Erst viereinhalb Jahre ist es her, als der FC Schalke 04 sein bisher letztes Champions League Spiel absolvierte. Am 12. März 2019 gab es ein 0:7 bei Manchester City. Obwohl dieses Resultat an den Kräfteverhältnissen auf dem grünen Rasen keinen Zweifel ließ, hätte damals wohl niemand gedacht, in welcher Schnelligkeit die Königsblauen ihren bis dahin guten Ruf verspielten.
Im Oktober 2023 braucht es viel Phantasie, um Schalke eine zeitnahe Rückkehr auf die internationale Fußballbühne zuzutrauen. Aktuell sieht es eher danach aus, als stünde der Verbleib in der 2. Liga auf dem Spiel. Zwar sind erst acht Spieltage vorbei, aber die Königsblauen präsentierten sich bei der 1:3-Niederlage in Paderborn in so abenteuerlich schwacher Verfassung, dass der Verein auf Nummer sicher ging und den Mannschaftsbus aus Angst vor Ausschreitungen der eigenen Fans mit einem Großaufgebot von Polizeiwagen zum Vereinsgelände eskortierte.
Knäbel gerät unter Druck
Dort blieben Krawalle am späten Freitagabend zwar aus, doch die Erinnerung kochte hoch: In der Nacht des Bundesligaabstiegs 2021 waren die Spieler von königsblauen Anhängern um das Stadion gejagt worden. Der Tiefpunkt der jüngeren Vereinsgeschichte, die sich seit mehreren Jahren trotz des Wiederaufstiegs in die Bundesliga unter der Überschrift Pleiten, Pech und Pannen zusammenfassen lässt.
Aktuell sind Vokabeln wie Chaos und Krise die meistverwendeten Worte, wenn vom FC Schalke 04 die Rede ist. Nachdem der Vorstandsvorsitzende (Dr. Bernd Schröder) und der Trainer (Thomas Reis) schon wieder Geschichte sind, könnte bald für Sportvorstand Peter Knäbel Schicht auf Schalke sein. Zu viele Personalentscheidungen hat der 56-Jährige in den vergangenen Woche und Monaten zu verantworten, die nicht wie erhofft den Verein weiter gebracht haben.
„In Ruhe angehen“
Und was sein Sportkonzept betrifft, um Schalke dauerhaft wettbewerbsfähiger zu machen, werden hinter vorgehaltener Hand auf der Geschäftsstelle mehr spöttische Kommentare abgegeben, als dass diese Vorgaben als wertvolle Impulse für die Vereinsarbeit bewertet werden.
Die Ablösung des Sportvorstands sei laut Aufsichtsrats-Boss Axel Hefer zwar entgegen anderslautender Gerüchte noch nicht beschlossen, allerdings sei noch offen, wie es mit dem 56-Jährigen weitergeht. „Das ist ein Thema, das wir in Ruhe angehen werden, sobald die akuten Herausforderungen gelöst sind“, so Hefer. „Wenn der neue Trainer und der neue CEO da sind, müssen wir in Ruhe analysieren, woran es gelegen hat und welche Dinge wir insbesondere im Sport noch anpassen müssen.“

Beim nächsten Heimspiel gegen Hertha BSC werden wohl noch Matthias Kreutzer und Mike Büskens die Schalker Mannschaft betreuen. „Wir werden die Zeit für die Trainersuche nutzen“, sagte Hefer, der offenbar keine interne Lösung anstrebt. „Unser Ziel ist es, einen neuen Trainer zu holen. Und ich bin sehr zuversichtlich, dass uns das in absehbarer Zeit gelingen wird. Wir arbeiten mit Hochdruck daran.“
Der Klub sei dabei trotz der gegenwärtigen Misere eine attraktive Adresse. „Schalke ist nach wie vor ein Verein, bei dem - seien es Spieler, Sponsoren oder Trainer - quasi alle gesprächsbereit sind und ein gewisses Kribbeln verspüren.“
Brinkert wird es nicht
Die Suche nach einem neuen Vorstandsboss ist indessen abgeschlossen. Der neue starke Mann soll in der Länderspielpause präsentiert werden. Marketingstratege Raphael Brinkert, der gerüchteweise immer wieder genannt wurde, wird es nach Informationen dieser Zeitung nicht sein. Brinkert wurde vom Aufsichtsrat nie gefragt, ob er Interesse an diesem Posten habe.
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