieder das Bild eines „besonderen Vereins“, der Fannähe lebe. Aber in dieser wichtigen Frage ist davon wieder einmal nichts zu sehen.
Natürlich wäre es eine Herausforderung gewesen, eine Abstimmung für rund 160.000 Mitglieder zu organisieren. Aber diese Zahl darf kein Argument sein, zumal die Wahrscheinlichkeit sehr hoch gewesen wäre, dass sich längst nicht alle Mitglieder beteiligt hätten. Zu Jahreshauptversammlungen kamen in den vergangenen Jahren auch nicht mehr als rund 10.000 Mitglieder in die Veltins-Arena.
Vorreiter bei der Digitalisierung?
Wer sich als Vorreiter in Sachen Digitalisierung generiert, dem müsste es doch gelingen, auch kurzfristig solch eine Abstimmung anzubieten. Aber es spricht viel dafür, dass die Schalker Entscheidungsträger sich darüber überhaupt keine Gedanken gemacht haben. Jetzt ist der Zug abgefahren.
Dies ist traurig für einen Verein, der auch in der Causa Tönnies nicht in der Lage ist, gemäß seinem Leitbild („Schalke wir leben dich“) zu handeln. Lieber nimmt man weitere Unruhe in Kauf, anstatt endlich mal ein Zeichen des Zusammenhalts zu setzen. Nun droht eine Zerreißprobe, die in die 2. Liga führen kann.