Kommentar

Im "Fall Höwedes" schaut Schalke auf die Zukunft

Das Privileg großer Fußballvereine ist es, sich auch in hektischen Zeiten mitunter eine Prise Romantik leisten zu können. Mit der werden diese Klubs besonders heftig bestäubt, wenn es um den Umgang mit verdienstvollen Spielern geht. Für die Vereine oft ein schwieriger Spagat. Der Fall Höwedes ist ähnlich gelagert wie der von Bastian Schweinsteiger.

von Norbert Neubaum

GELSENKIRCHEN

, 31.08.2017 / Lesedauer: 2 min

Ein Abschied mit Ansage: Benedikt Höwedes spielt künftig bei Juventus Turin.

Es war ein uncharmantes Abservieren von Bastian Schweinsteiger bei den Bayern. Der WM-Held von 2014, ein „Local Hero“, Publikumsliebling durch und durch. „Schweini“ war Kult, nicht wegzudenken aus der „Mia-san-mia“-Gesellschaft des Rekordmeisters. Bis ihn die Bayern zu Manchester United abschoben. Sportlich war Schweinsteiger für sie zum Auslaufmodell geworden. Wie humorlos!

Der „Fall Höwedes“ ist ähnlich gelagert.  Eigengewächs, Publikumsliebling, 2014 Weltmeister, langjähriger Kapitän. Ein Gesicht des FC Schalke 04. Als Kapitän hatte Trainer Domenico Tedesco ihn abgesetzt, eine Stammplatz-Garantie hatte Höwedes nicht mehr. Eine extrem brisante Personalie.

Verdienste unbestritten

Nähern wir uns der Sache mal ganz nüchtern, was übrigens nichts mit mangelnder Wertschätzung für Höwedes zu tun hat. Dessen Verdienste als S04-Profi sind unbestritten, sie sind von bleibendem Wert. Manager und Trainer müssen aber in die Zukunft schauen.  Und wenn Tedesco das, worüber ja auch viele S04-Fans schon längst hinter vorgehaltener Hand tuscheln – Mängel im Aufbauspiel und Tempo-Defizite bei Höwedes – nun auch erkannt hat und daraus Konsequenzen zieht, muss man das zumindest respektieren. 

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Höwedes fällt ja nicht ins Bodenlose: Finanziell wird ihm der Wechsel nicht zum Schaden gereichen, außerdem spielt er bei einem Top-Klub und Champions League. Schalke nicht. Die spannende Frage:: Kann Schalke auf einen Mentalitäts-Garanten wie Höwedes schon verzichten? Wenn nicht, wird dieser Fall für Tedesco und Manager Heidel zum Bumerang.

Tedescos Fauxpass

Übrigens: Die (zu) kühle Bemerkung, „dass man Reisende nicht aufhalten soll“, hätte Tedesco sich sparen sollen. Das können sie beim BVB vielleicht einem streikenden Dembelé hinterherrufen. Benedikt Höwedes hat das nicht verdient. Ganz nüchtern betrachtet.

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