Besinnliche Ostertage auf Schalke? Davon ist der Verein an diesem Wochenende meilenweit entfernt. Erst gab es ein aufregendes 2:2 gegen den Hamburger SV, wobei die Königsblauen trotz Unterzahl über 87 Minuten dem Tabellenführer eine Punkteteilung abtrotzten. Danach folgte die Abschiedsankündigung von Trainer Kees van Wonderen, verbunden mit seiner Kritik an den Schalker Bossen, die hohe Wellen schlug.
Dem Niederländer, der sehr viele Sympathien bei den Fans genießt, beklagte die fehlende Rückendeckung der Entscheidungsträger, eine unzureichende Kommunikation und keine klare Strategie, wohin Schalke in Zukunft sportlich will. Bei seinen Ausführungen, die sachlich vorgetragen wurden, war zu spüren, dass sich der 56-Jährige keine verbale Zurückhaltung mehr auferlegen wollte.
Schwankende Leistungen
Van Wonderen sieht seine Mission nach seiner Amtsübernahme im Oktober vergangenen Jahres so gut wie erfüllt. Er habe Schalke sportlich stabilisiert und die Abstiegsregion mit seiner Mannschaft verlassen. Schalke hatte damals nach acht Spieltagen lediglich acht Zähler auf dem Konto, als Karel Geraerts gehen musste. In bisher 22 Spielen unter der Leitung von van Wonderen sammelten die Königsblauen 30 Punkte und befreiten sich nahezu endgültig aus dem Abstiegskampf.
Allerdings hatte Schalkes sportliche Leitung betont, nicht nur die Ergebnisse bei der Beurteilung der Arbeit des Trainers heranzuziehen, sondern auch, ob die Mannschaft eine positive Entwicklung aufweise. Dies lässt sich mit Fug und Recht anzweifeln, weil die Blau-Weißen zuletzt sehr schwankend spielten. Negatives Beispiel war das Desaster in Regensburg und jetzt die starke Leistung gegen den Zweitliga-Spitzenreiter innerhalb von wenigen Tagen.

Am frühen Nachmittag war noch keine Entscheidung darüber gefallen, ob Schalke sich vier Spieltage vor dem Saisonende von van Wonderen trennt und der Coach die Saison beenden darf. Das Meinungsbild bei den Entscheidungsträgern ist nach Informationen dieser Zeitung nicht einheitlich. Schalkes Aufsichtsratschef Axel Hefer ist um eine klare Linie bemüht.
Der frühere Schalker Trainer Peter Neururer übte indessen harte Kritik an der Vereinsführung der Blau-Weißen. Schalke habe kurz vor der Saison-Endphase nur deshalb nichts mehr mit dem Abstieg zu tun, „weil einige Mannschaften glücklicherweise noch weniger Qualität haben“, sagte Neururer dem Sportinformationsdienst. Aus dem derzeitigen Kader könne „kein Trainer der Welt etwas machen“.
Neururer setzt auf Baumann
Hoffnung auf Besserung birgt für Neururer die Personalie Frank Baumann, der Schalke ab Sommer als Sportvorstand wieder „zu einem dauerhaften und erfolgreichen Erstligisten“ formen will. „Frank Baumann ist ein exzellenter Typ. Ein Defensivkünstler, der er damals war, muss man auch auf Schalke sein“, sagte Neururer. Baumann ist natürlich schon in die Trainerentscheidung längst eingebunden. Sein Wort dürfte großes Gewicht haben, ob Kees van Wonderen auch noch am nächsten Sonntag in der Auswärtspartie in Kaiserslautern auf der Schalker Trainerbank sitzen wird.
Denkbar wäre, dass der bisherige Co-Trainer Tim Hoogland als Interimslösung einspringen könnte. Der gebürtige Marler hat aus seinem Ehrgeiz nie einen Hehl gemacht, im Profifußball als Trainer Fuß fassen zu wollen.