Entlassung nachvollziehbar
Kommentar: Heidel muss auf Schalke jetzt liefern
Der Witz, der seit Jahren auf Schalke die Runde macht, garantierte Markus Weinzierl viele Lacher. Er habe, so Schalkes Trainer im Sommer 2016 bei seiner Präsentation vor der Presse, Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche. Die Vermieter wären an längerfristigen Mietverhältnissen interessiert... Aus Spaß wurde Ernst, und zwar schneller als gedacht.
von Von Norbert Neubaum
Gelsenkirchen
, 10.06.2017 / Lesedauer: 2 minManager Christian Heidel hat Schalke-Trainer Markus Weinzierl am Ende doch den Rücken zugekehrt - verständlich. Personelle Ausrutscher darf er sich jetzt aber selbst nicht mehr erlauben.
Weinzierl ist in seiner ersten Schalke-Saison gescheitert – und zwar nicht an der so oft zitierten Unruhe im Verein und dessen Umfeld. Kaum einem seiner zahlreichen Vorgänger wurde so viel Nachsicht und Geduld gegönnt wie Weinzierl.
Rauswurf ist logisch, Zeitpunkt überrascht
Der wirkte allerdings zunehmend rat- und hilfloser und teilweise sogar uninspiriert, um die Kurve auf Schalke doch noch zu kriegen. Dass Manager Christian Heidel die Reißleine zog, ist nachzuvollziehen, wobei der Zeitpunkt nicht logisch ist. Während oder direkt nach der Saison hätte Weinzierls Rauswurf niemanden überrascht.
Heidel muss jetzt liefern: Er hat den Trainer verpflichtet und ließ sich diesen Fehlgriff sogar drei Millionen Euro Rekord-Ablöse kosten. Der Ex-Augsburger passte angeblich perfekt in die Anforderungs-Pyramide, in die Heidel potenzielle Trainer-Kandidaten einordnet. Weinzierl ist Heidels erste große und gravierende Fehlentscheidung.
"Bescheidene" Transferbilanz
Nicht die einzige übrigens: Bis auf Billig-Bomber Burgstaller ist Heidels Transferbilanz – höflich formuliert – durchwachsen. Mit Yevhen Konoplyanka holte er sogar einen Dreifach-Flop – der Ukrainer kostete viel Geld, passte angeblich nicht in Weinzierls System (wird darüber nicht vorher gesprochen?) und leistete durch ungewöhnlich harte öffentliche Kritik an Weinzierl seinen Beitrag an der Trainer-Demontage.
Für Weinzierls Scheitern ist auch Heidel verantwortlich. Noch einen Trainer-Irrtum darf er sich nicht leisten. Was spricht eigentlich dagegen, dass ein S04-Trainer – gerade ein „No-Name“ wie Domenico Tedesco – zunächst mal einen Einjahres-Vertrag bekommt? Das könnte Schalke viel Geld sparen. Und die Vermieter im Revier hätten etwas mehr Planungssicherheit.