Knäbel, Büskens, Latza und Co: Königsblau und der „Schalker Weg“

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Knäbel, Büskens, Latza und Co: Königsblau und der „Schalker Weg“

rnSchalke 04

Bei der Präsentation von Peter Knäbel als neuem Sportvorstand ist viel von „Schalker Herzblut“ die Rede. Qualität schlägt aber alles. Denn Schalke müsse Wiederaufstiegs-Ambitionen haben.

Gelsenkirchen

, 31.03.2021, 17:31 Uhr / Lesedauer: 3 min

Kurz vor dem Ende der digitalen Pressekonferenz am Mittwoch Mittag wurde Dr. Jens Buchta kurz persönlich. Schalkes Aufsichtsrats-Vorsitzender war gefragt worden, ob er angesichts der großen Turbulenzen in den vergangenen Wochen nicht die Lust an seinem Amt verloren hätte. Das verneinte der Jurist zwar, berichtete aber von Bedrohungen, die er erhalten habe. Und appellierte daran, sich aufs Schalker Leitbild zu besinnen. Fairness sei das Gebot der Stunde. Es sei nun an der Zeit, ein wenig innezuhalten.

Zwei Ausrufezeichen

Tatsächlich hat Schalke nun zwei Ausrufezeichen dahin gesetzt, wo vorher große Fragezeichen standen. Am Dienstag vermeldete der Verein, dass Hauptsponsor Gazprom den Königsblauen auch in der immer näher kommenden Zweiten Liga treu bleiben wird. Und am Mittwoch wurde dann die Groß-Baustelle geschlossen, auf der sich mit der „Gruppe Rangnick“ zwischenzeitlich ein völlig unangemeldeter Bautrupp öffentlichkeitswirksam betätigt hatte: Peter Knäbel wird zum neuen Sportvorstand befördert.

Also kein Ralf Rangnick, kein Markus Krösche, kein Rouven Schröder, kein Horst Heldt – Knäbel kann mit dem Verdacht, keine Wunsch-Lösung zu sein, gut leben. Er hat seine Chance genutzt, die ihm der Aufsichtsrat nach der vorzeitigen Trennung von Jochen Schneider gegeben hat, und auch davon profitiert, dass Dr. Buchta und Co. nun endlich wieder mehr Ruhe im Verein haben wollen: „Wir wollten diese Frage bis Ende März geklärt haben“ so Dr. Buchta.

Wunsch nach mehr Ruhe

Das sei gelungen, natürlich auch mit dem Hintergrund, „dass ständig neue Diskussionen über immer neue Kandidaten dem FC Schalke 04 sicherlich nicht gut getan hätten“. Im Prinzip stand Schalke mit dieser Personalie ja gar nicht so sehr unter Druck: Knäbel hätte auch als Sportchef weiterarbeiten können, ohne gleich in den Vorstand berufen zu werden.

Drei Punkte, so Dr. Buchta, hätten für Knäbel gesprochen: Er würde erstens in Strukturen denken, könne diese ändern und anpassen. Zweitens habe er bei seinem jüngsten Auftritt vor dem Aufsichtsrat einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Und drittens habe dem Aufsichtsrat gut gefallen, dass Knäbel sofort zugesagt habe, als es darum ging, das Amt des sportlich Verantwortlichen „kommissarisch“ zu übernehmen. Mit der Verpflichtung von Trainer Dimitrios Grammozis als Nachfolger von Christian Gross und dem Ex-Schalker Danny Latza von Mainz 05 für die kommende Saison habe Knäbel auch schon erste Akzente gesetzt. Latza sei genau der Typ Spieler, der laut Dr. Buchta ins nun gewünschte „Raster“ passe.

Latza passt ins „Raster“

Denn Schalke will den „Schalker Weg“ gehen. Knäbel weist darauf hin, dass schon jetzt mit Mike Büskens, Gerald Asamoah, Norbert Elgert und Mathias Schober viel Königsblau in diversen Funktionen rund um die Profi-Abteilung stecke. Der Verein solle wieder von „königsblauem Herzblut“ dominiert werden, prinzipiell gelte das auch für die neue Mannschaft, die wahrscheinlich in der Zweiten Liga an den Start gehen muss. Über allem stehe aber, so Knäbel, „Qualität“. Denn Schalke müsse zumindest die Ambitionen haben, den direkten Wiederaufstieg anzustreben. Da passt es ins Bild, dass Zweitliga-Dauerknipser Simon Terodde vom Hamburger SV aktuell mit Schalke in Verbindung gebracht wird.

Welche finanziellen Mittel Knäbel für den Neuaufbau zur Verfügung stehen, hängt auch davon ab, was mit der aktuellen Mannschaft passiert: „Es gilt, Verträge zu respektieren“, weiß Knäbel, dass da noch viele Stolperfallen auf ihn lauern.

Denn die Vertragsinhalte einiger S04-Profis könnten den schwierigen Spagat erfordern, sie entweder zu teuren Bezügen zu behalten oder sie möglicherweise unter Wert zu verkaufen. Auch das wird ein Thema der nächsten Sitzung der „Task Force Kaderplanung“ sein – zumindest das Vokabular auf Schalke behält internationalen Anstrich.

Seit 2018 auf Schalke

Warum auch nicht? Denn Knäbel hat in seiner Vita ja durchaus schon einiges vorzuweisen: Der 54-jährige gebürtige Wittener, als Profi u. a. für den VfL Bochum, den FC St. Pauli und den 1. FC Nürnberg am Ball, arbeitete als Technischer Direktor für den FC Basel und den Schweizerischen Fußball-Verband, bevor er 2014 Direktor Profifußball beim HSV wurde. Dort stolperte er über die „Rucksack-Affäre“ – ihm wurde ein Rucksack mit Vertragsunterlagen etc. gestohlen. Seit 2018 ist Knäbel Technischer Direktor Entwicklung auf Schalke. Insofern ist auch seine Beförderung ein Stück des „Schalker Wegs“, nachdem der Klub in den letzten Monaten vor allem auf dem Holzweg war – und jetzt vielleicht wirklich mal kurz innehalten sollte.