Thilo Kehrer verlässt Schalke 04 für 37 Millionen Euro, das ist seit Samstag bekannt. Damit reiht sich der 21-Jährige in eine Reihe von Talenten ein, mit denen S04 ordentlich Kasse machte.
„Die Knappenschmiede hat eine große Strahlkraft.“ Diesen Satz hat Schalkes Sportvorstand Christian Heidel seit seinem Amtsantritt im Sommer 2016 schon des Öfteren gesagt. Die ausgezeichnete Jugendarbeit ist ein Eckpfeiler der Schalker Vereinspolitik. Über 50 Profis für Europas beste Ligen hat die Nachwuchsabteilung der Blau-Weißen bereits hervorgebracht.
Oft ist es Schalke gelungen, für die eigenen Talente exorbitante Ablösesummen zu erzielen, wenn keine Vertragsverlängerung möglich war. Thilo Kehrer ist mit einer Ablösesumme von 37 Millionen Euro, die sein Wechsel zu Paris St. Germain eingebracht hat, das jüngste Beispiel. Doch er war in der jüngsten Vergangenheit längst nicht das einzige selbst ausgebildete Talent, das Schalke viel Geld bescherte. Goldgrube Knappenschmiede - ein kleiner Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Mesut Özil: Lässt man die Karriere des Mittelfeldspielers Revue passieren, ärgern sich viele Schalker noch heute, dass ihr Klub dieses Toptalent für nur knapp fünf Millionen Euro in der Winterpause 2008 zu Werder Bremen ziehen ließ. Immer wieder gab es Zoff mit Özils Vater Mustafa, der seinen Sohn als Mittelfeldstrategen einordnete. Doch Özil spielte damals meistens auf den Außenbahnen. Es kam zum Bruch mit Königsblau.

Der Wechsel von Mesut Özil zu Ligakonkurrent Werder Bremen brachte Schalke fünf Millionen Euro ein - im Nachhinein mit Blick auf die Karriere, die Özil machte, viel zu wenig. © dpa
Manuel Neuer: Die bis heute wohl größten emotionalen Verwerfungen löste der Wechsel des gebürtigen Bueraners zum FC Bayern München im Sommer 2011 aus. Die langjährige Identifikationsfigur Manuel Neuer wurde über Nacht bei vielen Fans zur „Persona non grata“. Der Nationaltorhüter, seit seinem fünften Lebensjahr bei S04, brachte Schalke aber immerhin knapp 30 Millionen Euro ein. Die Ablösesumme für den mittlerweile viermaligen Welttorhüter betrug 22 Millionen Euro. Hinzu kamen Bonuszahlungen, die der damalige Schalke-Manager Horst Heldt clever ausgehandelt hatte.
Julian Draxler: Der gebürtige Gladbecker, ein weiteres Eigengewächs, seit 2001 im Verein, verließ nach 14 Jahren Königsblau und schloss sich 2015 für 36 Millionen Euro dem VfL Wolfsburg. Kürzlich hat der Nationalspieler erzählt, dass die Entscheidung, Schalke zu verlassen, am 16. Mai 2015 gefallen sei. Schalke hatte den SC Paderborn mit 1:0 besiegt und war in die Europa League eingezogen. Trotzdem wurde Draxler von den eigenen Fans ausgepfiffen. „Das war der Moment, in dem ich wusste, dass ich gehe. Mein Herz ist an diesem Tag zerbrochen. Ich wusste: Ich muss etwas in meinem Leben ändern“, so äußerte sich kürzlich der Weltmeister von 2014 sehr emotional.

Julian Draxler enschied sich dazu, Schalke zu verlassen, weil er trotz eines Sieges mit seinem Heimatklub von einigen Fans ausgepfiffen wurde. © dpa
Leroy Sané: Der ungemein schnelle Stürmer hält (noch) den Schalker Ablöserekord. Rund 50 Millionen Euro, zu denen noch mal fünf Millionen Euro an Boni fließen können, war Manchester City der Angreifer wert. Auch Sané wurde von Talentschmied Norbert Elgert geprägt, der längst Kultstatus bei den Blau-Weißen genießt. Der mittlerweile 61-Jährige bildete u.a. auch Joel Matip, Sead Kolasinac und Max Meyer aus, die Schalke jedoch ablösefrei ziehen lassen musste.
Benedikt Höwedes: Der Ex-Kapitän kehrte Schalke im Sommer 2018 endgültig den Rücken, nachdem er die Vorsaison bereits auf Leihbasis bei Juventus Turin verbracht hatte. Lokomotive Moskau zahlte fünf Millionen Euro Ablöse für den Weltmeister, der dort sportlich aber bisher auch nicht glücklich geworden ist. Im ersten Pflichtspiel für Moskau war der 30-Jährige nicht einmal im Kader, im zweiten saß er 90 Minuten auf der Ersatzbank.

Benedikt Höwedes verließ Schalke, wie Thilo Kehrer, in diesem Sommer. Der Wechsel des langjährigen Ex-Kapitäns zu Lokomotive Moskau hat sich bislang nicht ausgezahlt. © dpa
Fazit: Schalke hat in den vergangenen zehn Jahren über 150 Millionen Euro an Ablösesummen für Spieler bekommen, die der Verein selbst ausgebildet hat. Goldgrube Knappenschmiede - die professionelle Nachwuchsarbeit hat sich im wahrsten Sinne des Wortes für den Verein bezahlt gemacht.